Dienstag, 28. Januar 2020

Der aktuelle Palmöl-Check des WWF: Die Grenzen der Freiwilligkeit

Immer wieder grüßt das Murmeltier – 10 Jahre WWF Palmölscorecard

Was hat der WWF erreicht? Der Lebensmitteleinzelhandel und viele Produzenten haben sich auf den Weg gemacht, zertifiziertes Palmöl ist die Norm in diesen Branchen. Das ist eine tolle Nachricht und zeigt, was eine gemeinsame Bewegung von Umweltverbänden und Verbrauchern erreichen kann. Unternehmen wie dm, REWE, EDEKA, Lidl, Aldi, aber auch Bahlsen, Dr. Oetker, Beiersdorf und Henkel zeigen, wie ambitioniert deutsche Unternehmen unterwegs sein können. Leider zeigt diese Scorecard auch sehr genau die Grenzen von freiwilligen Commitments. Versteckte Palmöl- Nutzer wie die Futtelmittelindustrie ducken sich seit Jahren weg. Daher zeigt auch diese internationale Scorecard: Der WWF hat nach eigenen Angaben viel erreicht, ist aber dennoch weit entfernt von einer weltweit nachhaltigen Palmölproduktion. Daher braucht es gesetzliche Regelungen, um Mindestkriterien für eine transparente, soziale und ökologische Produktion voll umfassend zu erreichen. Kein Produkt in unseren Supermärkten sollte zu Entwaldung und Umwandlung von Habitaten, Zwangsarbeit und Verletzung von Menschenrechten - egal ob Palmöl oder eine anderes Pflanzenöl - verwendet werden.

Gesetze statt Freiwilligkeit

„Seit über zehn Jahren gibt es Palmöl-Checks und obwohl die Probleme wie Waldrodungen und gefährliche Pestizide weithin bekannt sind, gibt es noch immer Totalverweigerer. Fleisch- und Wursttheken sind immer noch Brandbeschleuniger für die Entwaldungsraten weltweit. Im Futtermittel für unsere Tiere steckt noch jede Menge Palmöl und Soja aus nicht nachhaltigem Anbau. Da die Unternehmen hier nicht freiwillig in die Pötte kommen, braucht es eben Gesetze“, so Jenny Walther-Thoß, Agrar-Referentin beim WWF Deutschland. Die WWF-Expertin sieht in diesem Bereich „die Grenzen der Freiwilligkeit“ erreicht: „Wir brauchen endlich ein Lieferkettengesetz. Deutschen Unternehmen muss es zukünftig verboten sein, Produkte aus der zerstörerischen Umwandlung von Ökosystemen zu beziehen, weiterzuverarbeiten und zu verkaufen. Die Ergebnisse des Palmöl-Checks zeigen die Macht des Verbrauchers. Die Unternehmen, die direkten Kontakt mit dem Endverbraucher haben, wollen kein schmutziges Palmöl in ihrer Lieferkette“, so Walther-Thoß. Zugleich zeigt der Check, so die Einschätzung des WWF, auch die Grenzen der Freiwilligkeit auf: „Bei Palmöl reden alle über Nutella oder Fertigpizza, keiner über Wurst, Käse oder Ei. Nur wenige wissen, dass 13 Prozent des importierten Palmöls an Geflügel, Schweine und Rinder verfüttert werden. Das macht es Futtermittelherstellern, den Fleisch- und Milchproduzenten, aber auch dem Handel leicht, sich aus der Verantwortung zu schleichen.“ Der WWF fordert, dass Nutztiere bevorzugt vor allem heimische und europäische Eiweißfuttermittel wie Lupinen oder Ackerbohnen als Futter bekommen. Wo weiter Soja oder Palmöl im Trog landet, müsse dieses wenigstens ökologische und soziale Mindestkriterien erfüllen.
Quelle: WWF

Samstag, 18. Januar 2020

Nachhaltige Reiseführer – der Loose macht’s vor


Die neue (7.) Auflage des Stefan Loose Travel Handbuchs Peru/Westbolivien von „Fair einkaufen – aber wie?“ Autor Frank Herrmann geht neue Wege in Sachen Nachhaltigkeit.

