Donnerstag, 29. Mai 2014

Tipp: Der Fairness-Check


Die Fairness-Spreu vom Fairness-Weizen zu trennen - das ist die Aufgabe des Fairness-Checks. Das Portal, das von der Fairness-Stiftung betrieben wird, listet Unternehmen auf, die Fairness für sich als Ganzes oder in Einzelaspekten in Anspruch nehmen. Denn Fairness versprechen und nicht halten, das ist Irreführung und unlauterer Wettbewerb. Es tut der Fairness von Unternehmen Abbruch, die tatsächlich fair agieren. Und tritt die Erwartung und Hoffnung von Verbrauchern und Kunden mit Füßen. Der Fairness-Check möchte, so Norbert Copray, Direktor der Fairness-Stiftung, Fairness als Phrase oder Werbemasche entlarven.

Mehr Transparenz und Fairness in der Gesellschaft

Fairness-Versprechen werden im Fairness-Check dokumentiert, geprüft, bewertet und kommentiert. Fouls und unfaire Akteure werden sichtbar. Faire Akteure anerkannt und bestärkt. Die Fairness-Qualität wird in fünf Hinsichten unter die Lupe genommen: gegenüber Kunden und Verbrauchern, gegenüber Mitarbeitern und Lieferanten, gegenüber Umwelt und Natur, gegenüber Wettbewerbern und Kapitalgebern, gegenüber Öffentlichkeit und Staat. So sorgt der Fairness-Check für mehr Transparenz der Unternehmen und damit für mehr Fairness in der Gesellschaft.

Hier geht zum Fairness-Check: www.fairness-check.de

Montag, 26. Mai 2014

Ungenügend: Nachhaltigkeitsberichte der Kreuzfahrtgesellschaften



Eine im April in der Zeitschrift Tourism Management erschienene Studie der Leeds Metropolitan University kommt zum Schluss, dass die Kreuzfahrtunternehmen nicht weit genug gehen mit ihrer sozialen Verantwortung gegenüber der Umwelt, der Gesellschaft und den Destinationen, die sie mit ihren Schiffen anlaufen. Bei 65 Prozent der 80 weltweit untersuchten Kreuzfahrtgesellschaften ist zur sozialen Verantwortung auf der Website nichts zu finden. Berichte zur unternehmerischen Sozial- und Umweltverantwortung haben nur zwölf Marken publiziert, die zu vier internationalen Kreuzfahrtgesellschaften gehören: Carnival Corporation, Royal Caribbean International, TUI und Disney Cruises.

Wenig aussagekräftige Berichte

Dr. Xavier Font von der Leeds Metropolitan University erklärt: "Am häufigsten berichten Unternehmen über ihre Unternehmensvision und -strategie, ihr Profil und ihre Governance- und Managementsysteme, aber sie versäumen es, wirkliche Leistungsdaten bezüglich vieler wichtiger Umwelt- und sozioökonomischer Indikatoren auszuweisen. Berichterstattung über Emissionen, Abwasser, Abfall oder Wasserverbrauch ist das Ergebnis von Öko-Sparstrategien und Regulierungsdruck. Aber nicht eines der 80 Unternehmen berichtet über die Nachhaltigkeit der verbrauchten Ressourcen oder über Maßnahmen zum Artenschutz, und nur wenige berichten über positive soziale und wirtschaftliche Wirkungen auf die Destinationen."

Umweltverschmutzung ist an der Tagesordnung

Der Bericht unterstreicht, dass von der Kreuzfahrtindustrie mehr getan werden muss betreffend den Umweltauswirkungen von Kreuzfahrtschiffs-Entladungen, da Kreuzfahrtunternehmen in der Regel in sehr wertvollen Küstengewässer- und Meeresökosystemen tätig sind. Einige Tankbeschichtungen enthielten gefährliche Chemikalien, die schädlich für marine Organsimen sein könnten. Kreuzfahrtschiffe, die den Rechtsvorschriften entsprechen, können immer noch mit Desinfektionsmitteln und Klärschlamm versetztes Abwasser mehr als drei Meilen von der Küste entfernt entladen.

