Facing Finance hat
ein unabhängiges, frei zugängliches Verbraucherportal zur Nachhaltigkeitsbewertung von
Investmentfonds online gestellt. Das Portal faire-fonds.info
liefert Informationen und Bewertungen zu Beteiligungen der untersuchten
Investmentfonds an kontroversen Unternehmen. Analysiert und bewertet werden
3.800 Eigen- und Fremdfonds, inklusive verschiedener Anlageklassen, der vier
größten deutschen Fondsgesellschaften Allianz, Deka, DWS und Union Investment
sowie rund 200 zertifizierte oder ausgewiesene
"Nachhaltigkeitsfonds". Der Fokus der Analyse liegt auf der
Beteiligung der Fonds an den Aktien oder Anleihen von 340 ausgewählten
kontroversen Unternehmen. Diese tragen zu Menschen- oder
Arbeitsrechtsverletzungen, Umweltzerstörung oder der Verschärfung des
Klimawandels bei, sind in Fälle von Korruption und Geldwäsche verstrickt oder
gehören zu den größten Rüstungsproduzenten weltweit. Die Auswertung der
Beteiligungsanalysen zeigt laut Facing Finance, dass die untersuchten Fonds
mehrheitlich in Unternehmen investiert sind, die ökologische, ethische und
soziale Standards und Normen und damit Nachhaltigkeitskriterien verletzen.
Unternehmen des Rohstoffsektors seien besonders kritisch zu sehen - und z.B. im
Fonds DekaLux-GlobalResources enthalten, der zu 67,59% belastet sei. Der ETF
Xtrackers Stoxx Europe 600 Oil&Gas sei mit 78,26% Belastung der
Negativ-Spitzenreiter der Bewertung. Der beliebte und größte deutsche
Investmentfonds DWS Top Dividende, der gerade die höchsten Ausschüttungen eines
Fonds auf dem deutschen Markt angekündigt hat, investiere beispielsweise mit
einem Gesamtanteil von 27,7% in Rüstungskonzerne wie BAE Systems und Raytheon,
Menschen- und Arbeitsrechte missachtende Unternehmen wie Philip Morris
International Inc. oder in für den Klimawandel maßgeblich verantwortliche, TOP
CO-2 Emittenten wie Total S.A. und Chevron, so Facing Finance.
Fonds mit Nachhaltigkeitslabel oft nicht besser
Doch selbst Fonds,
die von den Anbietern als nachhaltig, sozial oder ökologisch (ESG-Eigenlabel)
bezeichnet werden, schneiden nach Angaben von Facing Finance nicht wesentlich
besser ab. Von 74 Fonds, die entweder von Portalen/Anbietern als
"nachhaltig" vermarktet/gelabelt werden oder eine entsprechende
Bezeichnung im Namen tragen, könnten lediglich 17 Fonds als unbelastet gelten
und damit als nicht investiert in kontroverse Unternehmen. 50 dieser
"nachhaltigen" Fonds weisen einen Beteiligungsanteil von bis zu 10%
auf, 7 sogar über 10%. Spitzenreiter mit 28,3% sei dabei der Fonds
"Allianz European Equity Dividend - A”, der in Tabakkonzerne wie Imperial
Brands und British American Tobacco sowie in Unternehmen wie Royal Dutch Shell
und Total S.A. investiere, die mit ihren Geschäftsmodellen für Klimawandel und
Umweltzerstörung verantwortlich seien. Kritisch wird auch zum Teil die Vergabe
von Gütesiegeln für nachhaltige Fonds durch das Forum Nachhaltige Geldanlagen
(FNG) beurteilt. Lediglich 13 der 61 vom FNG zertifizierten Fonds seien als
unbelastet einzustufen. 31 Fonds hielten dagegen kontroverse Beteiligungen von
bis zu 5%. 11 Fonds beteiligten sich mit 5% bis 10% an kontroversen
Unternehmen, und 6 Fonds wiesen sogar einen kontroversen Beteiligungswert von
über 10% aus. Das Portal faire-fonds.info will Verbraucher auch darauf
hinweisen, dass einige Fondsanbieter das Etikett "nachhaltig" für
Marketingzwecke nutzen und dabei auf die Einhaltung strenger ökologischer,
ethischer und sozialer Gesichtspunkte zu geringen Wert legen. Die Auswahl der
kontroversen Unternehmen beruht laut Facing Finance auf Bewertungen von sieben
externen Analysen, u.a. den Ausschlusslisten des Norwegischen Pensionsfonds,
der Investoren-Initiative Climate Action 100+, dem Bericht des Carbon
Disclosure Projects (CDP), der Global Coal Exit List (GCEL), der SIPRI TOP 100
Waffenproduzenten sowie RepRisk Analysen.
Quelle: www.epo.de