Auch Touristen sind aufgefordert, ihren Beitrag zum Klima- und Umweltschutz zu leisten. Das wissen wir eigentlich, doch kaum am Urlaubsort angekommen, sind die guten Vorsätze wie weggeblasen. Zu sehr lenkt uns die neue Umgebung mit ihren vielfältigen Reizen ab. Also, doch schnell eine Plastikflasche gekauft, die Klimaanlage aufgedreht und das Kunsthandwerk irgendwo gekauft. Hinzu kommt, dass man sich nun mal in einem fremden Land nicht gerade besonders gut auskennt. Diese Lücke soll ja schließlich der Reiseführer schließen.  Und das tun die Stefan Loose Travel Handbücher, Teil des DuMont-Reiseverlags, seit mehr als 40 Jahren, in bewährter Loose-Qualität, die Ihresgleichen sucht.

Nachhaltige Tipps beim Loose

Doch der Loose kann und will mehr: Seit einigen Jahren kennzeichnen die Autoren nachhaltige Reiseangebote vor Ort mit einem leicht zu erkennenden Baumsymbol. Damit stärkt man nachhaltige Akteure vor Ort in Ihrem Unterfangen, neue Wege in Sachen Müllvermeidung, Umwelt- und Klimaschutz zu gehen. Da dieses Angebot in den meisten Ländern, zu denen es Loose-Reiseführer gibt, noch nicht sehr groß ist, leisten die Loose-Autoren wertvolle „Entwicklungsarbeit“. Die Landeskenner wissen, welches Hotel soziale Projekte unterstützt, welcher Reiseveranstalter sich für Tierschutz einsetzt, in welchem Restaurant die vegane Küche schmeckt und wo man sich seine Trinkflasche mit sauberem Trinkwasser auffüllen lassen kann  

Viel Neues in der 7. Auflage

Die 7. Auflage des Stefan Loose Travel Handbuchs Peru/Westbolivien geht nun den nächsten Schritt hin zu einem Reiseführer, der die bereits bestehenden Nachhaltigkeitstipps um zahlreiche neue Facetten erweitert. Hierzu zählen unter anderem Öko- und Klimadaten im Vergleich, das Vorstellen nationaler nachhaltiger Tourismussiegel, zwei Seiten zum Thema Freiwilligenarbeit mit vielen Adressen, Gastbeiträge deutscher Journalistinnen und Journalisten, die in Peru leben und über aktuelle, gesellschaftlich relevante Themen berichten, aber auch Infos zur Menschenrechtslage in Peru und Bolivien, Berichte des Autors über seine Besuche bei nachhaltigen Kooperativen und Unternehmen sowie einen Kasten zum Thema „Fairer Handel in Peru und Westbolivien“ inklusive zahlreicher Adressen, unter denen man Produkte aus fairem Handel aus beiden Ländern auch in Deutschland bekommt.
Quelle: Text und Bild Frank Herrmann

 

