Mittwoch, 31. Juli 2013

Der 100ste Blogbeitrag – und Lust auf mehr ...



Am 26. November 2012 ging der Blog zum Buch „Fair einkaufen – aber wie?“ online. Acht Monate später stehen bereits 100 Beiträge im Netz. Sie reichen von Studien und Filmtipps zum Fairen Handel über die Arbeitsbedingungen auf den Ananasplantagen Costa Ricas bis hin zu konkreten Infos, wo man sein altes Handys zum recyceln geben und dabei etwas Gutes tun kann. Wir hoffen, dass Euch der bunte Themenstrauß gefällt und Ihr ebenso viel Spaß beim Lesen habt (auch wenn oft um ernste Dinge geht), wie wir beim Schreiben.

And the winner is …

100 Blogbeiträge stehen im Netz, aber einige Themen wurden besonders oft angeklickt. Hier sind die Topbeiträge der vergangenen acht Monate (einige leider ohne Fotos, der Grund siehe: http://faireinkaufenaberwie.blogspot.de/2013/06/in-eigener-sache-fotos-geloscht.html):

1) Kritik an fair gehandelten Blumen


2) Ritter Sport in Nicaragua


3) TUI und Delfintourismus

4) Wie es Tchibo zu einem CSR-Preis brachte



5) Konkurrenz für Nespresso




 Ein Blog lebt von seinen Lesern

Wir von „Fair einkaufen-aber wie?“ glauben, dass es wichtig ist, Menschen über die Arbeitsbedingungen anderer Menschen aufzuklären, über aktuelle Entwicklungen bei fairen Themen zu informieren und entsprechende Sammel- und Spendenaufrufe zu unterstützen. Ganz besonders wichtig sei aber Ihr, die Leser dieses Blogs. Mit jedem Klick animiert ihr uns weiter zu machen und mit jeder Weiterempfehlung helft Ihr, die Beiträge dieses Blogs weiter zu verbreiten. Daher wie gewohnt unsere Bitte um Weiterleitung der Blogbeiträge an Freunde, Familienangehörige und Bekannte. Dies ist auch auf Facebook möglich, wo wir uns über jeden Daumen ("gefällt mir") freuen. Auf Facebook sind wir allerdings weniger aktiv und verweisen in der Regel auf unseren Blog.

Montag, 29. Juli 2013

Tourismus: Unfair hoher Wasserverbrauch



Wo Touristen unterwegs sind auf dieser Erde, wird Wasser verbraucht – und nicht zu knapp. Badelandschaften, Funparks, Golfplätze, Zimmer mit Jacuzzi und üppige Gartenanlagen verschlingen riesige Wassermengen. Wasser, das Mensch und Natur in der Umgebung von Hotels, Lodges und Ferienanlagen fehlt.

Extreme Schieflage beim Wasserverbrauch


Die Zahlen sprechen für sich: "Die Ferien- und Reisebranche verbraucht rund ein Hundertstel des weltweiten Wassers", so Nina Sahdeva, Projektmitarbeiterin von fairunterwegs, dem Schweizer Portal für umweltverträglichenund sozialen Tourismus. Auf der zu Tansania gehörenden Insel Sansibar im Indischen Ozean verbrauchen Luxushotels bis zu 3.195 Liter Wasser pro Tag und Hotelzimmer. Lokalen Durchschnittshaushalten stehen hingegen knapp drei Prozent dieser Menge - insgesamt nur rund 93 Liter - zur Verfügung. Sicherheitskräfte schützen die Wasserleitungen der Luxus-Unterkünfte, damit Einheimische sich nicht ihren Anteil abzapfen.

Lokale Bevölkerung leidet unter Wassermangel

Im indischen Goa ist das Verhältnis noch schlimmer: Während ein Fünfsternhotel 1.785 Liter Wasser pro Gast und Tag verbraucht, bleiben der lokalen Bevölkerung 14 Liter pro Person am Tag. "Das entspricht also knapp 0,8 Prozent der Menge, die ein Feriengast verbraucht und weit weniger als die 50 bis 100 Liter Wasser pro Person, die die Vereinten Nationen vor zwei Jahren als Menschenrecht definierten", so Sahdeva. Erst im Vorjahr hat die tourismuskritische Organisation TourismConcern einen Bericht zur Wassergerechtigkeit im Tourismus erstellt und dabei einige Destinationen vorgestellt, in denen der Wassermangel durch ein nicht nachhaltiges Tourismusangebot soziale Unruhen ausgelöst hat.

Beispiele Kerala und Bali

Im indischen Kerala sind die Backwaters, das Wasserstrassennetz, vom Treibstoff und Abwasser der vielen touristischen Hausboote verseucht. In Folge sterben Fische, die eine wichtige Nahrungs- und Einkommensgrundlage der Bevölkerung sind. Die Anwohner müssen für ihr Trinkwasser auf das kaum funktionierende Verteilernetz der Gemeinde zurückgreifen. Auch im Tourismusparadies Bali verlassen Reisbauern in Scharen ihre traditionellen und überaus malerischen Felder. Die Gründe dafür sind die wegen des touristischen Immobilienmarktes in die Höhe geschossenen Pachten und die Wasserknappheit für die Anbauflächen. Hotels mit ihren Pools, aber auch Wasserparks und Golfplätze verbrauchen zu viel des kostbaren Guts Wasser.

