Dienstag, 28. April 2015

Abholzen für Schokolade? Nein Danke!



Nach Angaben des Vereins „Rettet den Regenwald“ werden in der Elfenbeinküste geschützte Wälder durch illegalen Kakaoanbau vernichtet. Dadurch wird der Lebensraum zahlreicher Affenarten zerstört. In den Reservaten Dassioko Sud und Port Gauthier stehen Meerkatzen- und Schimpansen vor dem Aussterben. Die Regierung muss dafür sorgen, dass Ranger den Lebensraum der Affen bewachen. Als Wissenschaftler in 23 Schutzgebieten der Elfenbeinküste Affen zählten, stießen sie fast überall auf zerstörte Wälder. Auf Zweidritteln der Flächen wird illegal Kakao angebaut. Die Affenpopulationen sind deshalb dramatisch eingebrochen.

Mehr Ranger gebraucht

„Es gibt Schutzgebiete in der Elfenbeinküste ohne Wald und ohne Primaten, dafür mit einem Meer aus Kakao-Plantagen“, sagt der Anthropologe W. Scott McGraw von der Ohio State University: „Die Roloway-Meerkatze könnte die nächste Art sein, die ausgerottet wird.“ Die Küstenregenwälder von Dassioko Sud und Port Gauthier sind die letzten Rückzugsräume für gleich drei vom Aussterben bedrohte Primaten-Spezies. Doch auch dort ist ein Großteil der 23.717 Hektar Land von Kakao-Pflanzungen in Mitleidenschaft gezogen. Patrouillen können die Tiere und ihren Lebensraum schützen. 2013 entdeckten sie in den beiden Schutzgebieten insgesamt 167 Hektar Kakao-Pflanzungen, die Kleinbauern angelegt hatten. Außerdem machten sie hunderte Tierfallen unschädlich und stellten über 150 Wilderer. MEHR ZUM THEMA
Quelle: Rettet den Regenwald


Samstag, 25. April 2015

Faire Mode: Was tut sich im Textilsektor zwei Jahre nach Rana Plaza?



Die Katastrophe jährt sich. Vor zwei Jahren stürzte die Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesh ein. Über 1.100 Menschen starben. Große Veränderungen in der Textilbranche sind jedoch bislang ausgeblieben. Zum Fashion Revolution Day am 24. April riefen Verbraucherinnen und Verbraucher die Textilhersteller auf, für Transparenz entlang der Lieferkette zu sorgen. Per „Selfie“ und dem Hashtag #Whomademyclothes verbündeten sich Menschen aus 66 Ländern für eine fairere Textillieferkette. „Die Probleme in der Lieferkette beginnen bereits im Baumwollfeld“, so TransFair-Geschäftsführer Dieter Overath. „Millionen Kleinbauern können kaum vom Anbau leben. Wir Verbraucher können Veränderungen anstoßen: Durch unser Konsumverhalten und durch kritisches Nachfragen.“ Bereits seit 2005 sind Textilien aus Fairtrade-Baumwolle erhältlich. Derzeit entwickelt Fairtrade International außerdem einen Textilstandard, der die gesamte Lieferkette abdeckt.  Zudem ruft Fairtrade Unternehmen der Textilbranche dazu auf, dem Textilbündnis unter Federführung von Entwicklungsminister Gerd Müller beizutreten und gemeinsam Wege für eine transparente und öko-sozial nachhaltige Lieferkette zu finden.

Der Stoff, aus dem die Kleider sind: Baumwolle

Obwohl ein Großteil der Bekleidungsindustrie vom Baumwollanbau abhängt, ist die Lebenssituation für Baumwollbauern in Entwicklungsländern extrem schwierig. Die inflationsbereinigten Preise für Baumwolle sind in den letzten Jahrzehnten um insgesamt 45 Prozent gefallen.  Kleinbauern in Entwicklungsländern müssen mit hochsubventionierten Großfarmen in den USA konkurrieren, gentechnisch verändertes Hybridsaatgut führt zu Abhängigkeiten und oft in die Armutsfalle. Der Klimawandel trägt zusätzliches Gefahrenpotenzial. Berechnungen der Fairtrade Foundation aus Großbritannien zeigen, dass  die Kosten der Rohbaumwolle nur bis zu zehn Prozent des Verkaufspreises eines Textilprodukts ausmachen. Schon leicht höhere Preise für die Baumwolle können die Lebensbedingungen der Kleinbauern in Entwicklungsländern deutlich verbessern. Fairtrade arbeitet im Baumwollbereich ausschließlich mit Kleinbauern zusammen. Durch den Verkauf über den Fairen Handel erhalten sie stabile Mindestpreise und eine zusätzliche Prämie für Gemeinschaftsprojekte. Derzeit gibt es 26 zertifizierte Baumwollorganisationen in neun Ländern, siehe www.fairtrade-deutschland.de/produzenten/baumwolle

