Donnerstag, 31. Juli 2014

Wenig nachhaltig – Touristen gefährden den Elefantenbestand auf Sri Lanka



Elefanten sind auf Sri Lanka allgegenwärtig. Viele Touristen reiten auch auf den Riesen. Dahinter steckt jedoch ein knallhartes Geschäft. Leise rasseln die Ketten, eine zwischen den Hinter- und eine zwischen den Vorderbeinen, während der Elefant eine Straße auf Sri Lanka entlangtrottet. Die Touristen, die sich auf seinem Rücken durch die saftig grüne Landschaft schaukeln lassen, stören sich nicht daran. Auch sehen sie von ihrem Aussichtsplatz fast zwei Meter weiter oben die Narben nicht, welche die Eisen hinterlassen haben. Immer wieder treibt der Mahout - so werden die Elefantenführer genannt - das Tier an: mit einem Ankus, einem spitzen Haken. Füttern, baden, posieren Andere Besucher füttern die Dickhäuter, gehen mit ihnen zusammen im Fluss baden und lassen sich nass spritzen, oder posieren für ein Foto auf dem Tier.

Gesetzeslücken, Korruption und untätige Behörden

"Die Nachfrage nach Elefanten in der Tourismusindustrie steigt", sagt Umweltrechtsanwalt Jagath Gunawardena. Rund 6000 wilde Elefanten leben nach offiziellen Zählungen auf der Insel - doch jedes Jahr werden es etwa 250 weniger. Zumeist würden diese Tiere getötet, wenn es wegen der Verringerung des Lebensraumes zu Zusammenstößen zwischen Mensch und Tier komme, erklärt die zuständige Behörde. Doch gibt es laut Tierschützern einen weiteren Grund: Tiere würden aus der Wildnis gefangen, um den Bedarf für die Touristen zu decken. "Um ein Baby-Elefant zu erbeuten, wird auch die Mutter getötet, da es sehr schwierig ist, sie zu trennen", sagt Gunawardena. In den vergangenen sieben Jahren haben Wilderer Schätzungen der Organisation Pro Wildlife zufolge mehr als 70 Elefantenkälber auf Sri Lanka eingefangen. "Gesetzeslücken, Korruption und untätige Behörden machen es möglich, Wildfänge als Nachzuchten auszugeben", schreibt die Organisation. Dabei sei die Zucht extrem schwierig. Nur selten werden die Schmuggler in den Wildtierparks erwischt. "Sie haben jede Menge Kontakte", meint Deepani Jayantha von der Umweltschutzorganisation Born Free Foundation. "Sie freunden sich mit Dorfbewohnern und Farmern an, und besonders mit denjenigen Wildtierhütern, die sich in der Region gut auskennen." So störe sie meist niemand bei ihren Beutezügen. "Wahrscheinlich helfen ihnen sogar einige Tierärzte, die die Tiere vor dem Fangen betäuben", sagt Jayantha, die selbst Veterinärmedizinerin auf Sri Lanka ist.

Traumatisierte Tiere

Ein Baby-Elefant könne für viele Zehntausend Euro verkauft werden, meint Sajeewa Chamikara, Direktor des Umweltschutzfonds in Sri Lanka. Doch dann würden sie meist von untrainierten, schlecht bezahlten Mahouts betreut, und müssten stundenlang angekettet vor Hotels oder Tempeln ausharren. "Touristen, die nach Sri Lanka kommen, und auf Elefanten reiten, sollten sich Gedanken darüber machen, wie die Tiere gehalten werden", sagt er. Daniela Freyer von Pro Wildlife findet, Urlauber sollten Elefanten lieber auf einer Safari in freier Wildbahn sehen. "Alle Tiere in Gefangenschaft werden brutal abgerichtet und unterworfen. Das passiert mit Futter- und Wasserentzug, durch Umwerfen und Schlagen." Außerdem müssten die Tiere oft allein leben, erklärt die Biologin. Dabei seien Elefanten extrem soziale Herdentiere. "Manche Tiere sind traumatisiert, da sie den ganzen Tag alleine herumlaufen müssen."
Quelle: SN

Montag, 28. Juli 2014

Verantwortungslosigkeit – Kik macht Rückzieher bei Entschädigungszahlungen



Öffentlicher Druck ist entscheidend, wenn es darum geht, Unternehmen wie den deutschen Billigklamottenverkäufer KiK Textildiskont für Menschenrechtsverletzungen und Sicherheitsmängel in ihren Zulieferbetrieben in Fernost in die Pflicht zu nehmen. Dies ist die Überzeugung von Frauke Banse von der Kampagne für Saubere Kleidung, der deutschen Sektion der Clean Clothes Campaign (CCC). Denn aktuelle Gespräche mit KiK-Vertretern in Amsterdam zu Entschädigungszahlungen - in Anwesenheit von Faisal Siddiqi, Rechtsanwalt der Hinterbliebenen der Brandkatastrophe in einer Fabrik des pakistanischen Textilunternehmens Ali Enterprises im September 2012: KiK lehnt weitere Zahlungen ab. Die Katastrophe, um die es geht, geriet – wie der Brand in der Fabrik Tazreen Fashion in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka mit 100 Toten im November desselben Jahres – in Westeuropa schnell nahezu in Vergessenheit. Der Grund: Der Einsturz des ebenfalls in Dhaka gelegenen Rana-Plaza-Gebäudes, bei dem am 24. April 2013 1138 Textilarbeiterinnen und -arbeiter starben und mehr als 2000 verletzt wurden, verdrängte die vielen vorangegangenen Desaster aus den Schlagzeilen.

