Montag, 30. März 2015

TWENTYFAIR – Neuauflage von DVD mit Kurzfilmen zum Fairen Handel



Unter dem Motto „Can you change people`s minds?” rief das Forum Fairer Handel vor genau einem halben Jahr zur Teilnahme an der 2. Edition des Kurzfilmwettbewerbs für den Fairen Handel „REC A<FAIR“ auf. Gesucht wurden innovative und pointierte Kurzfilme, die über Ungerechtigkeiten im Welthandel aufklären, das Konzept des Fairen Handels überzeugend darstellen und zum Aktivwerden motivieren. 68 Filmteams aus ganz Deutschland stellten sich dieser Herausforderung. Nun ist die DVD "TWENTYFAIR 2nd Edition" mit einer Auswahl der besten 20 Filme aus dem Wettbewerb erschienen. Abgerundet wurde die DVD mit einem Kurzfilm-Special, dem Kampagnenfilm „Agraprofit“ über Schnäppchen oder Moral, der zu den erfolgreichsten viralen Spots der letzten Jahre gehört. Die Kurzfilme sind für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit und für die Kampagnenarbeit sehr gut geeignet. Auch im politischen Bereich, auf Konferenzen und bei Fachgesprächen, werden die Kurzfilme als lockerer Einstieg oder provokante Diskussionsgrundlage gern eingesetzt.
Quelle: Forum Fairer Handel

Auf der REC A<FAIR-Website steht ein kostenloses Download-Angebot mit Lizenz- und GEMA-freien Video-Clips zur Verfügung.

Die DVD kann im Bestellbereich der Website des Forum Fairer Handel kostenfrei angefordert werden. 

Mehr Hintergründe, alle Kurzfilme zum Anschauen, Statements der Jury und Interviews mit den Preisträger/innen auf der REC A<FAIR Website.

Freitag, 27. März 2015

Kakao: Massive Erhöhung der Einkommen nötig




Während die Wertschöpfungskette in der Schokoladenindustrie von immer weniger Großkonzernen dominiert wird, leben Westafrikas Kakaobauern meist weiter in extremer Armut. Die derzeit laufenden Initiativen und Programme sind nicht ausreichend, um den Herausforderungen in den Anbauregionen gerecht zu werden. Ausgehend von den wichtigsten Schlussfolgerungen des neuen Cocoa Barometers 2015 fordern europäische Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften, die die Studie gemeinsam herausgeben, eine fundamentale Reform des Sektors. “Trotz aller Bemühungen im Kakaosektor wird das Kernproblem nicht angegangen: Die extreme Armut der Kakaoanbauenden und ihre fehlende Stimme in den Debatten über Wege zu einem nachhaltigen Kakaosektor”, sagt Antonie Fountain, Co-Autor des Cocoa Barometers. Um die Zusammenhänge darzulegen, konzentriert sich das Cocoa Barometer auf eine Analyse der Verteilung der Wertschöpfung in der Lieferkette von Kakao und auf Daten zur aktuellen Einkommenssituation der westafrikanischen Kakaobauernfamilien.

Die Konsequenzen niedriger Einkommen

Ein großer Teil der westafrikanischen Kakaofarmer lebt unterhalb der Armutsgrenze. „In der Elfenbeinküste müssten die Einkommen vieler Familien etwa vervierfacht werden, damit deren Tageseinkommen auf umgerechnet zwei US-Dollar pro Kopf angehoben wird und sie oberhalb der international definierten Armutsgrenze leben können“, so der zweite Autor der Studie, Friedel Hütz-Adams vom Südwind-Institut. Die niedrigen Einkommen führen zu inakzeptablen Arbeitsbedingungen bis hin zu Menschenrechtsverletzungen wie Kinderarbeit, haben aber auch viele andere Probleme entlang der Wertschöpfungskette zur Folge. Der Anbau von Kakao ist für viele Bauern nicht mehr attraktiv und viele ihrer Kinder suchen andere Erwerbsquellen. Zugleich sind viele der derzeitigen Produzenten bereits relativ alt und werden ihre Plantagen nicht mehr lange bewirtschaften können.

Unfaire Verteilung

Einer der Gründe für die Verarmung der Kakaofarmer ist die unfaire Verteilung der Wertschöpfung und der Marktmacht. Fusionen und Übernahmen haben dazu geführt, dass wenige Großkonzerne bis zu 80 Prozent der einzelnen Teile der Wertschöpfungskette kontrollieren. Schokoladenproduzenten (wie Nestlé, Mars, Ferrero und Mondelez), Kakaoverarbeitern (wie Barry Callebaut und Cargill) und Einzelhandelsunternehmen haben große Macht auf dem Markt, um ihre Interessen durchzusetzen. Rund 5,5 Millionen Kleinbauern sind dagegen größtenteils unorganisiert und weitgehend machtlos. Die meisten Nachhaltigkeitsbemühungen der Industrie konzentrieren sich auf eine Steigerung der Produktivität. Dies ist in vielen Fällen nicht ausreichend, um die Einkommenssituation nachhaltig zu verbessern. Dies wirft die Frage auf, ob höhere an die Bauern ausgezahlte Kakaopreise nötig sind, um eine nachhaltige Kakaowirtschaft möglich zu machen. Doch neben einer Produktivitätssteigerung und höheren Preisen sind weitere Maßnahmen notwendig, darunter eine Diversifizierung des Anbaus, Investitionen in die Infrastruktur der Anbaugebiete, Reformen im Landbesitzsystem und der Zugang der Farmer zu Weiterbildungsmöglichkeiten und Informationen.

Mehr zertifizierte Schokolade

Seit der Veröffentlichung des ersten Cocoa Barometers im Jahr 2009 ist der Marktanteil von zertifizierter Schokolade von zwei Prozent auf fast 16 Prozent gestiegen. Die gängigen Label von Fairtrade, Utz Certified oder Rainforest Alliance/SAN sind bereits auf vielen Produkten zu sehen. Die meisten großen Unternehmen haben sich verpflichtet, bis zum Jahr 2020 ihre Schokolade vollständig aus zertifiziertem oder verifiziertem Kakao herzustellen. Allerdings sind nicht nur Verbesserungen der Zertifizierungssysteme nötig, sondern deren gezielte Koppelung mit weiteren Maßnahmen von Unternehmen und Regierungen. Um eine nachhaltigere Kakaowirtschaft aufzubauen, müssen alle Beteiligten der Wertschöpfungskette zusammenarbeiten. Unternehmen, Handel, Regierungen, doch auch Konsumenten sollten ihre Verantwortung übernehmen, um die weitreichenden Probleme zu lösen. Fountain kommt zu der Schlussfolgerung: „Wenn sich der Kakaosektor nicht fundamental verändert, dann wird es in Zukunft keine Kakaobauern mehr geben.“
Quelle: UD/pm

Dienstag, 24. März 2015

HUGO BOSS: Teure Anzüge zu Armutslöhnen



Mit Straßenaktionen und Online-Protesten haben Aktivistinnen und Aktivisten des Netzwerks INKOTA und der Kampagne für Saubere Kleidung (CCC) das Unternehmen HUGO BOSS aufgefordert, faire Löhne an seine Näherinnen und Näher zu zahlen und ihnen ihr Recht auf Organisationsfreiheit nicht weiter zu verwehren. Die Protestaktionen fanden im Vorfeld der Bilanzpresse- und Analystenkonferenz von HUGO BOSS statt, bei der das Unternehmen jährlich seinen Anlegern die finanziellen Ergebnisse präsentiert.

Teure Anzüge zu Armutslöhnen in der Türkei

Ungefähr die Hälfte der HUGO BOSS Produkte werden in Osteuropa und der Türkei hergestellt. Die Kampagne für Saubere Kleidung hat bei eigenen Recherchen in dieser Region festgestellt, dass auch in HUGO BOSS Zulieferbetrieben grobe Verstöße gegen international vereinbarte Arbeitsnormen stattfinden. Im Gegensatz zu öffentlichen Behauptungen des Unternehmens werden bei der Herstellung der teuer beworbenen Anzüge von HUGO BOSS keine fairen Löhne an die Näherinnen und Näher gezahlt. Die Kampagne für Saubere Kleidung hat 2013 Interviews mit ArbeiterInnen geführt, die für einen  türkischen Zulieferbetrieb von HUGO BOSS gearbeitet haben. Diese gaben an, durchschnittlich 326 Euro im Monat inklusive Überstunden und Zuschläge zu verdienen. Die offizielle Armutsgrenze liegt allerdings bei einem Mindesteinkommen von 401 Euro pro Monat und für einen angemessenen Basis-Existenzlohn ist ein monatlicher Lohn von 890 Euro nötig. Diese Armutslöhne steht in scharfem Kontrast zu den Gewinnen, die das Markenunternehmen HUGO BOSS erwirtschaftet: „In nur fünf Jahren haben wir den Gewinn verdreifacht“, verkündete Claus-Dietrich Lahrs, Vorstandsvorsitzender von HUGO BOSS, den Erfolgskurs des Unternehmens am 4. Februar 2015.

HUGO BOSS geht gegen Gewerkschaften vor

Doch damit nicht genug: HUGO BOSS geht darüber hinaus aggressiv gegen Gewerkschaften vor. In Izmir wurden seit 2011 hunderte Beschäftigte eingeschüchtert, schikaniert und schließlich entlassen, nur weil sie sich gewerkschaftlich organisieren wollten – ein auch in der Türkei gesetzlich verbrieftes Recht. Im Februar 2015 berichtete die türkische Gewerkschaft über drei neue Entlassungen. HUGO BOSS hat diese Fakten bislang negiert bzw. ignoriert.

INKOTA fordert ...

... dass HUGO BOSS das Menschenrecht auf einen existenzsichernden Lohn anerkennt, die Löhne sukzessive steigert, sich unabhängig prüfen lässt und Gespräche mit Gewerkschaften und der Kampagne für Saubere Kleidung aufnimmt.
Quelle: INKOTA



Samstag, 21. März 2015

Mehr Klarheit über Textilsiegel



Wer nachhaltig produzierte Kleidung kaufen will, bekommt Orientierungshilfe: Bundesentwicklungsminister Müller hat das Internetportal "textilklarheit.de" gestartet. Verbraucherinnen und Verbraucher können sich hier über die Glaubwürdigkeit von Umwelt- und Sozialsiegeln für Textilien informieren. Leider sei es immer noch schwierig, beim Kauf nachhaltiger Produkte –  vor allem bei Kleidung – Orientierung zu finden, so Bundesentwicklungsminister Gerd Müller zum Start des Internetportals. "Deshalb arbeiten wir darauf hin, dass Verbraucherinnen und Verbraucher es selbst in der Hand haben, sich für ein Produkt zu entscheiden, das unter menschenwürdigen Produktionsbedingungen, ökologisch und sozial vertretbar hergestellt wurde."

Bedeutung von Siegeln erkennen

Fachleute aus staatlichen Organisationen, Wissenschaft, Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft haben gemeinsam im Auftrag der Bundesregierung ein Bewertungsschema entwickelt. Es legt offen, wer hinter dem jeweiligen Siegel steht, welche ökologischen und sozialen Inhalte es abdeckt und wie die Umsetzung kontrolliert wird. Das Schema verdeutlicht auch, welche Produktionsstufen, zum Beispiel Baumwollanbau oder textile Fertigung, abgedeckt werden.

Ein "Knopf" gibt Orientierung

Die Seite textilklarheit.de ist Teil des Portals siegelklarheit.de der Bundesregierung. Dort werden Siegel nicht nur für Textilien bewertet, sondern auch für andere Produkte wie Lebensmittel, Papier und Holz. Mit der zugehörigen App "Siegelklarheit" können sich Kunden direkt beim Einkauf im Laden über die Siegel informieren. Das Portal und die App starten mit der Bewertung gängiger Textilsiegel. Jedes Siegel ist mit einem Knopf versehen. Ist es glaubwürdig, erhält es einen "grünen Knopf". Je freundlicher das Gesicht und je dunkler das Grün desto höher sind die Standards, die das Unternehmen erfüllt. Wer beim Kauf hierauf achtet, kann dazu beitragen, dass mehr und mehr Unternehmen weltweit ihre Textilien ökologisch nachhaltig und sozial verantwortungsvoll herstellen.
Quelle: UD/pm