Sonntag, 28. August 2016

Fairer Handel in Deutschland 2015 mit Rekordumsatz



Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher greifen beim Einkauf bewusst zu fairen Produkten. Gegenüber 2010 verdreifachte sich der Umsatz annähernd. Die Käuferschaft fair gehandelter Produkte erhöhte sich auf 61 Prozent der Verbraucher gegenüber 49 Prozent 2013. Eine Ursache dafür sind neue Käufergruppen: In der Vergangenheit griffen überwiegend Menschen mit höheren Einkommen und Bildungsabschlüssen zu fairen Produkten. Doch der Anteil von Verbrauchern mit niedrigeren Einkommen und Bildungsabschlüssen hat sich in den letzten Jahren signifikant erhöht. Das ergab eine repräsentative Verbraucherbefragung im Auftrag des Forum Fairer Handel. "Der Faire Handel ist im Alltag der Deutschen angekommen. Gerade bei den Zielgruppen, die nicht zum klassischen Klientel des Fairen Handels gehören, hat die Nachfrage nach entsprechenden Produkten stark zugenommen.", erläutert Manuel Blendin, Geschäftsführer des Forum Fairer Handel. "Als politische Stimme des Fairen Handels in Deutschland begrüßen wir, dass immer mehr Menschen in allen gesellschaftlichen Schichten mit ihrer Konsumentscheidung zu einer menschenwürdigen und fairen Produktion unserer Alltagsgüter beitragen.", so Blendin weiter. 

Hohe Zustimmung für politische Forderungen des Fairen Handels

Demgegenüber werden im konventionellen Handel immer wieder schwere Verletzungen von Menschen- und Arbeitsrechten entlang globaler Lieferketten bekannt, an denen auch deutsche Unternehmen beteiligt sind. Bislang gibt es keine verbindlichen menschenrechtlichen Verpflichtungen für Unternehmen. Mit dem Nationalen Aktionsplan für Wirtschaft und Menschenrechte (NAP) hat die Bundesregierung im Herbst 2016 die Chance, endlich gesetzliche Regelungen zur menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht im globalen Geschäftsverkehr zu beschließen. "Aufgrund starken Widerstands aus dem Bundesfinanzministerium droht dem Aktionsplan die Herabstufung zu einer zahnlosen, auf rein freiwilliger Unternehmensverantwortung basierenden Deklaration. Dies muss verhindert werden. Die Bundeskanzlerin steht im Wort, einen substanziellen Aktionsplan vorzulegen. Dazu gehören verbindliche Regelungen", so Blendin weiter. Dafür hat sich das Forum Fairer Handel mit dem Weltladen-Dachverband in der Kampagne "Mensch. Macht. Handel. Fair." eingesetzt und genießt dabei gemäß der Umfrage den Rückhalt von 83 Prozent der Bevölkerung. 
Quelle: Forum Fairer Handel 


Sonntag, 21. August 2016

Mode: Wer verdient was an einem T-Shirt?




Die Preiskalkulation eines T-Shirts ist sehr individuell und abhängig von vielen Faktoren, wie Produktionsmenge, Qualität des Wareneinsatzes, Produktionsland und vielem mehr. Die Grafik zeigt beispielhaft die Kosten eines T-Shirts mit einem Verbraucherpreis von 29 Euro. Klar zu erkennen ist dass der Lohnanteil - hier für die Arbeiter und Arbeiterinnen der Konfektionierung aufgezeigt – einen geringen Anteil im Gesamtkostenblock darstellt.  Weitere Lohnanteile der Vorstufen der Produktion (Entkörnung, Spinnerei, Weberei, Veredelung etc.) sind im Posten „Materialkosten“ enthalten. In der Legende unterhalb der Grafik werden alle anderen Positionen ausführlicher beschrieben.
Quelle: Fairtrade Deutschland

Montag, 15. August 2016

Ressourcen aufgebraucht: Earth Overshoot Day




Es braucht stets nur ein paar Zahlen, um zu verdeutlichen, wie die Bewohner der westlichen Industriestaaten den ökologischen Kollaps wesentlich mitverantworten:  Durchschnittlich alle 5,3 Tage kaufen wir uns ein neues Kleidungsstück. 2000 Liter Wasser schluckt die Herstellung eines T-Shirts, 8000 Liter braucht es für ein paar Lederschuhe. Schätzungsweise rund eine Milliarde unbenutzte, aber funktionsfähige Computer, Fernseher oder Handys stapeln sich in unseren Haushalten. Unsere Kühlschränke mögen zwar energieeffizienter werden, dafür haben zumindest immer mehr US-amerikanische Haushalte zwei davon in ihrer Küche stehen. Kurzum: Wir stoßen mehr CO2 in die Atmosphäre als Ozeane und Wälder absorbieren, wir fischen schneller, als sich die Fischbestände erholen und wir fällen Bäume schneller, als sie nachwachsen.
 
