Mittwoch, 20. Januar 2021

Corona: dramatische Lage indischer Schuh- und Lederarbeiter

Extreme Einkommensverluste, fristlose Kündigungen, Verschuldung, kaum soziale Sicherungssysteme - im Zuge der Covid-19-Pandemie ist die Sicherung der Lebensgrundlage der Arbeiterinnen und Arbeiter der indischen Schuh- und Lederproduktion noch stärker gefährdet als zuvor. Das belegt die Studie "Wenn aus zu wenig fast nichts wird", die SÜDWIND und INKOTA veröffentlicht haben. Die Arbeiter haben als schwächstes Glied der globalen Lieferkette nahezu keine Möglichkeit, ihre Rechte einzuklagen. Viele Jahre lang hat die deutsche Schuhindustrie von Missständen in Produktionsländern wie Indien profitiert. Die herausgebenden Organisationen fordern die deutsche Schuhindustrie deshalb dazu auf, ihrer menschenrechtlichen Verantwortung endlich gerecht zu werden. "Es ist erschütternd, was unsere Partnerorganisationen in Indien herausgefunden haben", sagt Berndt Hinzmann von INKOTA/Change Your Shoes. "Die Menschen in der Schuh- und Lederproduktion leiden unter extremen Einkommensverlusten, Löhne wurden nicht gezahlt, der Zugang zu sozialen Sicherungssystemen ist völlig ungenügend. Anstatt diesen Verhältnissen politisch entgegenzuwirken, werden die Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter in Indien im Zuge der Covid-19-Krise weiter drastisch beschnitten."

Corona verschlimmert bestehende Missstände

Während der Ausgangssperre erhielt mehr als ein Drittel der Befragten drei Monate lang keinen Lohn. Die meisten von ihnen lebten in dieser Zeit in einem Haushalt ganz ohne Einkommen. Fast vierzig Prozent der Befragten konnten nach der Ausgangssperre ihre Arbeit nicht wiederaufnehmen, vor allem aufgrund von Kündigungen ohne Abfindung. Weitere zwanzig Prozent der Arbeiter mussten ein reduziertes Gehalt akzeptieren. Seit Jahren bestehen diese Missstände, doch die Pandemie verschlimmert die Situation der Arbeiter drastisch. Nie war deutlicher, dass die mangelnde Umsetzung der Menschenrechte bei der Arbeit und die niedrigen Löhne die Menschen im Krisenfall unmittelbar in existenzielle Not stürzen und Gesellschaften destabilisieren. Der Notsituation der Arbeiterinnen und Arbeiter in Indien liegen strukturelle, globale Probleme zugrunde. "Deshalb müssen Unternehmen in Deutschland endlich Verantwortung für ihre Lieferketten übernehmen", fordert die Autorin Jiska Gojowczyk von SÜDWIND. "Geschäftspraktiken, die Ungleichheit ausnutzen und verstärken, dürfen sich nicht mehr lohnen. Dazu müssen die Schuhindustrie ebenso wie die politischen Entscheidungsträger aktiv beitragen - zum Beispiel durch ein Lieferkettengesetz und ambitionierte Umsetzungsinitiativen." Für die Studie "Wenn aus zu wenig fast nichts wird" haben die indischen Organisationen SLD und Cividep 115 Arbeiterinnen und Arbeiter aus indischen Schuhfabriken und Gerbereien in den Bundesstaaten Uttar Pradesh und Tamil Nadu befragt.

Quelle: Inkota

 

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Dienstag, 5. Januar 2021

Diese 15 Dokus muss man gesehen haben

Die Corona-Pandemie beschert uns mehr Zeit in den eigenen vier Wänden als üblich. Eine gute Gelegenheit, sich die folgenden 15 Dokus, empfohlen von Utopia, anzuschauen. Diese Filme rütteln auf, schockieren, erklären oder begeistern.




 

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