Sonntag, 24. April 2016

Drei Jahre nach Rana Plaza – SDGs – Weltklimavertrag


Vor fast drei Jahren starben über 1.100 Menschen bei einem Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch. Wie so häufig, betonte die internationale Gemeinschaft, dass sich eine solche Tragödie nicht wiederholen dürfe und dass es endlich zu Verbesserungen im Bereich der Menschenrechte und Gebäudesicherheit in der Textilindustrie kommen müsse. In Bangladesch schlossen sich drei Akteurs-Bündnisse zusammen, um Reformen umzusetzen. Ein Jahr später kündigte der deutsche Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Gerd Müller, ein neues Siegel für den fairen Konsum an. Drei Jahre nach Rana Plaza kam es allerdings nur zu wenigen Verbesserungen. Das grundlegende Problem der Textilindustrie besteht fort: die Marktgesetze übertrumpfen noch immer viele Bemühungen zur Durchsetzung der Menschenrechte. ... HIER WEITERLESEN
Quelle: SÜDWIND-INSTITUT/Nico Beckert, Foto: Wikipedia

Dossier: Die nachhaltigen Entwicklungsziele

Die Staats- und Regierungschefs von 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen haben sich am 25. September 2015 auf einen Katalog von 17 nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs nach dem englischen Akronym) geeinigt. Mit diesem Zielkatalog sollen bis zum Jahr 2030 Armutsreduzierung, Umweltschutz und nachhaltiges Wirtschaften weltweit vorangetrieben werden. Die SDGs lösen die Millennium Development Goals (MDGs) ab, jedoch mit einer entscheidenden Neuerung: Sie haben für Industriestaaten und Entwicklungsländer gleichermaßen Geltung. UmweltDialog hat Stimmen und Hintergrundberichte zum Thema in einem Dossier zusammengestellt. ...
HIER GEHT ES ZUM DOSSIER
Quelle: Umweltdialog

 

Klimaabkommen am "Earth Day" unterzeichnet

Das Abkommen von Paris galt im Dezember als bahnbrechendes Testament einer einmaligen Zusammenarbeit der Weltgemeinschaft. Auch wenn wir bei WiWo Green schon angemerkt hatten, dass das formulierte Ziel, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, kaum erreichbar ist. Anders formuliert: Die dafür notwendigen Maßnahmen hat in den vier Monaten nach der Konferenz kein Staat auch nur ansatzweise in Angriff genommen. ... HIER WEITERLESEN
Quelle: Wirtschaftswoche Green Economy


Sonntag, 17. April 2016

Lebensmittel-Verschwendung: Enorme Schäden für Umwelt und Klima



Die Vernichtung von Lebensmitteln bereitet nicht nur zunehmende Probleme bei der Welternährung. Sie setzt auch große Mengen von Treibhausgasen frei. Nach dem Vorstoß von Bundesernährungsminister Christian Schmidt, das Mindesthaltbarkeitsdatum abzuschaffen, hat auch hierzulande die Diskussion über die Verschwendung von Nahrungsmitteln wieder Fahrt aufgenommen. Andere Länder haben bereits konkrete Maßnahmen ergriffen oder diskutieren Gesetzesänderungen. So ist Supermärkten in Frankreich untersagt, Lebensmittel, die das Haltbarkeitsdatum überschritten haben, einfach wegzuwerfen. Sie müssen die nicht mehr verkäufliche Ware spenden. In England ist ein Gesetz zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen in Vorbereitung. Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen  Erhebungen der  FAO zufolge landet gut ein Viertel der weltweit produzierten Lebensmittel auf dem Müll. Diese Verschwendung ist nicht nur angesichts der Ernährungsprobleme im Zuge der wachsenden Weltbevölkerung ein drängendes Problem. Sie bedeutet auch eine erhebliche Belastung des Weltklimas: In einem bereits 2011 veröffentlichten Bericht rechnet die FAO vor, dass im Jahr 2007 die Vernichtung von 1,6 Milliarden Tonnen Nahrungsmitteln eine Belastung von 3,3 Millarden Tonnen Kohlendioxidäquivalenten bedeutete – verglichen mit den Emissionen ganzer Volkswirtschaften waren nur die von China oder den USA verursachten Klimaschäden in diesem Jahr höher.