Fairtrade entwickelt Textilstandard

Zusätzlich zur Zertifizierung von Baumwolle, hat sich Fairtrade auf den Weg gemacht, einen Standard für die komplexe Textilkette zu entwickeln. Eine große Herausforderung, denn ein fertiges Kleidungsstück ist die Summe vieler einzelner Schritte, wie Spinnen, Weben oder Stricken, Färben und Konfektionieren. Ziel des Standards ist es, die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten entlang der textilen Lieferkette zu verbessern. Zu den Inhalten gehören beispielsweise Gewerkschafts- und Versammlungsfreiheit, Kriterien zu Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit und Umweltrichtlinien. Die Entwicklung des Textilstandards wird unterstützt vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Bis zum 9. Mai steht die aktuelle Version des Textilstandards öffentlich zur Konsultation zur Verfügung.  Experten, Hersteller, Händler und Zivilgesellschaft aufgerufen, sich aktiv an der Entwicklung zu beteiligen.
Quelle: Fairtrade Deutschland

Weitere Informationen zum Textilstandard sowie weitere Standards in Bearbeitung:  www.fairtrade.net/standards-work-in-progress.html

Mittwoch, 22. April 2015

Kaweri: Kaffee mit dem Geschmack der Vertreibung



Im August 2001 vertrieb die ugandische Armee mehr als 2.000 Menschen aus vier Dörfern, weil die Regierung deren Land an die Kaweri Kaffee-Plantage verpachtet hat. Kaweri ist eine Tochterfirma der Neumann Kaffee Gruppe in Hamburg. Bis heute wurden die Vertriebenen nicht entschädigt. Doch sie fordern ihre Rechte ein. Im August 2002 haben sie die ugandische Regierung und die Kaweri Kaffee Plantage verklagt. Das Gerichtsverfahren wurde nach allen Regeln der Kunst verschleppt. Nach elf Jahren sprach das zuständige Gericht am 28. März 2013 das erste Urteil – zugunsten der Vertriebenen.  Der Journalist Michael Enger hat einen Film über die Vertreibung und ihre Folgen gedreht: Coffee to go – Mit dem Geschmack der Vertreibung.

Betroffene kommen zu Wort

In der Radiosendung zum "Kaweri-Fall" des Kölner Bürgerfunks "alleweltonair" sprechen Betroffene, der ugandische Radio-Journalist Godfrey Ayoo und FIAN-Referentin Gertrud Falk über die Vertreibung von Tausenden Menschen zugunsten der Kaweri-Kaffeeplantage und ihre Folgen. 
Quelle: FIAN, Bild Fian.at


Montag, 20. April 2015

Agrarspekulation: Deutsche-Bank-Konferenz nur PR-Show



Trotz anders lautender Zusagen hat die Deutsche Bank auch ein Jahr nach der von ihr organisierten Konferenz zur Agrarspekulation keinerlei Ergebnisse vorgelegt, wie das Geldhaus in Zukunft mit seinen umstrittenen Spekulationsgeschäften umgehen will.  Das hat die Verbraucherorganisation foodwatch heute kritisiert. Im April vergangenen Jahres hatte die Bank Experten zu einem Austausch über die Folgen der Nahrungsmittelspekulation eingeladen. Vorstandsvorsitzender Jürgen Fitschen hatte im Anschluss versichert, er werde sich "in ein paar Wochen" melden, "um zu berichten, welche Themen wir wie angehen wollen." Es seien "bereits konkrete Vorschläge in der Diskussions- und Abstimmungsphase" hieß es zudem in einem weiteren Schreiben der Bank an foodwatch. Dem ist die Deutsche Bank allerdings bislang nicht nachgekommen, konkrete Vorschläge wurden bis heute nicht präsentiert. Spekulationsgeschäfte auf die Preise von Agrar-Rohstoffen sind stark umstritten. Kritiker fürchten, dass exzessive Agrarspekulationen zu steigenden Lebensmittelpreisen führen können - und damit Menschen in armen Ländern in Hunger stürzen.

