Freitag, 17. Februar 2023

Fairtrade-Studie: Auswirkungen auf Blumenarbeiter*innen

Fairtrade-Rosen sind ein beliebtes Geschenk, vor allem zum Valentinstag. Eine am 13. Februar publizierte Studie zeigt, dass sie noch viel mehr sind – besonders für die Blumenarbeiter*innen in Ostafrika. So gaben 69 Prozent der Arbeiter*innen auf Fairtrade-zertifizierten Farmen an, dass sie höhere Löhne erhalten als ihre Kolleg*innen auf nicht-zertifizierten Farmen. Neben den höheren Löhnen sorgen laut der Studie auch die Fairtrade-Prämien dafür, dass die Blumenarbeiter*innen unter geringerem finanziellen Druck stehen. Fast neun von zehn sagten, dass sie oder ihre Haushaltsmitglieder individuell von der Fairtrade-Prämie profitiert haben. Die Prämie ist ein finanzieller Aufschlag, den die Farmen für ihre Fairtrade-Verkäufe zusätzlich erhalten und der direkt den Beschäftigten zugutekommt. Am häufigsten investieren die Blumenarbeiter*innen die Fairtrade-Prämien in Schulbildung, Haushaltsgegenstände und Gemeinschaftsprojekte wie Wasser-, Gesundheits- und Schulinfrastruktur. „Die Ergebnisse dieser Studie sind eine echte Bestätigung dafür, dass wir mit unserer Arbeit auf dem richtigen Weg sind“, sagt Melanie Dürr, Global Product Manager für Blumen und Pflanzen bei Fairtrade International.

Sensibilisierter für Arbeitnehmendenrechte und Geschlechtergerechtigkeit 

Die Ergebnisse der Studie zeigen auch, dass Fairtrade-Arbeiter*innen selbstbewusster sind, wenn es um die Durchsetzung ihrer Rechte am Arbeitsplatz, die Erschließung zusätzlicher Einnahmequellen und das Engagement in ihren Gemeinden geht. Schulungen des Produzentennetzwerks Fairtrade Africa haben zudem nachweislich das Verständnis der Arbeitnehmenden für geschlechtsspezifische Fragen erweitert. Das ist sehr wichtig, denn mehr als die Hälfte der 71.000 Beschäftigten auf Fairtrade-zertifizierten Blumenfarmen in aller Welt sind Frauen, und mehr als 50 Prozent der Führungs- und Managementpositionen auf diesen Farmen sind von Frauen besetzt, was außergewöhnlich ist. 

Fairtrade lohnt sich auch für die Blumenfarmen

Fairtrade lohnt sich nicht nur für die Arbeiter*innen. Auch die von den Forscher*innen befragten Farmmanager*innen äußerten sich positiv über Fairtrade. Sie gaben an, dass die Vorteile von Fairtrade die Kosten der Zertifizierung überwiegen. Zu diesen zählen ein verbesserter Marktzugang, stabile Preise und langfristige Verpflichtungen seitens der Käufer. Neben vielen positiven Befunden enthält die Studie auch eine Reihe von Empfehlungen. So wird Fairtrade aufgefordert, das Engagement für Arbeiter*innen in Bezug auf Lohnverhandlungen und deren gewerkschaftliche Vertretung auszuweiten, sich für weitere Lohnsteigerungen in Richtung existenzsichernde Löhne einzusetzen und die Umweltanforderungen zu erhöhen. „Obwohl wir mit den Ergebnissen der Studie zufrieden sind, zeigt sie auch, dass wir uns noch verbessern können. Wir arbeiten weiter daran, die Löhne der Blumenarbeiter*innen zu steigern und die Umweltverträglichkeit des Blumenanbaus zu verbessern um unser Ziel, eine gerechtere und nachhaltigere Welt für alle zu schaffen, zu erreichen“, so Dürr abschließend.   


Mehr zu Fairtrade-Blumen

Blumen sind ein wichtiges Fairtrade-Produkt und bei den Konsument*innen sehr beliebt, insbesondere zu festen jährlichen Anlässen wie dem Valentinstag. 97 Prozent der gesamten Fairtrade-Blumenproduktion findet in Ostafrika statt. Allein im Jahr 2021 dort wurden 5,1 Milliarden Stiele Fairtrade-Blumen von fast 70.000 Arbeiter*innen produziert. Im gleichen Zeitraum wurden mit dem Verkauf von Fairtrade-Blumen weltweit mehr als 8,5 Millionen Euro an Prämien erwirtschaftet. 

Quelle: Fairtrade Deutschland

Dienstag, 7. Februar 2023

Textilbündnis: Was bewirkt die Neuausrichtung?

 

Vor dem Hintergrund sich weiter entwickelnder Rahmenbedingungen, u.a. die Einführung des deutschen Lieferkettengesetzes, gab sich das Bündnis für nachhaltige Textilien (kurz Textilbündnis) 2022 eine neue Struktur. Diese Multi-Stakeholder-Initiative bringt Unternehmen, Verbände, Nichtregierungs-organisationen, Standardorganisationen, Gewerkschaften und die deutsche Bundesregierung an einen Tisch, um die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie strukturell zu verbessern. INKOTA hat das Textilbündnis 2014 mit auf den Weg gebracht. Zivilgesellschaftlichen Organisationen des Steuerungskreises und der Expertengruppen (HEJSupport, Südwind, INKOTA und FEMNET) stellen nun die wichtigsten Änderungen dieser Neustrukturierung vor und bewerten sie. Der Fokus des Bündnisses liegt jetzt auf der Umsetzung von Sorgfaltspflichten und Wirkung vor Ort, die soll gemessen und dazu muss berichtet werden. Denn es ist festzustellen und nicht hinnehmbar, dass die Beschlüsse und Aktivitäten des Textilbündnisses in den letzten sieben Jahren kaum Fortschritte bei der Verbesserung von Arbeitsbedingungen vor Ort brachten. Daher ist zu konstatieren, dass bislang kein messbarer Fortschritt bei zentralen Themen besteht. Eine Wirkung vor Ort ist nur möglich, wenn der Wille zur Veränderung bei allen Anspruchsgruppen vorhanden ist. Diesen Willen nimmt die Zivilgesellschaft bei einigen Mitgliedsunternehmen wahr, jedoch längst nicht bei allen. Inwieweit nun die Neustrukturierung größere Wirksamkeit vor Ort entfaltet, ist derzeit noch unklar.

Quelle: Inkota

Hier das Bilanzpapier der Zivilgesellschaft lesen