Ob an Waffenhersteller oder Nahrungsmittelspekulanten – die
meisten Kunden wissen nicht, wem die Banken ihr Geld leihen. Ein neues Informationsportal soll Abhilfe schaffen. Wenn es um Investitionen geht, dann
haben Banken weitgehend freie Hand. Sie verleihen das Geld ihrer Kunden an beliebige
Unternehmen, die ihnen solide und profitabel erscheinen. Der Kunde selbst
bekommt davon in der Regel nichts mit. Dem will die Organisation „Facing Finance“ nun ein Ende bereiten. Gemeinsam mit anderen Interessengruppen hat sie
ein Informationsportal veröffentlicht, das Banken anhand ihrer sozialen und
ökologischen Verantwortung beurteilt. „Bankkunden haben einfach ein Recht
darauf zu erfahren, zu welchen Bedingungen und an welche Unternehmen eine Bank
ihr Geld verleiht oder in wen sie investiert", sagt Thomas Küchenmeister,
Vorstand von „Facing Finance“. Deshalb nimmt seine Organisation die
Selbstverpflichtungen der Banken unter die Lupe und bewertet sie anhand von 240 sozialen
und ökologischen Kriterien.
Nachholbedarf in Sachen Klimapolitik
Acht deutsche Banken wurden bislang geprüft, weitere sollen
folgen. In der Bewertung schnitten die Nachhaltigkeitsbanken „GLS Bank“ und
„Triodos Bank“ am besten ab. Sie achten besonders auf Menschen- und
Arbeitsrechte, arbeiten transparenter und machen weder mit der
Rüstungsindustrie noch der Fossilwirtschaft Geschäfte. Die etablierten
deutschen Geldinstitute lagen nur im Mittelfeld. „Unsere Untersuchungen haben
gezeigt, dass die Deutsche Bank, die Commerzbank oder auch die DZ Bank in
kontroverse Unternehmen investieren oder diese finanzieren, auch wenn sie zum
Teil gegenlautende Richtlinien veröffentlicht haben", kritisierte Sarah
Guhr von „Facing Finance“. Auf dem letzten Platz landete die katholische
Pax-Bank. Der Grund dafür: Ihre Richtlinien seien laut „Facing Finance“ nicht
umfassend und konsequent genug. „Unter allen untersuchten Banken zeigte sich
die Pax-Bank zudem als einzige Bank nicht bereit, einen konstruktiven Dialog zu
den Bewertungen aufzunehmen", sagte Mario Dziamski, der für
die Organisation „Rank a Brand“ an dem Portal mitgearbeitet hat. Nachholbedarf
sieht „Facing Finance“ noch in Sachen Klimapolitik. „Insgesamt haben alle von
uns ausgewerteten Banken im Klimaschutz eher schwache Richtlinien“, sagt Sarah
Guhr. Ihr Kollege Alexander El Alaoui von der Organisation
„Germanwatch“ fügt hinzu: „Das Pariser Klimaabkommen fordert, die
Finanzströme klimagerecht umzuleiten. Dies verlangt von Banken mehr Transparenz
über die Risiken fossiler Investitionen zu geben, klimaschädliche Investitionen
zu begrenzen und stärker grüne Anlagemöglichkeiten zu forcieren.“
Quelle:
Greenpeace/Julia Huber