Nur noch die Deutsche Bank spekuliert

Am 16. April 2014 hatte die Deutsche Bank Kritiker und Befürworter der Nahrungsmittelspekulation unter dem Titel "Preisentwicklung bei Agrarrohstoffen - Wer ist wie in der Verantwortung?" zu einem "offenen Austausch" eingeladen. Auch foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode war bei dem Treffen in Frankfurt zu Gast. foodwatch fordert seit Langem, dass die Bank schon aus Vorsorgegründen aus den Geschäften aussteigen muss. Über eine E-Mail-Protestaktion unterstützen bereits fast 65.000 Bürgerinnen und Bürger diese Forderung. In Deutschland ist die Deutsche Bank das letzte verbliebene Geldhaus, das noch an der Finanzspekulation mit Nahrungsmitteln festhält.
Quelle: Forum Nachhaltig Wirtschaften

Hier geht es zur E-Mail-Protestaktion von foodwatch

Donnerstag, 16. April 2015

Mode: Das müsste eigentlich auf dem Etikett stehen



Made in Bangladesh“ ist oft das Einzige, was auf dem Produktionslabel eines Kleidungsstücks zu lesen ist. Welche Informationen dort eigentlich stehen sollten, zeigt nun eine kanadische Organisation mit einer Kampagne.

Wer bewusst einkaufen will, braucht Informationen. Denn nur wenn die Kunden möglichst viel über das Produkt, seinen Inhalt und die Herstellungsbedingungen wissen, können sie mündige Entscheidungen treffen. Daran mangelt es nicht nur bei der Nährwertkennzeichnung so mancher Lebensmittel, sondern auch in der Textilwirtschaft. „Made in Bangladesh“ ist oft das Einzige, was auf den Produktionslabeln großer Modeketten steht – garniert mit Informationen zum Stoff und einer Waschanleitung. Doch unter welchen Zuständen die Kleidungsstücke produziert wurden, erfährt der Kunde dort nicht. Wohl aus gutem Grund, könnte man vermuten, denn die Arbeitsbedingungen in der Modeindustrie sind oft schlecht: Die Näherinnen erhalten Niedrigstlöhne, hantieren mit giftigen Materialien und der Arbeitsschutz ist mangelhaft. Der Einsturz einer Fabrik in Bangladesch vor zwei Jahren hat das auf schockierende Weise deutlich gemacht.

Das etwas andere Etikett

Die Organisation „The Canadian Fair Trade Network“ zeigt daher nun in einer Kampagne, was wirklich auf den Produktionslabeln von T-Shirts, Pullovern und Jackets stehen müsste. Die Aktivsten haben alternative Nackeneinnäher für Kleidungsstücke entworfen, auf denen in fiktiven Porträts drei typische Schicksale von Textilarbeiterinnen und -arbeitern eingestickt sind. Da wäre beispielsweise die Geschichte auf dem Etikett eines Jackets, die von Joya aus Bangladesch erzählt: „Mit elf Jahren verließ sie die Schule um ihre beiden Brüder und ihre frisch verwitwete Mutter zu unterstützen. Ihr Vater war bei einem Feuer in der Baumwollfabrik gestorben, in der er arbeitete. In dem Gebäude gegnüber der abgebrannten Fabrik arbeitet nun Joya und wird so permanent an das Risiko erinnert, dem sie tagtäglich ausgesetzt ist." Die Organisation hinter der Kampagne, will mit den Motiven zum Kauf von mehr Fair-Trade-Kleidung aufrufen. Anlässlich des „Fashion Revolution Day“ am 24. April, sollen Konsumenten die großen Modehersteller zudem mit Fragen löchern: Unter #whomademyclothes sollen Selfies mit Produktionslabeln der eigenen Textilien auf Twitter gepostet werden, um die Produzenten zu mehr Transparenz und besseren Arbeitsbedingungen aufzufordern.
Quelle: Greenpeace Magazin; Foto: The Canadian Fair Trade Network