Dienstag, 25. April 2023

10 Jahre Rana Plaza: Wenig Nachhaltiges in der Fast-Fashion-Industrie

Das Gedenken an die 1134 Opfer des Einsturzes einer Textilfabrik in Rana Plaza (Bangladesch) vor zehn Jahren startete Greenpeace mit der Projektion der Forderung “Nie wieder Rana Plaza” an das Hamburger Einkaufszentrum Europa Passage. Der Schriftzug bildet sich aus den Namen der Verstorbenen. Das Unglück gilt als größte Katastrophe der Textilindustrie. Ein neuer Greenpeace-Report zeigt, dass die Fast Fashion-Industrie zunehmend mit Nachhaltigkeit und besseren Arbeitsbedingungen wirbt, es sich aber meistens um Greenwashing handelt.  Unternehmen erstellen die Label mit den Begriffen “Nachhaltig”, “Green” oder “Fair” selbst. Greenpeace hat untersucht, inwieweit diese Darstellung marktführender Fast Fashion-Firmen tatsächlich durch eine bessere Produktion begründet ist. Geprüft wurde dabei etwa der Einsatz von umwelt- und gesundheitsgefährdenden Chemikalien gemäß gemeldeter und gemessener Fabrik-Abwasserdaten. Weiter wurde untersucht, inwiefern Arbeiterinnen und Arbeiter existenzsichernde Löhne erhalten und Daten über Zulieferbetriebe wie Lieferketten öffentlich zugänglich sind. Am besten schnitt das Label “Vaude Green Shape” ab, Schlusslichter sind unter anderen die Label “Zara Join Life” und “Primark Cares”. Das Produktionsvolumen nicht recyclefähiger Textilien aus synthetischen Fasern steigt rapide an. Wurden 2014 noch 100 Milliarden Kleidungsstücke jährlich produziert, sollen es 2030 bereits über 200 Milliarden sein. Weniger als ein Prozent aller Kleidungsstücke wird aus recycelten Textilfasern hergestellt. Die Überproduktion der Fast Fashion-Industrie verursacht riesige Müllberge im globalen Süden, die Umwelt und Lebensräume zerstören. Die Bedingungen für Arbeiterinnen und Arbeiter bleiben miserabel.

Quelle: Greenpeace

Montag, 24. April 2023

Labels für Leder und Schuhe im Check

Bei der Produktion von Lederwaren und Schuhen sind massive Arbeitsrechtsverletzungen keine Seltenheit. Geringe Löhne, extrem lange Arbeitstage und kaum regulierte Arbeitsbedingungen sind die Regel. Dazu kommen ein intensiver Einsatz gefährlicher Chemikalien, mangelhafte Schutzausrüstung und weitreichende Umweltrisiken.

Arbeitsrechte und soziale Kriterien werden von den gängigsten Leder- und Schuhsiegeln vernachlässigt. Die Schuh- und Lederbranche setzt die Anforderungen des deutschen Lieferkettengesetzes nicht ausreichend um, sondern versteckt sich hinter freiwilligen Siegeln. Das ist das Ergebnis einer gemeinsamen Untersuchung der entwicklungspolitischen Organisationen INKOTA und Südwind Österreich. Zu den sechs untersuchten Qualitäts-Labels gehören das "Umweltzeichen Blauer Engel für Schuhe", "Oeko-Tex Leather Standard", "Naturleder IVN zertifiziert", das "Österreichische Umweltzeichen" sowie die beiden Business-to-Business- Zertifizierungssysteme "Leather Working Group (LWG)" und "Higg Brand and Retail Module (HiggBRM)". Lediglich zwei, der Blaue Engel und das Österreichische Umweltzeichen beruhen auf gesetzlichen Regelungen. Vier weitere Systeme orientieren sich bei der Auswahl ihrer technischen, ökologischen oder sozialen Kriterien vornehmlich an den Interessen der beteiligten Unternehmen. Die Mehrzahl der beschriebenen Zertifizierungssysteme legt ihr Augenmerk auf die Erfassung umwelt- und materialbezogener Indikatoren.

Große Schwächen bei sozialer Nachhaltigkeit

Keines der Siegel beinhaltet Angaben zu existenzsichernden Löhnen oder zum risikobasierten Ansatz von Sorgfaltspflichten. Auch bei sozialen Kriterien weisen die Zertifizierungen große Mängel auf: Bei der Leather Working Group, dem Oeko-Tex Leather Standard und HiggBRM sind sie für die Vergabe des Siegels nicht nötig. Bei der Leather Working Group ist es sogar möglich, ohne ein Sozial-Audit die Kennzeichnung "Gold-Medaille" zu erhalten. Der HiggBRM stellt überhaupt keine Informationen öffentlich, die Einblick in die Risikoanalyse und die Maßnahmen geben, die Unternehmen zur Minimierung oder Vermeidung der Risiken entlang der Lieferkette ergreifen. Das Fazit: "Wer ein Gütesiegel sucht, das umfassende nachhaltige Produktionsbedingungen kennzeichnet, wird bei den auf dem Markt bestehenden Zertifizierungen für Leder, Lederwaren und Schuhen nicht fündig", so Berndt Hinzmann, Referent für Wirtschaft und Menschenrechte bei INKOTA. "Denn die zentralen Säulen der Nachhaltigkeit - soziale und ökologische Kriterien - sind nicht gleichwertig im Fokus und weisen Lücken auf."

Quelle: Inkota