Der Brand: Fenster vergittert, Haupttor verschlossen

In Karatschi war am Abend des 11. September 2012 in einer nicht offiziell registrierten Textilfabrik aufgrund eines Kurzschlusses ein Feuer ausgebrochen. Dabei starben mindestens 254 Arbeiterinnen und Arbeiter, 55 wurden zum Teil schwer verletzt. Die Zahl der Opfer war so hoch, weil viele der 1500 Menschen, die dort an sechs Tagen pro Woche jeweils bis zu 14 Stunden für Hungerlöhne schufteten, faktisch im Gebäude gefangen waren. Die meisten der wenigen Fenster waren vergittert, das Haupttor verschlossen. Wenig später stellte sich heraus, daß in der Fabrik fast ausschließlich für den deutschen KiK-Konzern Kleidung hergestellt wurde. Am 21. Dezember unterzeichnete KiK-Geschäftsführer Michael Arretz eine Übereinkunft mit dem Pakistan Institute of Labour Education & Research (PILER), einer Organisation von Gewerkschaftsaktivisten, für die auch Anwalt Siddiqi arbeitet. In dem dreiseitigen Vertrag ist festgehalten, daß das Unternehmen mit Sitz im westfälischen Bönen den Hinterbliebenen und Verletzten insgesamt eine Million US-Dollar (740000 Euro) an Soforthilfe zahlt. Dies ist inzwischen auch geschehen. Im folgenden Satz heißt es, der »Beitrag« des Konzerns zur weiteren »Langzeitentschädigung« werde durch weitere Verhandlungen bestimmt.

Kik macht Rückzieher - hilft eine Klage?

Davon ist jetzt keine Rede mehr. Die KiK-Verantwortlichen vertreten inzwischen die Auffassung, »daß wir durch die Zahlung von einer Million US-Dollar sowohl zur kurzfristigen als auch zur langfristigen Unterstützung der Betroffenen bereits einen anteiligen Beitrag geleistet haben«. Künftige Hilfen müßten »von einer breiten Allianz getragen und gemeinsam ermittelt werden«, heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens vom Freitag. PILER erwägt nun gemeinsam mit der in Berlin ansässigen Menschenrechtsorganisation ECCHR (European Center for Constitutional and Human Rights) eine Klage wegen Vertragsbruchs vor einem deutschen Gericht. Miriam Saage-Maaß vom ECCHR hält ein solches Verfahren jedoch für sehr riskant. Nötig wäre, so die Rechtsanwältin, eine Anpassung des Straf- und Zivilrechts an die modernen Wirtschaftsbeziehungen, die durch »lange Lieferketten« geprägt sind. Diese Ketten mit zahllosen Subunternehmern seien von international agierenden Unternehmen gewollt, um stets sagen zu können, man habe von unhaltbaren Zuständen bei Zulieferern nichts gewußt. Saage-Maaß sieht hier ein »System der organisierten Verantwortungslosigkeit«. CCC, ECCHR und die Entwicklungs- und Menschenrechtsorganisation Medico International setzen wegen dieser Rechtslage, die lange Verfahren und damit ein Zuspätkommen von Zahlungen an die vielfach bittere Not leidenden Familien der beim Brand ums Leben gekommenen Beschäftigten befürchten läßt, in erster Linie darauf, erneut den öffentlichen Druck auf KiK zu erhöhen.
Quelle: TZ JW

Freitag, 25. Juli 2014

Nachhaltigkeit weltweit: Deutschland abgeschlagen


Insgesamt achten 55 Prozent der Verbraucher weltweit beim Einkaufen auf Nachhaltigkeit. Allerdings: Die Mehrheit der Deutschen ist nicht bereit, für nachhaltige Produkte mehr zu zahlen. Das ergibt eine Internetumfrage des Informationsanbieters Nielsen unter 30.000 Menschen in 60 Ländern. Damit liegt Deutschland zwar im europäischen Durchschnitt – weltweit allerdings weit hinten. Die Bereitschaft, mehr für nachhaltige Produkte auszugeben, liegt im asiatisch-pazifischen Raum, Lateinamerika, Afrika und dem Nahen Osten bei mehr als 60 Prozent. Mit 40 Prozent ist Europa Schlusslicht, noch hinter Nordamerika. Während Österreicher (50 Prozent) und Schweizer (46 Prozent) noch über dem europäischen Durchschnitt liegen, ragt Deutschland mit 40 Prozent nicht heraus.

