Mittwoch, 16. Januar 2013

Tourismus: Unzureichende Arbeitsbedingungen in Thailand und der Türkei




Der Tourismus ist einer der weltweit größten Arbeitgeber weltweit. Er beschäftigt  rund 260 Millionen Menschen und durch ihn werden rund neun Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts erwirtschaftet. Stolze Zahlen, die darüber hinwegtäuschen, dass die Arbeitsbedingungen oftmals wenig rühmlich sind. Dies konnte eine aktuelle Studie der schwedischen Organisation Schyst resande belegen. In ihr wurden die Arbeitsbedingungen von Angestellten der Tourismusindustrie in Thailand und der Türkei untersucht, zwei der weltweit beliebtesten Reisedestinationen. Befragt wurden 83 Angestellten in 37 Hotels und neben Zulieferbetrieben wie Bauunternehmen oder Wäschereien auch die Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen und Behörden.

Ernüchternde Ergebnisse in der Türkei


"Die Löhne reichen nicht zum leben. Aber was sollen wir tun? Alle anderen Hotels zahlen dasselbe. Aber die meisten zahlen den Lohn nicht einmal zur rechten Zeit."
Mitglied des Reinigungsdienstes in einem Partner-Hotel von Ving in der Türkei

Von den 26 befragten Angestellten (aus zehn Hotels im Gebiet von Alanya) hatten nur zwölf einen schriftlichen Arbeitsvertrag. Die meisten leisten unbezahlte Überstunden und beinahe 40 Prozent der Angestellten arbeiten nach Angaben der Studie „mehr als die gesetzlich vorgeschriebenen 60 Stunden pro Woche − einige bis zu siebzehn Stunden täglich.“ Obwohl alle Befragten den Mindestlohn erhielten, reicht dieser für drei von vier Angestellten nicht zum Leben aus. Weitere Probleme sind die Diskriminierung von Frauen sowie Arbeitsmigrannten und – migrantinnen, die fehlende Gewerkschaftsfreiheit und die Ausbeutung junger Menschen als Praktikanten. 


In Thailand gute Bedingungen nur für Einheimische


"Wir haben nur zwei Toiletten, die sich fünfzig bis sechzig Leute im Lager teilen müssen −was nicht annähernd reicht." 
Ausländischer Hotelangestellter in Thailand

Die befragten thailändischen Angestellten verfügten über recht gute Arbeitsbedingungen. Neun der 14 Befragten hatten einen schriftlichen Arbeitsvertrag, acht gehörten einer Gewerkschaft an, und nur drei klagten über Löhne unter dem Mindestlohn. Ganz anders stellt sich die Situation bei Arbeitsmigranten und –migrantinnen aus anderen Ländern dar. Sie stellen in einigen Ferienanlagen bis zu 50 Prozent der Angestellten. So verfügten von den 26 befragten Arbeitnehmern aus Burma 75 Prozent über keinen Arbeitsvertrag, jeder vierte arbeitete ohne Genehmigung. Keiner der Befragten gehörte einer Gewerkschaft an und viele der Burmesen lebten laut Studie „in slumähnlichen Unterkünften ohne angemessene sanitäre Einrichtungen, die ihnen von den Arbeitgebern zur Verfügung gestellt wurden.“


Die deutsche Zusammenfassung der Studie gibt es unter: