Donnerstag, 29. August 2013

Mehrheit der Deutschen ist gegen Nahrungsmittelspekulation der Banken


Drei von vier Deutschen finden, dass Banken aus spekulativen Finanzgeschäften mit Nahrungsmitteln aussteigen sollten. Nur elf Prozent sind für ein Weiterlaufen dieser Geschäfte. Das zeigt eine von Oxfam in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa vom Juli dieses Jahres. Insgesamt wollen 78 Prozent der Befragten, dass Finanzinstitute nicht mehr auf die Preise von Nahrungsmitteln wetten. In der Altersgruppe der 30- bis 59-Jährigen sprachen sich sogar 83 Prozent für einen Ausstieg der Banken aus.

Deutsche Bank und Allianz bleiben stur

„Das ist ein deutliches Zeichen für die Banken, dass die Menschen solche Geschäfte nicht billigen“, sagt David Hachfeld, Wirtschaftsreferent bei Oxfam Deutschland. „Banken und Versicherer wie Allianz und Deutsche Bank sollten dieses Votum ernst nehmen und diese Anlagen endlich stoppen.“ Oxfams Recherchen zufolge sind Allianz mit 6,7 und Deutsche Bank mit 3,79 Milliarden Euro die größten deutschen Akteure bei der Spekulation mit Nahrungsmitteln.

Spekulation verschärft Armut und Hunger weltweit

Während Banken wie die Deka, die Landesbank Baden-Württemberg und die Commerzbank nicht mehr auf die Entwicklung der Preise von Mais, Weizen und Reis setzen, bleiben Allianz und Deutsche Bank stur. Und das, obwohl viele Untersuchungen darauf hindeuten, dass die Spekulationsgeschäfte die Preisschwankungen bei Agrarrohstoffen wie Weizen und Mais anheizen und damit das Armuts- und Hungerrisiko weltweit verschärfen.

Bundesregierung gefordert

Offensichtlich vertrauen die Deutschen nicht darauf, dass die Banken selbst Verantwortung übernehmen. 65 Prozent der Befragten sagen, dass sich die neue Bundesregierung für eine Regulierung der spekulativen Finanzgeschäfte mit Nahrungsmitteln einsetzen solle. Neben ihrer sozialen Verantwortung müssen sich die Banken auch nach dem Willen ihrer Kunden und Kundinnen richten: Für mehr als die Hälfte der Befragten spielt bei der Wahl ihres Finanzinstituts eine Rolle, ob es mit Nahrungsmitteln spekuliert.

Hier geht es zu den Ergebnissen der Umfrage: 
 

Dienstag, 27. August 2013

Einkauf im Biosupermarkt klimaschädlicher als Einkauf im Supermarkt



Wer im Biosupermarkt einkauft, belastet das Klima achtmal mehr, als jemand, der seine Lebensmittel aus einem herkömmlichen Supermarkt bezieht. Das ist das unerwartete Ergebnis einer breit angelegten Umfrage unter Bewohnern mehrerer Städte Mittelhessens. Die Studie stammt von Elmar Schlich, Professor für Prozesstechnik in Lebensmittel und Dienstleistungsbetrieben an der Universität Gießen und seinem Doktorand Manuel Mohr.  Für den deutlich höheren „Consumer Carbon Footprint“ der Biokäufer, also dem Kohlendioxid-Fußabdruck des Verbrauchers, gibt es zahlreiche Gründe.

Längere Anfahrtswege, kleinere Einkaufsmengen

Laut Studie ist der Anfahrtsweg zum Bioladen im Normalfall erheblich weiter als zum nächstgelegenen Supermarkt. Die Mengen, die im Bioladen erstanden werden, seien außerdem erheblich geringer als die bei einem Besuch des Supermarktes, so Professor Schlich. Ursache dafür sei das stark eingeschränkte Angebot in Bioläden. Außerdem fahre man häufiger hin, weil es vor allem auf Frische ankomme. Schlich warnt aber davor, alle Bioladenbesucher über einen Kamm zu scheren. Es gebe darunter einige, die ganz ohne CO2-Emissionen auskommen, Fußgänger etwa oder Radler. In einem Fall registrierten die Forscher allerdings eine Emission von fast 40 Kilogramm Klimagas beim Kauf von einem Kilogramm Ware.

Ideal ist der Einkauf zu Fuß oder mit dem Rad

Im Durchschnitt waren es bei den 400 befragten Supermarktkunden 124 Gramm CO2 pro Kilogramm Ware, bei 275 Bioladenbesuchern rund 1000 Gramm. Als Ausweg schlägt der Professor eine Aufstockung des Angebots in Bioläden vor. Grundsätzlich will er die Konsumenten zu einem emissionsärmeren Einkaufsverhalten animieren. „Wer mit seinem Auto etliche Kilometer in die Stadt zum Biomarkt oder weit ins Umland zum Hofladen fährt, um dort ‚Bio‘ zu kaufen, tut der Umwelt keinen Gefallen“, sagt Schlich. Wie die Forscher einräumen, können diese Daten nur für die untersuchte Region in Mittelhessen sprechen. Ob sie sich verallgemeinern lassen müssten weitere Studien ergeben.

Hier geht es zur Pressemitteilung der Justus-Liebig-Universität Gießen: 


Sonntag, 25. August 2013

Ethische Produkte – was Konsumenten wirklich wollen



„Es gibt nicht genügend Nachfrage“, lautet oftmals die Antwort, wenn Unternehmen befragt werden, warum sie keine oder mehr ethisch korrekte und umweltfreundlichen Produkte herstellen. "Die Marken und Einzelhändler gehen nicht genügend auf unsere Bedürfnisse und Forderungen ein," sagen die Verbraucher. Eine englische Literatur-Studie der Firma texSture hat sich nun mit dem Thema „Konsumentenwunsch nach verantwortungsvoll produzierten Produkten“ beschäftigt. Die nachfolgende Zusammenfassung stammt von texSture-Mitarbeiterin Dr. Pamela Ravasio und wurde auf der Seite des Fair Fashion Networks getchanged.net veröffentlicht.

Auswahl, Information, Glaubwürdigkeit

Die Fakten aus den Studien enthalten eine klare Botschaft: Konsumenten handeln im Allgemeinen weder vorsätzlich ethisch noch vorsätzlich unethisch. Der Bericht zeigt auf, dass Kaufentscheidungen auf Grund eines spezifischen Bedürfnisses und der zum Kaufzeitpunkt erhältlichen Produktpalette gefällt werden. Eine Mehrzahl von Konsumenten wählt jedoch das am ethischsten produzierte Produkt – selbst gegen einen kleinen Aufpreis – unter drei Bedingungen. Sie haben die Wahl und genügend Auswahl, sie besitzen genügend Informationen, welche die Glaubwürdigkeit des Produktes unter Beweis stellen, und das Verhältnis von Preis und Qualität entspricht mindestens jenem von „Durchschnittsprodukten“.

Bis zu 20% Aufpreis für faire Produkte sind ok

Konsumenten haben allgemein Vertrauen in Zertifikate und Produktlabel, welche nachhaltiger produzierte Produkte auszeichnen, und lassen sich beim Einkaufen von diesen leiten. Gleichwohl ist eine Mehrheit der Meinung, dass ihnen nicht genügend Informationen zugänglich gemacht werden, um die Kaufentscheidung auf Grund von gänzlich rationellen Gründen zu treffen. Auch Bequemlichkeit beim Einkauf spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle. Dabei ist der Markt bereit für ein breiteres Sortiment an „fairen“ Produkten bei Warenhausketten und Kaufhäusern, und die Konsumenten warten nur darauf, dass solche Produkte vermehrt bei ihrem üblichen Einzelhändler angeboten werden. Das Verhältnis von Qualität und Preis ist für die Konsumenten – das dürfte keine Überraschung sein – sehr wichtig. Sie sind gewillt bis zu 20% mehr für die „besseren“ Produkte zu bezahlen. Aber nur, wenn diese Produkte auch wirklich qualitativ gleich oder sogar besser sind als die „normalen“ Alternativen.

Nachhaltigkeit unterschiedlich definiert

Desweiteren kaufen Konsumenten auch vermehrt lokal hergestellte Produkte, die Label wie „Made in Germany“ tragen. Dies aus zwei Hauptgründen: zum einen, um die Wirtschaft des eigenen Landes zu unterstützen; und zum anderen – und dies ist entscheidend – aus Misstrauen gegenüber bekannten Marken und Unternehmen, welche als intransparent und daher nicht vertrauenswürdig eingestuft werden. Der Bericht zeigt auch auf, dass das Verständnis des Begriffs „nachhaltig“ innerhalb der EU von Land zu Land variiert. Diese Variation beeinflusst in der Folge nicht nur die Konsumentenkommunikation der Marken und Hersteller, sondern auch welche Produktsparten in Waren- und Kaufhaussortimenten am ehesten „begrünt“ werden.

Widersprüchliche Situation zwischen Angebot und Nachfrage

Was zusammenfassend aus den in diesem Bericht diskutierten Daten und Fakten hervorgeht ist, dass im Einzelhandel eine paradoxe Situation existiert: Hersteller, Marken und Händler behaupten „hellhörig“ und offen für die Forderungen der Konsumenten zu sein, und vernachlässigen gleichzeitig gerade die Umsetzung solcher Forderungen; und Konsumenten, die gerne „bessere“ Produkte erstehen würden, machen die Erfahrung, dass die Marken und Einzelhändler nicht genügend auf ihre Bedürfnisse und Forderungen reagieren.

Freitag, 23. August 2013

Ressourcen der Erde für dieses Jahr verbraucht


Anlässlich des globalen Erdüberlastungstags (Earth Overshoot Day) am 20. August 2013 prangerten Aktivisten von INKOTA, der BUNDjugend und FairBindung den übermäßigen Ressourcenverbrauch Deutschlands an und forderten ein Umdenken hin zu einer ressourcen- und klimaschonenden Wirtschaftsweise. Denn genau ab dem 20.8. befinden wir uns im ökologischen Defizit: Die Ressourcen, zu deren Erneuerung die Erde ein ganzes Jahr braucht, sind für dieses Jahr erschöpft. „Im Prinzip leben wir ab dem 20. August auf Pump, weil die nachwachsenden Ressourcen der Erde nicht mehr zu Verfügung stehen“, erklärt INKOTA-Referentin Christine Pohl. „Deshalb müssten wir eigentlich ökologische Insolvenz anmelden und uns Ressourcen leihen."

Deutsche (ver)brauchen 2,6 Planeten

Das Global Footprint Network berechnet jedes Jahr den Ökologischen Fußabdruck der Menschheit, das heißt den Bedarf an Acker- und Weideland, Wäldern und Fisch sowie den Platzbedarf für Infrastruktur. Dieser wird der weltweiten biologischen Kapazität gegenübergestellt, also dem Vermögen der Ökosysteme, Ressourcen aufzubauen und Müll aufzunehmen. Nach diesen Berechnungen bräuchten wir mittlerweile rund 1,5 Erden, um unsere Bedürfnisse zu erfüllen. Würden alle so leben wie die Deutschen, bräuchten wir 2,6 Planeten. Um den gesamten Ressourcenverbrauch Deutschlands zu decken, verbrauchen wir fast zweieinhalb Mal die Fläche von Deutschland im Jahr.

Ressourcen sind nicht endlos verfügbar

Am Erdüberlastungstag sind die gesamten natürlichen und erneuerbaren Ressourcen wie Wasser, Brennmaterial, Bauholz und Getreide für das jeweilige Jahr aufgebraucht. Ab diesem Tag leben wir nur noch von den endlichen globalen Ressourcenvorräten. Die Folgen des übermäßigen Ressourcenverbrauchs sind schrumpfende Wälder, Verluste an Biodiversität, überfischte Meere, Lebensmittelkrisen, Landübernutzung und die Überlastung der Erde mit Abfällen und Emissionen. Da Treibhausgase schneller emittiert werden, als sie von Wäldern und Ozeanen absorbiert werden können, ist der Klimawandel eine der spürbarsten Auswirkungen der ökologischen Überlastung.

Ökologische Wirtschaftswende ist machbar

„Wir haben nur eine Erde und wir betreiben Raubbau an den Ressourcen unserer Kinder und zukünftiger Generationen“, sagt Robert Fisher von der BUNDjugend Berlin. „Endloses Wachstum kann nicht funktionieren, wir brauchen eine Wende hin zu nachhaltigem Konsum und Wirtschaften“, so Fisher weiter. „Eine ökologische Wirtschaftswende ist machbar und gewünscht, deshalb arbeiten deutschlandweit bereits immer mehr lokale Projekte und Initiativen im Kleinen daran. Die Politik muss dem Rechnung tragen und die richtigen Rahmenbedingungen setzen“, ergänzt Christiane Wegener von FairBindung.
 
 

Dienstag, 20. August 2013

Erst Foxconn, dann Pegatron – Apple lernt nicht



Der taiwanesische Apple-Auftragsfertiger Pegatron steht wegen der skandalösen Arbeitsbedingungen im Fokus der Kritik. Die Firma soll der Organisation China Labour Watch zufolge in drei Fabriken massive Verstöße gegen das Arbeitsrecht wissentlich begangen haben. Die Liste der Vorwürfe gegen Pegatron ist lang: Ausufernde Überstunden, Billiglöhne, Arbeit von Minderjährigen, Vertragsverletzungen, Misshandlungen des Personals durch Manager, miserable Unterkünfte sowie gravierende Umweltverschmutzungen in China.

Apple-Strategie geht nicht auf

Die Strategie des Apple-Managements, nach der massiven öffentlichen Kritik am ehemaligen Hauptzulieferer Foxconn vermehrt Aufträge an Pegatron zu vergeben, dürfte nicht von Erfolg gekrönt gewesen sein. In einer ersten Reaktion auf die Anschuldigungen versicherte Pegatron-Chef Jason Cheng, dass er den Verstößen nachgehen und diese beheben werde. "Wir nehmen diese Vorwürfe sehr ernst", so der Manager. Auch Apple teilte mit, man fühle sich "sicheren und gerechten Arbeitsbedingungen in unserer Lieferkette" verpflichtet. Apple will nachhaken.

Pegatron schlimmer als Foxconn

An das Tageslicht gekommen sind die untragbaren Zustände bei Pegatron durch den Einsatz verdeckter Ermittler in den drei besagten Fabriken. Außerdem wurden 200 Interviews mit den Arbeitern außerhalb der Fabriken getätigt. "Unsere Untersuchung hat gezeigt, dass die Arbeitsbedingungen in Pegatron-Fabriken noch schlimmer sind als in Foxconn-Fertigungsstätten", sagt Li Qiang, der Direktor von China Labour Watch. Die eigenen Standards, die sich Apple auferlegt habe, erfülle man nicht.

Massive Überstunden

Die Durchschnitts-Arbeitszeit pro Woche lag zwischen 66 und 69 Stunden. Am Beispiel Shanghai wird klar, wie sehr die Arbeiter in den Fabriken ausgebeutet werden – sie mussten Formblätter unterschreiben, um die wahre Arbeitszahl zu vertuschen. Apple selbst kam im Juni demnach lediglich auf eine wöchentliche Stundenzahl von 46. Mit dem Zuwachs der Aufträge von Apple hatte Pegatron die Zahl der Arbeiter im Frühjahr von 50.000 auf über 70.000 erhöht.