Behörden mit fehlendem Bewusstsein

Die ungleiche Wasserverteilung hat viele Ursachen. Zum einen kümmern sich Regierungen und ihre Behörden mancherorts lieber um touristische Großprojekte als um Einkommensmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung und kleinere einheimische Tourismusunternehmen. Dabei vernachlässigen sie oft Dienstleistungen, die eigentlich an erster Stelle von den Steuergeldern bezahlt werden müssten, wie beispielsweise ein gutes Wasserverteilnetz. Zum anderen greifen Beamte oft nicht ein, wenn Hoteliers unerlaubt Wasser zapfen oder wenn Abwässer ungereinigt ins versickern oder ins Meer geleitet werden. Wassersparen wäre eigentlich gut fürs Geschäft, denn immerhin machen die Wasserkosten durchschnittlich zehn Prozent des Gesamtaufwands der Hotels aus.

Nachholbedarf bei den Hoteliers

Das Bewusstsein, dass Wassersparen nicht nur die Betriebskosten senkt, sondern auch das friedliche, respektvolle Zusammenleben mit der Lokalbevölkerung fördert, fehlt aber bei den Hoteliers weitgehend", sagt Sahdeva. Schon heute engagieren sich einige Reiseveranstalter in unterschiedlichem Ausmaß für ein verbessertes Wassermanagement bei ihren Zulieferern. Im UN-Jahr der Wasserkooperation 2013 wäre es aber höchste Zeit, in Zusammenarbeit mit allen Anspruchsgruppen für eine fairere Verteilung der Wasserressourcen in den Ferienregionen und damit für die Einhaltung des Menschenrechts auf Wasser zu sorgen.

Hier kann man den Bericht „Water Equity in Tourism“ von Tourism Concern herunterladen (engl.):

Samstag, 27. Juli 2013

Alte Handys recyceln und Gorillas schützen

Wer ausgediente Handys nicht einfach in der Schublade liegen, sondern sie recyceln lässt, tut doppelt Gutes: Er schützt die Natur und ihre Ressourcen vor Raubbau und  hilft, die letzten Gorillas zu retten.

Ohne Coltan keine Handys!

Mobiltelefone mit vielen Funktionen brauchen leistungsstarke elektronische Bauelemente. Diese enthalten viele seltene Metalle; eines davon ist das Element Tantal, das aus dem Erz Coltan gewonnen wird. Coltan wird in Zentralafrika abgebaut, unter Einsatz von Kinderarbeit und teilweise mitten im Lebensraum der Gorillas, die durch diese Aktivitäten und den damit einhergehenden Verlust ihres Lebensraumes weiter bedroht werden. Das kostbare Metall liegt jedoch einer Studie zufolge häufig ungenutzt zu Hause herum - in Form von ausrangierten Mobiltelefonen!

Lebensraum der Gorillas bedroht

Für den Park und die Gorillas zieht der Bergbau viele Probleme nach sich: Milizen und Bewohner der Camps versorgen sich im Park mit Fleisch, auch von Gorillas. Sie haben bereits den Großteil der Elefanten und Menschenaffen im Park getötet. Der Wald wird abgeholzt, wo Minen und Camps den angelegt werden und bewaffnete Milizen verhindern, dass Wildhüter Patrouillen durchführen und Park schützen können. Der Osten der Demokratischen Republik Kongo ist zwar ein sehr rohstoffreiches Gebiet, aber große Teile der Bevölkerung haben von diesem Reichtum nur sehr wenig. Es gibt allerdings einige Personenkreise, die sehr gut daran verdienen, insbesondere die bewaffneten  Gruppen, die die Minen kontrollieren, Händler und die politischen Machthaber.

Recycling gewinnt an Bedeutung

Das Recycling von Tantal und anderen Elementen, die nur in sehr geringer Menge in den Handys enthalten sind, ist allerdings schwierig. Je mehr Handys recycelt werden, desto lohnender wird auch die Wiedergewinnung dieser Metalle und desto größer ist der Anreiz für die Firmen, die Recyclingmethoden weiterzuentwickeln. Auch wenn das Recycling von Tantal aus Handys  aufwendig ist, spielt die Wiederverwertung des Metalls eine wichtige Rolle, da in Elektrogeräten 68% des Tantals eingesetzt werden. Weltweit werden ca. 20% des Tantals aus Recycling gewonnen. Auch wenn der Rohstoff noch nicht knapp ist, trägt das Recycling dazu bei, dass im Kongo weniger Natur für den Abbau der Erze zerstört wird.