Unnötige Belastung der Umwelt

Inzwischen dürfte die Belastung noch gravierender sein. Und in den Kalkulationen der FAO sind lediglich die Emissionen durch die Produktion der nicht gegessenen Nahrungsmitteln enthalten. Rechnet man die Wirkung der unnötigen Umwandlung von Wäldern in Ackerland und die Treibhausgase hinzu, die mit den entsorgten Lebensmitteln zusätzlich aus Deponien entweichen, fällt die Klimawirkung der Lebensmittelverschwendung weitaus drastischer aus. Der umweltschädliche Abfall fällt auf allen Stufen der Produktion und des Vertriebs an. Nach Einschätzung der FAO wird der größte Teil im Zuge der landwirtschaftlichen Produktion von Lebensmitteln vernichtet – hier kommt bereits rund ein Drittel der gesamten Müllmenge zusammen. „Grüne Technologien, wie etwa die Trocknung mit Hilfe von Solarenergie, können dazu beitragen, die Haltbarkeit zu verlängern, die Sicherheit der Lebensmittelversorgung verbessern und wirtschaftliche Vorteile für die Verbraucher bringen“, heißt es weiter in dem FAO-Bericht. Neue Studien bestätigen den Beitrag der Misswirtschaft im Lebensmittelsektor zur Erderwärmung. In einem kürzlich veröffentlichten Kommentar im „British Medical Journal“ kommen die Autoren zu dem Schluss: „Die ökologische Wirkung der Lebensmittelproduktion ist enorm. Der Abfall trägt auf unnötige Weise zum Klimawandel und dem Verlust von Biodiversität ebenso bei, wie zur Stickstoff- und Phosphorbelastung und dem Verbrauch knapper landwirtschaftlich nutzbarer Flächen und Frischwasservorkommen.“ Laut der aktuellen Untersuchung einer Gruppe von Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen, die sich zur Interessenvertretung ReFED zusammengeschlossen haben, hätte allein die Verminderung der Lebensmittelverschwendung in den USA um 20 Prozent eine jährliche Vermeidung von 18 Millionen Tonnen Klimagasen zur Folge. Dazu schlagen die Experten von ReFED eine Verbesserung der Informationen für Verbraucher, gezielte Lebensmittelkontrollen und eine zentral organisierte Kompostierung verdorbener Nahrungsmittel vor.
Quelle: Greenpeace-Magazin / Matthias Lambrecht

Samstag, 9. April 2016

Wie umweltschädlich ist Online-Shopping?



Zeit und Geld sind kostbar. Beim Einkaufen wollen wir möglichst beides sparen. Als umweltbewusste Verbraucher wägen wir aber auch immer häufiger die Menge an Treibhausgasen ab, die wir beim Kauf von Schuhen, Büchern oder Haushaltsgeräten produzieren. Doch was belastet die Umwelt tatsächlich mehr – Onlineshopping oder Einkaufen vor Ort? Öffnungszeiten rund um die Uhr, sichere Zahlungssysteme sowie verbraucherfreundliche Lieferzeiten und Umtauschrechte: Onlineshopping macht es Kunden mit Internetanschluss leicht, fast alle erdenklichen Produkte, angefangen bei Tickets und Musik-CDs bis hin zu Kleidung und Möbeln, bequem per Mausklick von zu Hause aus zu bestellen.  In Deutschland kauften 2013 fast zwei Drittel (65 Prozent) der Bürger im Internet ein. Auch wenn es europaweit nur 45 Prozent Online-Käufer gab, ist klar, dass Onlineshopping in den vergangenen Jahren zunehmend beliebter geworden ist. Online-Händler preisen das Shoppen im Netz zudem als umweltfreundlicher an als das Einkaufen im Laden. Die Argumente dafür, dass Onlineshopping umweltschonender ist, sind auf den ersten Blick einleuchtend: Während zum Beispiel ein Bekleidungsgeschäft das ganze Jahr über klimatisiert und mit Strom versorgt werden muss, kann der Kunde beim Onlineshopping die neue Jacke von zu Hause bestellen. Die Ware wird anschließend mit vielen anderen Postsendungen an die gewünschte Adresse geliefert, sodass der Kunde selbst keinen Weg, womöglich mit dem Auto, zurücklegen muss. Zudem kann er Verpackungsmaterial recyceln. Im Geschäft aber wird die Ware, wenn sie nicht verkauft wird, erneut verpackt und gelagert. Sparen wir beim Einkaufen Geld oder Zeit, dann macht sich das gleich beim Blick ins Portemonnaie oder auf die Uhr bemerkbar.