Vor allem junge Verbraucher zeigen grünes Bewusstsein

Immerhin: 40 Prozent, das sind acht Prozentpunkte mehr als bei der vorhergehenden Umfrage von 2011. Und bei den meisten Deutschen bleibt die Bekenntnis zur Nachhaltigkeit kein Lippenbekenntnis: 34 Prozent der Befragten haben in dem halben Jahr vor der Umfrage auch ein Produkt aus Gründen der Nachhaltigkeit gekauft. Vor allem die jungen Verbraucher zeigen grünes Bewusstsein: Dass Unter-35-Jährige für nachhaltige Produkte mehr zahlen, oder sich einen entsprechenden verantwortungsbewussten Arbeitgeber suchen, ist global viermal wahrscheinlicher als bei Menschen über 50. Eine Tendenz, die in Europa nicht so ausgeprägt ist. Und dies hat auch einen Grund. Bei der Umfrage muss nämlich die Internet-Durchdringung beachtet werden. Gerade in Fernost oder Lateinamerika erreichte Nielsen per Internet nur tendenziell jüngere, wohlhabendere oder gebildetere Menschen – eben jene, die sich typischerweise für Sozial- oder Umweltthemen einsetzen. Eine weitere Erklärung könnte sein, dass Nachhaltigkeit in Europa schon über den Status eines Trends hinaus ist. Fraglich bleibt am Ende allerdings, was die Kunden als nachhaltiges Produkt sehen: Ist es Bio, fair gehandelt oder regional produziert?
Quelle: Wiwo Green

Dienstag, 22. Juli 2014

Vegane Sneaker – mehr fair und bio an den Füßen geht nicht



Bisher gibt es nur wenige Unternehmen, die fair produzierte Kleidung anbieten, die nicht nur bezahlbar, sondern auch modisch ist. Zu wenige, fand der deutsche Architekt Van Bo Le-Mentzel und startete Ende 2012 eine Crowdfunding-Kampagne um 500 Paar Karma Chakhs herstellen zu lassen – Sneaker, in der Form der klassischen Converse-Schuhe. Die Organisation läuft dabei ganz demokratisch ab: Über Details zu Design und Verpackung entscheiden die ‘Prosumer’ (aus ‘Producer’ und ‘Consumer’), also all diejenigen, die im Rahmen der Kampagne ein Paar erwerben möchten.

Verzicht auf tierische Produkte

Die Schuhe, die aus Bio-Baumwolle und Naturkautschuk bestehen, sollten nicht nur gute Arbeitsbedingungen für die Näher in den Fabriken garantieren. Denn die Hersteller verzichten zusätzlich auf Farbstoffe aus tierischen Produkten und bieten so einen rundum veganen Sneaker an. Preislich unterscheidet sich der Schuh nicht vom Converse-Vorbild. Anders als beim Original wird der Gewinn aber direkt wieder in soziale Projekte gesteckt, die den Herstellern vor Ort zu Gute kommen. Schnell war das Unternehmen Ethletic als Kooperationspartner eingestiegen, das zuvor bereits Fußbälle und ähnliche Schuhe fair produzierte. Sie waren es auch, die 2013 die zweite Kampagne starteten, um den nächsten Satz Karma Chakhs zu produzieren – diesmal gingen 1000 Schuhe an die Unterstützer.

Video zeigt Produktionskette

Eine dritte Runde ist schon im Gespräch, vorausgesetzt natürlich, dass wieder genug Crowdfunder zusammenkommen. Ethletic plant außerdem für den Spätsommer eine eigene Modekollektion. Momentan arbeiten zwei Berliner Designer ganz ohne Bezahlung an den Modellen für T-Shirts, Hoodies, Jacken und Baumwollhosen, die in der gleichen Fabrik wie die Karma Chakhs genäht werden sollen. Damit die Teilnehmer des nächsten Crowdfundings nachvollziehen zu können, woher die Sneaker kommen, haben Ethletic undLe-Mentzel jetzt ein Video gedreht, das die ganze Produktionskette abbildet. So können die Prosumer ihre Reise zu den Baumwollpflückern in Indien, den Kautschuk-Herstellern in Sri Lanka und den Nähern in Pakistan verfolgen.
Quelle: Wiwo Green/J. Schulte

Samstag, 19. Juli 2014

Nachhaltigkeit auf Urlaubsreisen: Ja, aber …



Beim Thema Urlaubsreisen ist die Nachhaltigkeit in den Köpfen der Menschen angekommen. Dies zeigt eine aktuelle Reiseanalyse der  Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (FUR). In Zahlen  ausgedrückt heißt das: 61% der Bevölkerung würden ihre Urlaubsreisen gerne nachhaltig gestalten, aber nur bei 2% der Haupturlaubsreisen 2013 war Nachhaltigkeit das zentrale Entscheidungskriterium bei der Auswahl der Reise.

 
Was die Reduzierung der ökologischen Belastung durch Urlaubsreisen betrifft, sehen Touristen die Verantwortung in erster Linie bei sich selbst, sie sehen aber gleichzeitig auch die Zuständigkeiten der Industrie und bei Politik und Verwaltung.


Quelle: Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (FUR), Kiel, Newsletter 07/2014