Handys länger nutzen

Nach spätestens zwei Jahren tauscht der durchschnittliche Handynutzer sein Gerät gegen ein neues aus, das alte wandert dann meist in irgendeine Schublade. Um den Bedarf nach Edelmetallen zu mindern, lassen sich Handys jedoch recyclen, auch dem Hausmüll wird dadurch tonnenweise Elektroschrott erspart. Es gibt mehrere Firmen, die sich auf das Aufkaufen und Verwerten alter Handys spezialisiert haben. Bei manchen von ihnen gibt es die Möglichkeit, den Erlös nicht auf sein eigenes Konto überweisen zu lassen, sondern an eine Naturschutzorganisation zu spenden –  und damit etwa den Gorillaschutz zu unterstützen, wie beispielsweise den Zoologisch-Botanischen Garten Wilhelma in Stuttgart oder die Berggorilla & Regenwald Direkthilfe.  Sie verwenden das Geld aus dem Handy-Recycling für Projekte im Osten der Demokratischen Republik Kongo, um den Schutz der dort lebenden Gorillas zu sichern.

Und hier geht es zum einem Kurzilm über Handyrecycling: http://wupperinst.org/de/info/details/wi/a/s/ad/2288/

Mittwoch, 24. Juli 2013

Filmtipp „Apple-Stories”



Die Gegensätze könnten nicht krasser sein: Zum einen das Spektakel bei der Eröffnung des Apple Stores am Jungfernstieg und zum anderen die Arbeitsbedingungen in den düsteren Zinnminen in Ruanda und den sterilen Fertigungshallen der Apple-Hersteller in China. Das alles sind Szenen aus dem Film „Apple Stories“ des Dokumentarfilmer Rasmus Gerlach, der in Hamburg, Ruanda, Kairo und in China drehte, um die Herstellungskette moderner Handys am Beispiel des iPhones zu hinterfragen.

Firma Foxconn im Rampenlicht

Die Firma Foxconn ist mit ihren Produktionsmethoden hierbei zum Synonym für die Schattenseite des Smartphone-Hypes geworden. Der Gegensatz könnte krasser nicht sein zwischen. Am Ende der Lieferkette steht in Hongkong Debbie Chan, die mit ihrer Aktivistengruppe gegen die skandalösen Arbeitsbedingungen beim Apple-Zulieferer Foxconn protestiert. Die Arbeiter werden so unter Druck gesetzt, dass die Selbstmordrate Schlagzeilen machte.  Rasmus Gerlach gelingt es, Zugang zu einem Produktpiraten in der chinesischen Provinz zu bekommen. Wanderarbeiter kopieren dort unter strengster Geheimhaltung iPhone-Ersatzteile.

Schauplatz Afrika

Der Filmemacher trifft einen afrikanischen Geologen, der als Arbeitschutzbeauftragter vergeblich gegen Flip-Flops im Schacht und fehlende Helme ankämpft. Wissenschaftler aus Hannover versuchen, mit dem „geologischen Fingerabdruck“ die Spur der zur Handyproduktion notwenigen wertvollen Mineralien auf dem Weltmarkt zu verfolgen, um Schmugglern das Handwerk zu legen. Durch das lukrative Geschäft mit den Mineralien finanzieren sich die Bürgerkriegsparteien im Kongo.

APPLE STORIES kommt am 22.08.2013 ins Kino
Trailer und weitere Infos unter:
http://www.realfictionfilme.de/filme/apple-stories/index.php

Montag, 22. Juli 2013

Wenig Erfreuliches aus der Elektronikbranche



Erschreckende Zustände auch in Europa
Zu viele Überstunden, Leiharbeit, schwache Gewerkschaften, nicht zu erfüllende Quoten: Das sind oftmals Merkmale von menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in der Elektronikbranche. Aber nicht in Taiwan oder China, sondern gleich nebenan, beim EU-Mitglied Polen. Hier werden polnische Arbeiter, die für die chinesische Firma Chung Hong Holdings Limited arbeiten, systematisch ausgebeutet. Ans Licht gebracht hat dies unter anderem die polnische Doktoratsstudentin und Aktivistin Malgorzata Maciejewska die von Oktober bis Dezember 2011 als Leiharbeiterin bei Chung Hong arbeitete. …
 
Nichts als leere Versprechen
Auch über Apple und seinen Hauptzulieferer, das chinesische Unternehmen Foxconn, gibt es wenig Rühmliches zu berichten. Nach einer Selbstmordwelle unter den Arbeiterinnen und Arbeitern und harscher Kritik an den Arbeitsbedingungen in den chinesischen Foxconn-Werken versprachen Apple und Foxconn in einer Veröffentlichung der Fair Labor Association (FLA) Ende März 2012 wesentliche Neuerungen bis zum 1. Juli 2013 einzuführen, darunter Beschränkung der Überstunden auf das rechtliche Maximum und höhere Löhne. "Bedauerlicherweise wurde nun klar, dass Apple und Foxconn ihre Versprechungen nicht eingehalten haben. Für die Arbeiterinnen und Arbeiter heißt das weiterschuften zu Hungerlöhnen", kritisiert Andrea Ben Lassoued, Leiterin der Südwind-Kampagne Clean-IT, die sich für faire Arbeitsbedingungen in der Elektronikindustrie einsetzt. …