Der ökologische Fußabdruck im Warenkorb

Der CO2-Ausstoß ist hingegen nicht unmittelbar spürbar. Sicher ist, dass die Höhe der Emissionen stark von unserem eigenen Kaufverhalten abhängt. Bestellen wir etwa drei Paar Schuhe, von denen wir nach der Anprobe zu Hause nur eins auswählen und die zwei anderen zurücksenden, so haben wir den Schadstoffausstoß für das eine gekaufte Paar um das Dreifache erhöht. Alleine in Deutschland wird im Durchschnitt jede dritte Online-Bestellung zurückgeschickt. Das macht  mehr als 250 Millionen Retourpakete im Jahr – oder anders gesagt: jede Menge Extralieferungen mit entsprechend hohem Energieverbrauch, um sie ans Ziel zu bringen. Nicht auf dem Einkaufszettel beim Onlineshopping: der „Rückkopplungseffekt“ Beim Beispiel der drei Paar Schuhe überragen die negativen Effekte des Kaufverhaltens eindeutig die positiven. Heraus kommt eine ungünstige Ökobilanz. Wissenschaftler vom Institut für Ingenieurwissenschaften und Technologie der Universität Newcastle sprechen in ihrer  Studie zum Thema „Online-Shopping und Heimarbeit“ (2010) von sogenannten „Rückkopplungseffekten“ des veränderten Kaufverhaltens: Ein eigentlicher positiver Anreiz zur CO2-Ersparnis – Onlineshopping statt Autofahrt zum Geschäft – wird durch die negativen Umwelteffekte der Rücksendungen von Paketen aufgehoben. Beim Vergleich „Onlineshopping versus Einkaufen vor Ort“ würden diese Rückkopplungen häufig nicht berücksichtigt. Denn auch durch den Paketversand entstehen CO2-Emissionen. Eine Einsparung der Treibhausgase würde daher nur dann erreicht, wenn die Online-Bestellung etwa dreieinhalb reale Einkaufsfahrten mit dem Auto ersetzt, 25 Produkte zur gleichen Zeit ausgeliefert würden oder der Kunde durch den Online-Kauf einen Weg von 50 Kilometern sparen würde.

Tipps fürs umweltbewusste Online-Shopping

Wer umweltbewusster einkaufen möchte, sollte sein eigenes Kaufverhalten kritisch unter die Lupe nehmen. Wie viel und was bestelle ich online? Ein paar Tipps erleichtern die Entscheidung. Fragen Sie sich, ob Sie das Produkt nicht auch in einem Geschäft in Ihrer Nähe – vielleicht sogar zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar– bekommen können. Kaufen Sie bei möglichst wenigen Händlern und bündeln Sie die Bestellungen. Verteilen Sie Einkäufe nicht wegen minimaler Preisvorteile auf mehrere Anbieter. Kaufen Sie Waren mit hoher Rücksendequote, wie zum Beispiel Schuhe, nur im Laden. Vermeiden Sie vergebliche Lieferversuche durch Terminabsprache oder Angabe eines Nachbarn, der das Paket annehmen kann. Bevorzugen Sie Lieferdienste mit Pfandkisten oder Recyclingkartons. Bilden Sie Einkaufsgemeinschaften für Sammelbestellungen. Bestellen Sie mittels Standardzustellung und keine Expresslieferungen, damit das Paket in einem optimal ausgelasteten Lkw transportiert werden kann. Faktoren, die zu einem umweltschonenden Onlineshopping beitragen, sind unter anderem die Art der Verpackung der bestellten Produkte oder die Ladekapazität der Lieferungen. Daher ist nicht nur der Kunde, sondern auch der Händler und der Zulieferer gefragt.
Quelle: UD/Sabine Müller;Grafiken: populationboom.at, money101.co.za, sourkrauts.de

