Kaffee kann ganz schön bitter
schmecken, Kaffeekirschen hingegen sind noch süßer als ihre europäischen Namensvettern.
Die Bohne ist nämlich von einer fruchtigen Schicht umgeben, die Kaffeebauern
während der Ernte gerne lutschen. Bei der industriellen Verwendung der
Kaffeebohne werden die äußeren Schichten jedoch einfach weggeschmissen. Ein
Unding, fand Laura Zumbaum. Bei ihrer Arbeit im Marketing von mymuesli kümmerte
sie sich um Getränkemarken – und lernte, dass in der Kaffeekirsche mehr als nur
die Bohne steckt. Ein Drittel der geernteten Früchte wird als Abfall nicht mehr
weitergenutzt – dabei steckt auch in den Schalen noch einiges an Geschmack (und
Koffein). Deshalb brachte Zumbaum sie testweise als Tee in den Shop des
Müsli-Onliners. Das kam so gut an, dass Zumbaum eine eigene Limonade daraus
machen wollte. Die auf den Namen “selosoda” getaufte Brause auf
Kaffeeabfall-Tee-Basis war geboren. Weniger süß, ohne Zusätze und moralisch im
Vorteil, denn der Ankauf der Schalen bedeutet für die Bauern in Panama ein
zusätzliches Einkommen. “Unser direktes Handelsmodell ermöglicht uns eine
finanzielle Wertsteigerung derKaffeepflanze um 50 Prozent”, erklärt Zumbaum.
Und in Zeiten von knappen Flächen für den Lebensmittelanbau ist es ohnehin
sinnvoll, alle genießbaren Teile zu verwerten.
Mehr Kohlensäure,
weniger Zusätze
Im Sommer testete sie selosoda
bei einigen Gastronomen und Endkunden aus. Eine kleine Biosaftkelterei half bei
der ersten Palette, die als “Live-Marktstudie” diente und laut Zumbaum “eine
wirklich gute Gelegenheit war, zu sehen, wie das Produkt tatsächlich ankommt.” Die
Rückmeldungen waren positiv, auch wenn es noch Stellschrauben zur Nachbesserung
gab. So hatte die nächste Palette etwa mehr Kohlensäure, erzählt die junge
Gründerin. Der Markt ist groß: 120 Liter an Erfrischungsgetränken schüttet
jeder Deutsche jährlich in sich hinein – und mit wachsendem Bewusstsein für
gesunde Ernährung steigt auch die Vielfalt im Getränkeregal. Das finale
selosoda-Rezept besteht aus Kaffeekirsch-Tee, fünf Prozent Bio-Zitrussaft und
Kohlensäure. Das war’s auch schon: “Wir wollten keine 1000 Zusätze reinpacken,
die Kaffeekirsche allein hat schon einen vielseitigen Geschmack” so Zumbaum.
Das ganze schmeckt etwas nach Orange, ein bisschen nach Honig, gar nicht nach
Kaffee. Nicht bitter, sondern süß, dabei stecken in einem Liter nur 15,6 Gramm
natürlicher Zucker – große Cola-Hersteller packen schon mal das Dreifache in
die Flasche.
Mit Crowdfunding auf
den Markt
Die Flaschen gibt es ohnehin nur
in Viertelliter-Größe, was zumindest zum Wachwerden reichen sollte. Der
Koffeinanteil entspricht etwa dem eines doppelten Espresso – mit Energy Drinks
ist selosoda also auch nicht vergleichbar, zumal sich der Wachmacheffekt über
einen längeren Zeitraum verteile. Die derzeit angesagten Mate-Getränke dürften
eher zur Konkurrenz werden – wobei auch diese teils extrem viel Zucker
enthalten. Auf mittlerweile 50 Getränkekarten in Deutschland findet sich
selosoda, allerdings reichen die Einnahmen noch nicht für größere Investitionen.
Deshalb beschloss Zumbaum, über die Crowdfundingplattform Startnext Geld für
eine große Charge einzusammeln: Mit 20.000 Euro will sie die ersten 20.000
Flaschen produzieren. Das Ziel ist mittlerweile bereits erreicht – wer sich
also noch eine der Funding-Prämien sichern will, muss sich beeilen. Ansonsten
gibt es auch schon einen eigenen Shop, wo man die Flaschen für nicht ganz
günstige 3,30 Euro bestellen kann. (Künftig soll der Gastro-Preis zwischen 2,50
und 3,00 Euro liegen.) Nun, da die Finanzierung steht,
kümmert sich Zumbaum um die Produktion. Die ist allein schon wegen des
Rohstoffs aufwendiger als bei anderen Getränken: “Wir setzen auf direkte
Handelsbeziehung ohne Zwischenhändler und eine Zusammenarbeit, die transparent
gestaltet ist.” Im Frühling steht der nächste Besuch in Panama an, sie will
sich aber auch Kaffeeplantagen in Nachbarländern anschauen. Kein Selbstzweck:
Der faire Umgang mit Bauern und die Nutzungbislang ungenutzter Rohstoffe sind
ein Alleinstellungsmerkmal für selosoda.
Quelle: Green Wiwo, Fotos: sesoda, Frank Herrmann (Kaffeestrauch)