Dienstag, 7. Januar 2020

Neues Verbraucherportal: Nachhaltigkeit bei Investmentfonds


Facing Finance hat ein unabhängiges, frei zugängliches Verbraucherportal zur Nachhaltigkeitsbewertung von Investmentfonds online gestellt. Das Portal faire-fonds.info liefert Informationen und Bewertungen zu Beteiligungen der untersuchten Investmentfonds an kontroversen Unternehmen. Analysiert und bewertet werden 3.800 Eigen- und Fremdfonds, inklusive verschiedener Anlageklassen, der vier größten deutschen Fondsgesellschaften Allianz, Deka, DWS und Union Investment sowie rund 200 zertifizierte oder ausgewiesene "Nachhaltigkeitsfonds". Der Fokus der Analyse liegt auf der Beteiligung der Fonds an den Aktien oder Anleihen von 340 ausgewählten kontroversen Unternehmen. Diese tragen zu Menschen- oder Arbeitsrechtsverletzungen, Umweltzerstörung oder der Verschärfung des Klimawandels bei, sind in Fälle von Korruption und Geldwäsche verstrickt oder gehören zu den größten Rüstungsproduzenten weltweit. Die Auswertung der Beteiligungsanalysen zeigt laut Facing Finance, dass die untersuchten Fonds mehrheitlich in Unternehmen investiert sind, die ökologische, ethische und soziale Standards und Normen und damit Nachhaltigkeitskriterien verletzen. Unternehmen des Rohstoffsektors seien besonders kritisch zu sehen - und z.B. im Fonds DekaLux-GlobalResources enthalten, der zu 67,59% belastet sei. Der ETF Xtrackers Stoxx Europe 600 Oil&Gas sei mit 78,26% Belastung der Negativ-Spitzenreiter der Bewertung. Der beliebte und größte deutsche Investmentfonds DWS Top Dividende, der gerade die höchsten Ausschüttungen eines Fonds auf dem deutschen Markt angekündigt hat, investiere beispielsweise mit einem Gesamtanteil von 27,7% in Rüstungskonzerne wie BAE Systems und Raytheon, Menschen- und Arbeitsrechte missachtende Unternehmen wie Philip Morris International Inc. oder in für den Klimawandel maßgeblich verantwortliche, TOP CO-2 Emittenten wie Total S.A. und Chevron, so Facing Finance.

Fonds mit Nachhaltigkeitslabel oft nicht besser

Doch selbst Fonds, die von den Anbietern als nachhaltig, sozial oder ökologisch (ESG-Eigenlabel) bezeichnet werden, schneiden nach Angaben von Facing Finance nicht wesentlich besser ab. Von 74 Fonds, die entweder von Portalen/Anbietern als "nachhaltig" vermarktet/gelabelt werden oder eine entsprechende Bezeichnung im Namen tragen, könnten lediglich 17 Fonds als unbelastet gelten und damit als nicht investiert in kontroverse Unternehmen. 50 dieser "nachhaltigen" Fonds weisen einen Beteiligungsanteil von bis zu 10% auf, 7 sogar über 10%. Spitzenreiter mit 28,3% sei dabei der Fonds "Allianz European Equity Dividend - A”, der in Tabakkonzerne wie Imperial Brands und British American Tobacco sowie in Unternehmen wie Royal Dutch Shell und Total S.A. investiere, die mit ihren Geschäftsmodellen für Klimawandel und Umweltzerstörung verantwortlich seien. Kritisch wird auch zum Teil die Vergabe von Gütesiegeln für nachhaltige Fonds durch das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) beurteilt. Lediglich 13 der 61 vom FNG zertifizierten Fonds seien als unbelastet einzustufen. 31 Fonds hielten dagegen kontroverse Beteiligungen von bis zu 5%. 11 Fonds beteiligten sich mit 5% bis 10% an kontroversen Unternehmen, und 6 Fonds wiesen sogar einen kontroversen Beteiligungswert von über 10% aus. Das Portal faire-fonds.info will Verbraucher auch darauf hinweisen, dass einige Fondsanbieter das Etikett "nachhaltig" für Marketingzwecke nutzen und dabei auf die Einhaltung strenger ökologischer, ethischer und sozialer Gesichtspunkte zu geringen Wert legen. Die Auswahl der kontroversen Unternehmen beruht laut Facing Finance auf Bewertungen von sieben externen Analysen, u.a. den Ausschlusslisten des Norwegischen Pensionsfonds, der Investoren-Initiative Climate Action 100+, dem Bericht des Carbon Disclosure Projects (CDP), der Global Coal Exit List (GCEL), der SIPRI TOP 100 Waffenproduzenten sowie RepRisk Analysen.
Quelle:  www.epo.de