Die wirtschaftlichen Nachteile überwiegen

Die Studie untersuchte auch die sozioökonomischen Auswirkungen der Kreuzfahrtindustrie. Dabei wurde festgestellt, dass es zu wenig öffentliche Daten gebe, um die Behauptung der Kreuzfahrtbranche zu belegen, sie fördere die Wirtschaft durch die Schaffung von Arbeitsplätzen und trage zur lokalen Wirtschaft der Destinationen bei. De Facto gelten Billigkreuzfahrtschiffe als unproduktiv angesichts der verursachten Sozial- und Umweltkosten. Zusätzliche Erträge durch die Versorgungsketten sind begrenzt, da die Anforderungen an die Kreuzfahrt komplex sind und die Schiffe größere vorausberechnete Versorgungsmengen benötigen. Destinationen würden einzig aufgrund wirtschaftlicher Faktoren wie dem Kraftstoffverbrauch gewählt, nicht aufgrund der Auswirkung auf Gemeinschaften.
Quelle: Fair unterwegs

Samstag, 24. Mai 2014

Nachhaltiges Palmöl - Wunsch und Wirklichkeit



Die Produktion von Palmöl ist in den vergangenen 30 Jahren um das Zehnfache gestiegen. Der Anbau der Ölfrucht für Nahrungsmittel, Kosmetikindustrie und Biosprit führt zu immer neuen Plantagen in Südostasien, aber auch in Ländern Afrikas sowie Zentral- und Südamerikas. Oft kommt es dabei zu Umweltzerstörung und Vertreibungen. Kann nachhaltiges Palmöl einen Weg aus der Misere bieten? Dieser Frage geht die aktuelle Studie „Nachhaltiges Palmöl- Anspruch oder Wirklichkeit“ von Brot für die Welt und der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) nach. Sie untersucht, ob der „Runde Tisch Nachhaltiges Palmöl“ (RSPO), die mit 1439 Mitgliedern weltweit größte freiwillige Initiative von Industrie und Zivilgesellschaft, Lösungen zu bieten hat.

Der Runde Tisch hält nicht, was er verspricht!

Während in Entwicklungsländern Palmöl vor allem als Nahrungsmittel genutzt wird, ist es in Europa ein gefragter Rohstoff der Industrie. So ist jeder zehnte Liter Biodiesel auf der Grundlage von Palmöl hergestellt. „Wenn Ende diesen Jahres auf den Etiketten der Nahrungsmittel in der EU Palmöl als Palmöl deklariert werden muss, wird die Nachfrage nach nachhaltigem Öl zunehmen“, sagt Carolin Callenius, Ernährungsexpertin von Brot für die Welt. „Verbraucherinnen und Verbraucher müssen erfahren, was genau sich hinter RSPO verbirgt, sonst besteht die Gefahr des Etikettenschwindels.“  „Viele RSPO-zertifizierte Plantagen halten die Kriterien nicht ein, zu denen sie sich verpflichtet haben“, kritisiert Abetnego Tarigan, Geschäftsführer von WALHI/ Friends of the Earth Indonesia, einer Umweltorganisation, die seit vielen Jahren gegen die Ausdehnung der Plantagen kämpft. „Die Bevölkerung kennt weder ihre Rechte noch die Kriterien des RSPO. Die Menschen haben in den wenigsten Fällen ihre freie Entscheidung treffen können, ob auf ihrem Land Palmöl angebaut wird. In ganz Indonesien zählen wir mindestens 500 Landkonflikte – ein großer Teil mit Palmöl-Firmen“. Die Studie belegt, dass die Beschwerde-Mechanismen, die es gibt, nicht greifen.

Freiwillige Standards genügen nicht

„Wir kommen durch den aktuellen Report zu dem Schluss, dass eine freiwillige Einführung von Standards die Probleme nicht beheben wird“, sagt Jochen Motte, Vorstandsmitglied der VEM. Es sei Aufgabe der Regierungen, in den Anbauländern bestehende Gesetze umzusetzen und Unternehmen zu kontrollieren. Torfböden, Regenwald und Land in den Händen von Bauern etwa müssten bei der Vergabe von Konzessionen ausgeschlossen sein. Torfböden seien wichtige Treibhausgasspeicher, Regenwald besonders artenreich, und bei der Anlage neuer Plantagen würden oft kleinbäuerliche Familien von ihrem Land verjagt.

Palmöl gehört nicht in den Tank!

