Die Vernichtung von Lebensmitteln bereitet nicht nur
zunehmende Probleme bei der Welternährung. Sie setzt auch große Mengen von
Treibhausgasen frei. Nach dem Vorstoß von Bundesernährungsminister Christian
Schmidt, das Mindesthaltbarkeitsdatum abzuschaffen, hat auch hierzulande die
Diskussion über die Verschwendung von Nahrungsmitteln wieder Fahrt
aufgenommen. Andere Länder haben bereits konkrete Maßnahmen ergriffen oder
diskutieren Gesetzesänderungen. So ist Supermärkten in Frankreich untersagt,
Lebensmittel, die das Haltbarkeitsdatum überschritten haben, einfach wegzuwerfen.
Sie müssen die nicht mehr verkäufliche Ware spenden. In England ist ein Gesetz zur
Vermeidung von Lebensmittelabfällen in Vorbereitung. Ernährungs- und
Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen Erhebungen der FAO zufolge landet gut ein Viertel der
weltweit produzierten Lebensmittel auf dem Müll. Diese Verschwendung ist nicht
nur angesichts der Ernährungsprobleme im Zuge der wachsenden Weltbevölkerung
ein drängendes Problem. Sie bedeutet auch eine erhebliche Belastung des Weltklimas:
In einem bereits 2011 veröffentlichten Bericht rechnet die FAO vor, dass im
Jahr 2007 die Vernichtung von 1,6 Milliarden Tonnen Nahrungsmitteln eine
Belastung von 3,3 Millarden Tonnen Kohlendioxidäquivalenten bedeutete –
verglichen mit den Emissionen ganzer Volkswirtschaften waren nur die von China oder
den USA verursachten Klimaschäden in diesem Jahr höher.
Unnötige Belastung der Umwelt
Inzwischen dürfte die Belastung noch gravierender sein. Und
in den Kalkulationen der FAO sind lediglich die Emissionen durch die Produktion
der nicht gegessenen Nahrungsmitteln enthalten. Rechnet man die Wirkung der unnötigen
Umwandlung von Wäldern in Ackerland und die Treibhausgase hinzu, die mit den
entsorgten Lebensmitteln zusätzlich aus Deponien entweichen, fällt die
Klimawirkung der Lebensmittelverschwendung weitaus drastischer aus. Der
umweltschädliche Abfall fällt auf allen Stufen der Produktion und des Vertriebs
an. Nach Einschätzung der FAO wird der größte Teil im Zuge der
landwirtschaftlichen Produktion von Lebensmitteln vernichtet – hier kommt bereits
rund ein Drittel der gesamten Müllmenge zusammen. „Grüne Technologien, wie etwa
die Trocknung mit Hilfe von Solarenergie, können dazu beitragen, die
Haltbarkeit zu verlängern, die Sicherheit der Lebensmittelversorgung verbessern
und wirtschaftliche Vorteile für die Verbraucher bringen“, heißt es weiter in
dem FAO-Bericht. Neue Studien bestätigen den Beitrag der Misswirtschaft im
Lebensmittelsektor zur Erderwärmung. In einem kürzlich veröffentlichten
Kommentar im „British Medical Journal“ kommen die Autoren zu dem Schluss:
„Die ökologische Wirkung der Lebensmittelproduktion ist enorm. Der Abfall trägt
auf unnötige Weise zum Klimawandel und dem Verlust von Biodiversität ebenso
bei, wie zur Stickstoff- und Phosphorbelastung und dem Verbrauch knapper landwirtschaftlich
nutzbarer Flächen und Frischwasservorkommen.“ Laut der aktuellen Untersuchung
einer Gruppe von Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen, die sich zur Interessenvertretung
ReFED zusammengeschlossen haben, hätte allein die Verminderung der Lebensmittelverschwendung
in den USA um 20 Prozent eine jährliche Vermeidung von 18 Millionen Tonnen Klimagasen
zur Folge. Dazu schlagen die Experten von ReFED eine Verbesserung der
Informationen für Verbraucher, gezielte Lebensmittelkontrollen und eine zentral
organisierte Kompostierung verdorbener Nahrungsmittel vor.
Quelle:
Greenpeace-Magazin / Matthias Lambrecht