In Asien wird Kautschuk auf
riesigen Plantagen gewonnen, angezapft wird dafür der “Hevea Brasiliensis”, der
Kautschukbaum. Das Latex-Wassergemisch lässt sich vor Ort zu Kautschuk
weiterverarbeiten, ökologisch ist das aber noch lange nicht. Herbizide und
Pestizide werden in großen Mengen eingesetzt und verseuchen das Grundwasser.
Für die Plantagen werden zudem regionale Wälder abgeholzt. Die Monokultur
zerstört die Biodiversität. Meist aus Unwissenheit, erklärt Gerhard
Langenberger von der Universität Hohenheim. Die Ausbreitung der großflächigen Monokultur-Plantagen
hat dabei dramatische Folgen für die Regionen: “Die Kautschukbäume verändern
die Hydrologie der Wassereinzugsgebiete. Das führt zu Wasserknappheit während der
Trockenzeit. Außerdem vernichten Herbizide die Bodenvegetation, was wiederum
Erosion begünstigt. Die Wasserqualität sinkt und die Wasserläufe verlieren
wichtige ökologische Funktionen, zum Beispiel als Laichgründe für Fischarten”,
erklärt Langenberger.
Aufklärung gegen
Monokulturen
Am Institut für “Pflanzenbau in
den Tropen und Subtropen” betreut der Kautschuk-Experte ein 4,6 Millionen Euro
umfassendes Forschungsprojekt, das diese Umweltzerstörung beenden will. Dazu
wollen die Wissenschaftler Plantagenbesitzer nicht nur aufklären, sondern ihnen
auch ökologisch sinnvolle Alternativen aufzeigen. Konkret heißt das etwa, dass
aus Monokulturen Mischwälder entstehen sollen – Bäume, die zur Holzgewinnung
dienen oder die heimische Eibe, die als Medizinpflanze gilt, sind eine
wirtschaftliche Alternative. Der Chemieeinsatz wird dadurch reduziert, die
Biodiversität erhöht. “Wenn man es vernünftig macht, dann bringt es etwas”, so
Langenberge. Und weckte mit seinem Programm auch das Interesse der Gründer von einhorn condoms. Sie wollten auf
ökologisch produzierte Rohstoffe setzen. In Malaysia fanden sie einen Plantagenbesitzer,
der zu einer Zusammenarbeit bereit war. Dafür, dass die Berliner den Kautschuk
abnehmen, zeigen Studenten der Universität Hohenheim dem Plantageneigner
Alternativen auf: Etwa eine Mischung aus heimischen Bäumen zu pflanzen, die die
Biodiversität verbessert und gleichzeitig zusätzliche Einnahmequellen
ermöglicht.
Mehrwert für Mensch
und Umwelt
Für Forscher wie Unternehmer eine
gute Sache. „Wir wollen einen Mehrwert für Mensch und Umwelt schaffen – von
fairen Löhnen über nachhaltige Anbaumethoden bis hin zur Erhöhung der
Biodiversität”, sagt Zeiler und verspricht, “50 Prozent unserer Gewinne in
faire und nachhaltige Projekte zu reinvestieren.“ Eine Umsetzung, die Geduld
braucht. “Das Projekt ist mittelfristig zu betrachten”, bremst Langenberger.
Die Aussaat von Bäumen und das Wachstum brauchen Zeit. Forscher freuen sich
über praktisches Beispiel. Auch wenn Kondome nur einen winzigen Bereich im
Kautschuk-Absatz darstellen, ist der Projektmanager der Uni Hohenheim über die
Kooperation froh. Auf diese Weise kann er an einem praktischen Beispiel
Alternativen zum herkömmlichen Anbau aufzeigen. Das ist wichtig. Nur so können
auch andere Plantagenbesitzer ins Boot geholt werden. Momentan ist die Zeit
dafür günstig. Durch die ökonomische Abschwächung in China sowie dem niedrigen
Ölpreis, der zu einem Aufschwung des Konkurrenzproduktes Synthesekautschuk
führte, sind die Preise für den natürlichen Kautschuk dramatisch gefallen.
„Bauern sind daher deutlich offener für Experimente als vor dem Preisverfall“,
so der Wissenschaftler.
Fair gehandeltes Gummi
Der Bedarf an Kautschuk ist groß.
Denn die elastischen Fähigkeiten von Naturgummi sind unerreicht. Das wissen
auch die Reifenhersteller zu schätzen, die mit 70 Prozent an der Spitze der
Abnehmer stehen. Für Lastwagen und Flugzeuge wird immer Naturkautschuk
verwendet, da es auch bei extremen Temperaturen noch Halt bietet. Nur bei Autos
wird gemischt. Das Verhältnis zwischen synthetischem und natürlichem Kautschuk
ist bei den Unternehmen Betriebsgeheimnis. Kautschuk steckt aber auch in
anderen Produkten, etwa Matratzen. Ähnlich wie einhorn condoms hat der schwäbische Hersteller Prolana einen ökologischen Anspruch, setzt dabei auf “Fair Rubber”
– einen Verein, der fairen Handel auch in die Gummibranche bringen will. Das
klappt, wenn die Produktionskosten der Lieferantenpartner auch bei niedrigen
Weltmarktpreisen noch gedeckt sind – besonders für Kleinbauern wichtig. Zudem
trägt “Fair Rubber” dazu bei, dass der Kautschuk möglichst umweltschonend
erzeugt wird. Die Lieferanten müssen dafür vom Forest Stewardship Council (FSC)
zertifiziert sein – dem bekanntesten internationalen Zertifizierungssystem für
verantwortungsvolle Waldwirtschaft, bei dem auch die Einhaltung sozialer
Mindeststandards überprüft wird. Bisher ist der Verein zu klein, um die Branche
zu verändern. Lediglich rund 65 Tonnen wurden darüber gehandelt. Ein Tropfen
auf dem heißen Stein. Und trotzdem führen durch den beginnenden fairen Handel
bereits mehrere hundert Familien auf den Plantagen ein besseres Leben.
Quelle: WiWo Green, Fotos: Frank
Herrmann, Logo: Fair Rubber