Montag, 25. Januar 2016

Selosoda: Limonade aus dem Abfallprodukt Kaffeekirschen



Kaffee kann ganz schön bitter schmecken, Kaffeekirschen hingegen sind noch süßer als ihre europäischen Namensvettern. Die Bohne ist nämlich von einer fruchtigen Schicht umgeben, die Kaffeebauern während der Ernte gerne lutschen. Bei der industriellen Verwendung der Kaffeebohne werden die äußeren Schichten jedoch einfach weggeschmissen. Ein Unding, fand Laura Zumbaum. Bei ihrer Arbeit im Marketing von mymuesli kümmerte sie sich um Getränkemarken – und lernte, dass in der Kaffeekirsche mehr als nur die Bohne steckt. Ein Drittel der geernteten Früchte wird als Abfall nicht mehr weitergenutzt – dabei steckt auch in den Schalen noch einiges an Geschmack (und Koffein). Deshalb brachte Zumbaum sie testweise als Tee in den Shop des Müsli-Onliners. Das kam so gut an, dass Zumbaum eine eigene Limonade daraus machen wollte. Die auf den Namen “selosoda” getaufte Brause auf Kaffeeabfall-Tee-Basis war geboren. Weniger süß, ohne Zusätze und moralisch im Vorteil, denn der Ankauf der Schalen bedeutet für die Bauern in Panama ein zusätzliches Einkommen. “Unser direktes Handelsmodell ermöglicht uns eine finanzielle Wertsteigerung derKaffeepflanze um 50 Prozent”, erklärt Zumbaum. Und in Zeiten von knappen Flächen für den Lebensmittelanbau ist es ohnehin sinnvoll, alle genießbaren Teile zu verwerten.

Mehr Kohlensäure, weniger Zusätze

Im Sommer testete sie selosoda bei einigen Gastronomen und Endkunden aus. Eine kleine Biosaftkelterei half bei der ersten Palette, die als “Live-Marktstudie” diente und laut Zumbaum “eine wirklich gute Gelegenheit war, zu sehen, wie das Produkt tatsächlich ankommt.” Die Rückmeldungen waren positiv, auch wenn es noch Stellschrauben zur Nachbesserung gab. So hatte die nächste Palette etwa mehr Kohlensäure, erzählt die junge Gründerin. Der Markt ist groß: 120 Liter an Erfrischungsgetränken schüttet jeder Deutsche jährlich in sich hinein – und mit wachsendem Bewusstsein für gesunde Ernährung steigt auch die Vielfalt im Getränkeregal. Das finale selosoda-Rezept besteht aus Kaffeekirsch-Tee, fünf Prozent Bio-Zitrussaft und Kohlensäure. Das war’s auch schon: “Wir wollten keine 1000 Zusätze reinpacken, die Kaffeekirsche allein hat schon einen vielseitigen Geschmack” so Zumbaum. Das ganze schmeckt etwas nach Orange, ein bisschen nach Honig, gar nicht nach Kaffee. Nicht bitter, sondern süß, dabei stecken in einem Liter nur 15,6 Gramm natürlicher Zucker – große Cola-Hersteller packen schon mal das Dreifache in die Flasche.

Mit Crowdfunding auf den Markt

Die Flaschen gibt es ohnehin nur in Viertelliter-Größe, was zumindest zum Wachwerden reichen sollte. Der Koffeinanteil entspricht etwa dem eines doppelten Espresso – mit Energy Drinks ist selosoda also auch nicht vergleichbar, zumal sich der Wachmacheffekt über einen längeren Zeitraum verteile. Die derzeit angesagten Mate-Getränke dürften eher zur Konkurrenz werden – wobei auch diese teils extrem viel Zucker enthalten. Auf mittlerweile 50 Getränkekarten in Deutschland findet sich selosoda, allerdings reichen die Einnahmen noch nicht für größere Investitionen. Deshalb beschloss Zumbaum, über die Crowdfundingplattform Startnext Geld für eine große Charge einzusammeln: Mit 20.000 Euro will sie die ersten 20.000 Flaschen produzieren. Das Ziel ist mittlerweile bereits erreicht – wer sich also noch eine der Funding-Prämien sichern will, muss sich beeilen. Ansonsten gibt es auch schon einen eigenen Shop, wo man die Flaschen für nicht ganz günstige 3,30 Euro bestellen kann. (Künftig soll der Gastro-Preis zwischen 2,50 und 3,00 Euro liegen.) Nun, da die Finanzierung steht, kümmert sich Zumbaum um die Produktion. Die ist allein schon wegen des Rohstoffs aufwendiger als bei anderen Getränken: “Wir setzen auf direkte Handelsbeziehung ohne Zwischenhändler und eine Zusammenarbeit, die transparent gestaltet ist.” Im Frühling steht der nächste Besuch in Panama an, sie will sich aber auch Kaffeeplantagen in Nachbarländern anschauen. Kein Selbstzweck: Der faire Umgang mit Bauern und die Nutzungbislang ungenutzter Rohstoffe sind ein Alleinstellungsmerkmal für selosoda.
Quelle: Green Wiwo, Fotos: sesoda, Frank Herrmann (Kaffeestrauch)