Sonntag, 3. April 2016

Fair Finance: Welche Bank ist wirklich nachhaltig?



Ob an Waffenhersteller oder Nahrungsmittelspekulanten – die meisten Kunden wissen nicht, wem die Banken ihr Geld leihen. Ein neues Informationsportal soll Abhilfe schaffen. Wenn es um Investitionen geht, dann haben Banken weitgehend freie Hand. Sie verleihen das Geld ihrer Kunden an beliebige Unternehmen, die ihnen solide und profitabel erscheinen. Der Kunde selbst bekommt davon in der Regel nichts mit. Dem will die Organisation „Facing Finance“ nun ein Ende bereiten. Gemeinsam mit anderen Interessengruppen hat sie ein Informationsportal veröffentlicht, das Banken anhand ihrer sozialen und ökologischen Verantwortung beurteilt. „Bankkunden haben einfach ein Recht darauf zu erfahren, zu welchen Bedingungen und an welche Unternehmen eine Bank ihr Geld verleiht oder in wen sie investiert", sagt Thomas Küchenmeister, Vorstand von „Facing Finance“. Deshalb nimmt seine Organisation die Selbstverpflichtungen der Banken unter die Lupe und bewertet sie anhand von 240 sozialen und ökologischen Kriterien.

Nachholbedarf in Sachen Klimapolitik

Acht deutsche Banken wurden bislang geprüft, weitere sollen folgen. In der Bewertung schnitten die Nachhaltigkeitsbanken „GLS Bank“ und „Triodos Bank“ am besten ab. Sie achten besonders auf Menschen- und Arbeitsrechte, arbeiten transparenter und machen weder mit der Rüstungsindustrie noch der Fossilwirtschaft Geschäfte. Die etablierten deutschen Geldinstitute lagen nur im Mittelfeld. „Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Deutsche Bank, die Commerzbank oder auch die DZ Bank in kontroverse Unternehmen investieren oder diese finanzieren, auch wenn sie zum Teil gegenlautende Richtlinien veröffentlicht haben", kritisierte Sarah Guhr von „Facing Finance“. Auf dem letzten Platz landete die katholische Pax-Bank. Der Grund dafür: Ihre Richtlinien seien laut „Facing Finance“ nicht umfassend und konsequent genug. „Unter allen untersuchten Banken zeigte sich die Pax-Bank zudem als einzige Bank nicht bereit, einen konstruktiven Dialog zu den Bewertungen aufzunehmen", sagte Mario Dziamski, der für die Organisation „Rank a Brand“ an dem Portal mitgearbeitet hat. Nachholbedarf sieht „Facing Finance“ noch in Sachen Klimapolitik. „Insgesamt haben alle von uns ausgewerteten Banken im Klimaschutz eher schwache Richtlinien“, sagt Sarah Guhr. Ihr Kollege Alexander El Alaoui von der Organisation „Germanwatch“ fügt hinzu: „Das Pariser Klimaabkommen fordert, die Finanzströme klimagerecht umzuleiten. Dies verlangt von Banken mehr Transparenz über die Risiken fossiler Investitionen zu geben, klimaschädliche Investitionen zu begrenzen und stärker grüne Anlagemöglichkeiten zu forcieren.“
Quelle: Greenpeace/Julia Huber