In zwei Tagen, am 23. Mai, wird der Ausschuss der Ständigen Vertreter der EU-Mitgliedstaaten über die Biokraftstoffverordnung beraten Es geht darum, die Beimischungsquote zu begrenzen. Palmöl gehöre nicht in den Tank, fordern Brot für die Welt und VEM, da Palmöl in Ländern des Südens für die Ernährung wichtig sei und die Konkurrenz zwischen Teller und Tank nicht verschärft werden dürfe. Zudem sollten Landnutzungsänderungen, die sich verheerend auf das Klima auswirken, in die Revision der EU-Biokraftstoffverordnung einbezogen werden. Auch da spielt die Brandrodung für Palmöl-Plantagen oder der Anbau auf Torfböden eine große Rolle, wie Beispiele der Studie zeigen.
Quelle: BfdW und VEM

Mittwoch, 21. Mai 2014

Nachhaltige Geldanlagen: Ausschluss von Streumunition und Antipersonen-Minen zunehmend die Regel


Das Volumen von Investments, bei denen neben finanziellen Kennzahlen auch ökologische, soziale und Governance-Kriterien in den Anlageprozess einfließen, hat in Deutschland, Österreich und der Schweiz binnen eines Jahres um zwölf Prozent zugelegt. Laut dem Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen 2014, den das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) vor wenigen Tagen veröffentlicht hat, ist der Markt in den drei Ländern mittlerweile insgesamt 134,5 Milliarden Euro stark. Kräftige Zuwächse im Bereich der nachhaltigen Investmentfonds und Mandate gibt es mit einem Plus von 29 Prozent vor allem in Österreich, aber auch die Schweiz und Deutschland legen mit 17 Prozent deutlich zu.

Auch Privatanleger investieren zunehmend nachhaltig

In allen drei Ländern ist der Markt für nachhaltige Anlagen auch im Vergleich zum konventionellen Markt überdurchschnittlich stark gewachsen. Österreich steht hier mit einem Anteil des nachhaltigen Segments von 4,5 Prozent im Dreiländer-Vergleich an der Spitze. „Vor allem institutionelle Investoren legen bei ihrer Vermögensverwaltung Wert auf nachhaltige Anlagekriterien“, hebt FNG-Geschäftsführerin Claudia Tober hervor. „In der Schweiz und Österreich investieren betriebliche Pensionsfonds besonders häufig in nachhaltige Anlagelösungen, während in Deutschland der größte Anteil auf kirchliche Institutionen und Wohlfahrtsorganisationen entfällt“, erklärt die Expertin für Nachhaltige Geldanlagen. „Aber auch die privaten Anleger sind mit Marktanteilen von 41 Prozent in der Schweiz sowie 25 Prozent in Deutschland und immerhin 14 Prozent in Österreich von Bedeutung.“

Geächtete Waffen immer öfter beim Investment ausgeschlossen

Ein weiterer wichtiger Trend ist in allen drei Ländern die Anwendung des Ausschlusskriteriums Streumunition und Antipersonenminen auf das gesamte verwaltete Vermögen. Geächtete Waffen werden in Deutschland, Österreich und der Schweiz mittlerweile bei knapp 2,5 Billionen Euro ausgeschlossen. „Die Tendenz weist hier deutlich in Richtung eines Standards, dem sich immer mehr Finanzakteure verpflichtet fühlen“, unterstreicht der Finanz- und Nachhaltigkeitsexperte Volker Weber. 

Hier geht es zum „Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen 2014 – Deutschland, Österreich und die Schweiz“: www.forum-ng.org/images/stories/Publikationen/FNG_Marktbericht2014_Web.pdf

 

Sonntag, 18. Mai 2014

Neue Studie: Kinderarbeit auf afrikanischen Tabakplantagen


Ohne sich darüber bewusst zu sein, haben deutsche Raucherinnen und Raucher eine enge Beziehung zu Kinderarbeitern auf afrikanischen Tabakplantagen: Die Zigaretten, die sie täglich rauchen, enthalten Tabak, der von Kinderhänden gepflückt wurde.

Fallbeispiele aus Simbabwe, Malawi und Kenia

Deutschland ist einer der größten Importeure von Tabak aus Malawi, wo 78.000 Kinder auf den Feldern schuften. Das Land ist eines der Fallbeispiele in der neuen Studie "Tabakproduktion in Afrika - Knebelverträge im Trend" von Unfairtobacco.org zu den Arbeitsbedingungen afrikanischer Tabakbäuerinnen und -bauern. Die Studie enthält allgemeine Informationen zur Tabakproduktion in Afrika und veranschaulicht die Arbeitsbedingungen auf den Feldern und die politischen Verflechtungen der Tabakindustrie. Außerdem beschäftigt sie sich mit der Frage: Was muss getan werden, damit die Bäuerinnen und Bauern ihre Situation verbessern können?