Dienstag, 19. Januar 2016

Fairtrade Deutschland: Kampagnen 2016



Über das ganze Jahr verteilt veranstaltet TransFair, der deutsche Ableger von Fairtrade International, Aktionen zum Fairen Handel. Hier der Überblick:

Fairtrade-Rosenaktion Ob zum Valentinstag, Muttertag, dem Internationalen Frauentag oder einfach nur zwischendurch - es gibt viele Anlässe zum Verschenken fair gehandelter Blumen. Im Rahmen der Rosenaktion macht Fairtrade auf Missstände in der Blumenproduktion aufmerksam.
Start der Kampagne: 26.01.2016

World Fairtrade Challenge (und Fairtrade-Frühstück) 2016 veranstaltet Fairtrade erstmals eine globale Kampagne. Kaffeelieber auf der ganzen Welt werden zusammenkommen und versuchen gemeinsam die größte Kaffeepause der Welt zu veranstalten. Dabei sind viele Aktionsformen möglich. Organisieren Sie zum Beispiel ein Frühstück aus fair gehandelten Produkten und nehmen mit der Anzahl ihrer Kaffeetassen an der World Fairtrade Challenge teil.
Kampagnenzeitraum: 13. – 15.05. (Start der Registrierungsphase: 01.04.)

Faire Woche und Fairday
Vom 16. bis 30. September 2016 findet die 15te Faire Woche statt, die größte Aktionswoche des Fairen Handels in Deutschland statt. Das Thema lautet „Wirkung“. Darin eingebettet veranstaltet TransFair den Fairday zu fair gehandelter Baumwolle bzw. Textilien.
Kampagnenzeitraum: 16. – 30.09.; Fairday: 30.09

Montag, 11. Januar 2016

Faires Gummi für Ökokondome - Naturkautschuk im Aufwind



In Asien wird Kautschuk auf riesigen Plantagen gewonnen, angezapft wird dafür der “Hevea Brasiliensis”, der Kautschukbaum. Das Latex-Wassergemisch lässt sich vor Ort zu Kautschuk weiterverarbeiten, ökologisch ist das aber noch lange nicht. Herbizide und Pestizide werden in großen Mengen eingesetzt und verseuchen das Grundwasser. Für die Plantagen werden zudem regionale Wälder abgeholzt. Die Monokultur zerstört die Biodiversität. Meist aus Unwissenheit, erklärt Gerhard Langenberger von der Universität Hohenheim. Die Ausbreitung der großflächigen Monokultur-Plantagen hat dabei dramatische Folgen für die Regionen: “Die Kautschukbäume verändern die Hydrologie der Wassereinzugsgebiete. Das führt zu Wasserknappheit während der Trockenzeit. Außerdem vernichten Herbizide die Bodenvegetation, was wiederum Erosion begünstigt. Die Wasserqualität sinkt und die Wasserläufe verlieren wichtige ökologische Funktionen, zum Beispiel als Laichgründe für Fischarten”, erklärt Langenberger.

Aufklärung gegen Monokulturen

Am Institut für “Pflanzenbau in den Tropen und Subtropen” betreut der Kautschuk-Experte ein 4,6 Millionen Euro umfassendes Forschungsprojekt, das diese Umweltzerstörung beenden will. Dazu wollen die Wissenschaftler Plantagenbesitzer nicht nur aufklären, sondern ihnen auch ökologisch sinnvolle Alternativen aufzeigen. Konkret heißt das etwa, dass aus Monokulturen Mischwälder entstehen sollen – Bäume, die zur Holzgewinnung dienen oder die heimische Eibe, die als Medizinpflanze gilt, sind eine wirtschaftliche Alternative. Der Chemieeinsatz wird dadurch reduziert, die Biodiversität erhöht. “Wenn man es vernünftig macht, dann bringt es etwas”, so Langenberge. Und weckte mit seinem Programm auch das Interesse der Gründer von einhorn condoms. Sie wollten auf ökologisch produzierte Rohstoffe setzen. In Malaysia fanden sie einen Plantagenbesitzer, der zu einer Zusammenarbeit bereit war. Dafür, dass die Berliner den Kautschuk abnehmen, zeigen Studenten der Universität Hohenheim dem Plantageneigner Alternativen auf: Etwa eine Mischung aus heimischen Bäumen zu pflanzen, die die Biodiversität verbessert und gleichzeitig zusätzliche Einnahmequellen ermöglicht.