Die Erde ist erschöpft

An welchem Tag genau die Menschheit alle Ressourcen aufgebraucht hat, die der Planet innerhalb eines Jahres regenerieren kann, errechnet alljährlich die Nichtregierungsorganisation "Global Footprint Network" (GFN) . In diesem Jahr fällt der sogenannte "World Overshoot Day" auf den 8. August. Anfang des Jahrtausends war es noch der 1. Oktober, 2014 schon der 13. August. Somit brauchen wir das Budget der Erde jedes Jahr ein bisschen früher aus. Für die Berechnungen zieht die Organisation den "Ökologischen Fußabdruck" heran, eine Art Buchhaltungsmethode zur Messung unserer Ressourcenabhängigkeit. Entwickelt wurde das Konzept 1994 von dem Ingenieur und Nachhaltigkeitsexperten Matthis Wackernagel zusammen mit seinem US-amerikanischen Kollegen William Rees. Wackernagel ist auch Gründer des GFN.

Ressourcennachfrage größer als das Angebot

Auf der Angebotsseite wird gemessen, welche Flächen der Planet hat, sprich Wälder, Felder, Seen, Meere, Wüsten, Weiden, Steppen, Straßen und Städte. Dabei wird auch die unterschiedliche "biologische Produktivität" der Erdoberfläche berücksichtigt. Das Ergebnis entspricht der Biokapazität der Erde. Auf der Nachfrageseite wird berechnet, wie viel Biokapazität die Menschen nutzen. Ob nun Energiegewinnung, Bauland, Viehzucht, jedes Wirtschaften beansprucht Fläche. Abfälle und Abgase muss die Umwelt ebenfalls verarbeiten. Auch der CO2-Fußabdruck fließt in die Bewertung mit ein – er ist inzwischen der größte Faktor im gesamten ökologischen Fußabdruck. Die Einheit in diesem Buchhaltungssystem ist die biologisch produktive Fläche – dargestellt in der Maßeinheit "globale Hektar" (gha). Für einen Großteil der Länder und Regionen kann ein ökologischer Fußabdruck von 1961 bis heute nachgezeichnet werden.

Würden alle leben wie in Deutschland, bräuchte es drei Erden

Heruntergebrochen auf Länder zeigt sich, dass wohlhabende Länder und eng besiedelte Industrienationen wie die USA oder Deutschland ihr ökologisches Budget viel früher aufbrauchen als die meisten Entwicklungsländer oder auch die Staaten mit niedriger Bevölkerungsdichte wie Kanada.  1,6 Erden bräuchte die Weltbevölkerung derzeit, um den weltweiten Bedarf an Rohstoffen, Ackerland, Wasser und Wäldern nachhaltig zu decken. "Würden alle Länder weltweit so wirtschaften wie Deutschland, wären sogar 3,1 Erden notwendig", bewertet Julia Otten von der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch die Berechnungen des GFN.

Kritische Grenze in den 70er Jahre überschritten

In Deutschland wird die Erde vor allem durch die hohen CO2-Emissionen in den Bereichen Energie, Verkehr und industrielle Landwirtschaft sowie durch den sehr hohen Flächenanspruch – insbesondere für die Fleischproduktion – überlastet. Schon immer haben die Menschen natürliche Ressourcen verbraucht, um Städte und Straßen zu bauen, um Nahrungsmittel zu gewinnen oder andere Produkte herzustellen. Mitte der 1970er Jahre hat nach Darstellung des GFN die Menschheit eine kritische Grenze überschritten: Die Nachfrage an natürlichen Ressourcen habe die globale Kapazität zur Reproduktion und zum Angebot neuer Ressourcen überstiegen.

Lösungen durch grüne Technologien?

