Donnerstag, 28. März 2013

Tourismus auf Kuba – erste Eindrücke

Nachdem die hauptsächlich auf Zucker ausgerichtete Wirtschaft Kubas Anfang der 1990er-Jahre mit dem Kollaps der Sowjetunion zusammengebrochen war, wurde dringend ein neuer Devisenbringer benötigt. Man entschied sich für den Tourismus, der sein Gesicht zunächst in Form von großen Alles-inklusive-Hotels mit einer Kapazität von über 20.000 Betten auf der Halbinsel Varadero zeigte. Kubaner waren dort damals nur als Arbeitskräfte zugelassen.

„Wind of Change“


Das hat sich geändert und auch Kubaner dürfen heute als Gäste nach Varadero kommen. Leisten können sich das allerdings nur wenige. Aber auch heute noch kennen die meisten ausländischen Touristen Kuba nur in Form von Varaderos Sandstränden und Havannas Altstadt. Doch eine zunehmende Anzahl der Besucher sucht aus das Landesinnere oder andere Küstengebiete auf. Der Tourismus auf Kuba boomt, sei es individuell, als Gruppenreisender oder auch mit dem Fahrrad. Die Rahmenbedingungen für Reisende haben sich in den letzten Jahren um einiges verbessert.

Der Sozialismus privatisiert sich


Da Kubaner seit Kurzem private Geschäfte eröffnen dürfen, sprießen nun allenthalben Privatzimmer, Läden, Bars und Restaurants hervor – vor allem in größeren Städten. Auch wenn das Angebot an Speisen und Getränken nicht immer das allergrößte und die Qualität gelegentlich zu wünschen übrig lässt, ist es ein Quantensprung zu vergangenen Zeiten. Das Geld für touristische Investionen erhalten viele Kubaner von der arbeitenden Verwandschaft aus den USA oder Europa.

Manchmal etwas nervig


Doch der Tourismus hat auch seine Schattenseiten. Zahlreiche Bettler stürzen sich vor allem auf Gruppenreisende und fragen nach allem von Kulis über Seife bis hin zu Bargeld. Flüssig sollte man auf Kuba ohnehin sein, denn das Land ist ganz schön teuer geworden und überall wird Trinkgeld erwartet. Wer außerhalb seines Hotels auf die Toilette geht, einer bei so gut wie jeder Mahlzeit ungefragt aufspielenden Kapelle  zuhört oder nur mal nach dem nächsten Geldautomaten fragt: überall hält man die Hand auf. Irgendwie auch verständlich, wenn man weiß, dass ein Kubaner nur zwischen 10-20 Euro monatlich verdient, diesen schmalen Lohn mit Trinkgeld aber schnell verfielfachen kann. Manchmal geht es ein wenig plump, dreist und penetrant zu, so als müsste man sich ein Trinkgeld erst gar nicht verdienen.

Zwei Welten beim Transport


Was die Fortbewegung in Kuba angeht, gibt es ein Zwei-Klassen-System. Daher ist es schon ein wenig befremdlich, wenn man in einem neuen Bus cinesischer Herkunft mit Klimaanlage, Vorhängen und verschiebbaren Sitzen im Rahmen einer Gruppenreise durch Kuba gefahren wird, während für die kubanische Bevölkerung der Transport – neben der Wohnungssuche – weiterhin eines der größten Probleme darstellt. Man behilft sich mit Pferdekutschen, schrottreifen Bussen oder Fahrradtaxis. Aber es ist eben kein Wunder, dass der Tourismus Begehrlichkeiten in der Bevölkerung weckt. Dafür ist es auf Kuba – im Vergleich zum mittelamerikanischen Festland – erstaunlich sicher und ruhig.