Mehrwert für Mensch und Umwelt

Für Forscher wie Unternehmer eine gute Sache. „Wir wollen einen Mehrwert für Mensch und Umwelt schaffen – von fairen Löhnen über nachhaltige Anbaumethoden bis hin zur Erhöhung der Biodiversität”, sagt Zeiler und verspricht, “50 Prozent unserer Gewinne in faire und nachhaltige Projekte zu reinvestieren.“ Eine Umsetzung, die Geduld braucht. “Das Projekt ist mittelfristig zu betrachten”, bremst Langenberger. Die Aussaat von Bäumen und das Wachstum brauchen Zeit. Forscher freuen sich über praktisches Beispiel. Auch wenn Kondome nur einen winzigen Bereich im Kautschuk-Absatz darstellen, ist der Projektmanager der Uni Hohenheim über die Kooperation froh. Auf diese Weise kann er an einem praktischen Beispiel Alternativen zum herkömmlichen Anbau aufzeigen. Das ist wichtig. Nur so können auch andere Plantagenbesitzer ins Boot geholt werden. Momentan ist die Zeit dafür günstig. Durch die ökonomische Abschwächung in China sowie dem niedrigen Ölpreis, der zu einem Aufschwung des Konkurrenzproduktes Synthesekautschuk führte, sind die Preise für den natürlichen Kautschuk dramatisch gefallen. „Bauern sind daher deutlich offener für Experimente als vor dem Preisverfall“, so der Wissenschaftler.

Fair gehandeltes Gummi

Der Bedarf an Kautschuk ist groß. Denn die elastischen Fähigkeiten von Naturgummi sind unerreicht. Das wissen auch die Reifenhersteller zu schätzen, die mit 70 Prozent an der Spitze der Abnehmer stehen. Für Lastwagen und Flugzeuge wird immer Naturkautschuk verwendet, da es auch bei extremen Temperaturen noch Halt bietet. Nur bei Autos wird gemischt. Das Verhältnis zwischen synthetischem und natürlichem Kautschuk ist bei den Unternehmen Betriebsgeheimnis. Kautschuk steckt aber auch in anderen Produkten, etwa Matratzen. Ähnlich wie einhorn condoms hat der schwäbische Hersteller Prolana einen ökologischen Anspruch, setzt dabei auf “Fair Rubber” – einen Verein, der fairen Handel auch in die Gummibranche bringen will. Das klappt, wenn die Produktionskosten der Lieferantenpartner auch bei niedrigen Weltmarktpreisen noch gedeckt sind – besonders für Kleinbauern wichtig. Zudem trägt “Fair Rubber” dazu bei, dass der Kautschuk möglichst umweltschonend erzeugt wird. Die Lieferanten müssen dafür vom Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziert sein – dem bekanntesten internationalen Zertifizierungssystem für verantwortungsvolle Waldwirtschaft, bei dem auch die Einhaltung sozialer Mindeststandards überprüft wird. Bisher ist der Verein zu klein, um die Branche zu verändern. Lediglich rund 65 Tonnen wurden darüber gehandelt. Ein Tropfen auf dem heißen Stein. Und trotzdem führen durch den beginnenden fairen Handel bereits mehrere hundert Familien auf den Plantagen ein besseres Leben.
Quelle: WiWo Green, Fotos: Frank Herrmann, Logo: Fair Rubber

Dienstag, 5. Januar 2016

Mogelpackung des Jahres 2015 wählen!

Viele Verbraucher ärgern sich, dass sie im Supermarkt durch versteckte Preiserhöhungen hinters Licht geführt werden. Fünf Produkte, mit denen Hersteller ihre Kunden im Jahr 2015 besonders getäuscht haben, hat die Verbraucherzentrale Hamburg nun für die Wahl zur „Mogelpackung des Jahres“ nominiert. Bis zum 22. Januar 2016 können Sie abstimmen und entscheiden, welches Produkt die wenig schmeichelhafte Auszeichnung für das zurückliegende Jahr 2015 erhalten soll.