Global Footprint Network-Gründer Mathis Wackernagel möchte nicht Verzicht predigen. Aus seiner Sicht gehe es darum, eine Wirtschaft zu bauen, die ökologisch funktioniert. Das brauche unter anderem erneuerbare Energie und intelligente Stromnetze: "Grüne Technologien erleichtern eine nachhaltige Lebensweise. Zudem bringen sie unserer Wirtschaft Vorteile, wie neue Arbeitsplätze, und mehr Lebensqualität in den Städten. Das einzige, von dem es noch mehr braucht, ist politischer Wille", so Wackernagel. Das GFN verweist beispielsweise auf Costa Rica. Das südamerikanische Land konnte in den ersten drei Monaten dieses Jahres knapp 100 Prozent seines Elektrizitätsverbrauchs aus erneuerbaren Quellen decken. Letztendlich weiß man aber auch beim GFN, dass jeder einzelne mithelfen muss, Ressourcen zu schonen. Unter dem Hashtag #pledgefortheplanet lädt das Netzwerk deshalb Menschen weltweit in den sozialen Medien dazu ein, ihre Ideen mitzuteilen, wie es sich auch innerhalb der Grenzen unseren Planeten gut leben lässt.
Quelle: Wiwo

 

Sonntag, 7. August 2016

Weniger Fleischkonsum – das wären die Folgen!



Obwohl die Zahl an Vegetariern und Veganern zunimmt, essen immer noch viele Menschen gern und oft Fleisch. Was würde eigentlich geschehen, wenn wir unseren Fleischkonsum um 80 Prozent reduzieren würden? 3sat hat nachgerechnet.
 


1. Weniger Fleisch: Fast 900 Millionen Tiere würden leben
Am Ende unseres Lebens haben wir im Schnitt 1.094 Tiere gegessen. Bei einer Lebenserwartung von 80 Jahren verspeisen wir damit jährlich etwa ein Rind, drei Schweine und zehn Hühner. Würden wir 80 Prozent weniger Fleisch essen, müssten pro Jahr 896 Millionen Tiere weniger getötet werden, rechnet 3sat im Video (siehe unten) vor.
2. Zurückgewinnung von Agrarflächen
Fast die Hälfte der Gesamtfläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt. Würden wir kein Tierfutter importieren, bräuchten wir für den Anbau von Futtermitteln nochmal die Hälfte dieser Fläche – so groß wie Mecklenburg-Vorpommern. So aber führen wir 4,6 Millionen Tonnen Sojamehl pro Jahr aus Südamerika ein. Würden wir 80 Prozent weniger Fleisch essen, könnte die dafür verwendete Fläche (allein in Brasilien 1,3 Millionen Hektar) anderweitig genutzt werden: zur Aufforstung des Regenwalds und zum Schutz der Artenvielfalt.
3. Einsparung von 18 Millionen Tonnen Treibhausgasen
Du hast ein schlechtes Gewissen, weil du Auto fährst? Tatsächlich produzieren Tierställe mehr CO2 als alle Auspuffrohre zusammen. Fast 70 Prozent der landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen stammen aus der Tierzucht. 80 Prozent weniger Fleischkonsum in Deutschland entspräche 18 Millionen Tonnen eingesparter Klimagase – und das wiederum entspricht 150 Milliarden Kilometer mit dem Auto.
4. Weniger Fleisch, weniger Arbeitsplätze
Bundesweit arbeiten 28.000 Menschen in der Fleischindustrie (Stand 2014). Hinzu kommen noch zahlreiche Leiharbeiter aus den EU-Ländern – die genaue Zahl ist daher unbekannt. Wenn wir 80 Prozent weniger Fleisch äßen, würden rein rechnerisch 20.000 Menschen ihren Job verlieren.
5. Weniger Antibiotika im Körper
Jährlich landen 43.000 Tonnen Pestizide auf unseren Feldern, ungefähr die Hälfte davon versprühen Landwirte im Futtermittelanbau. Schweine bekommen zusätzlich Sexualhormone gespritzt. Außerdem werden 1.600 Tonnen Antibiotika ins Tierfutter gemischt, wodurch sich immer mehr resistente Bakterien bilden und Antibiotikarückstände im Fleisch verbleiben. Wenn wir also 80 Prozent weniger Fleisch äßen, würden auch wir Menschen weniger unnötige, teils schädliche Antibiotika aufnehmen.
Quelle: Utopia, Abb.: 3sat
Hier geht’s zum Video in der 3sat-Mediathek