Die Schlusswoche hatte es noch
einmal so richtig in sich, was Länge der Etappen und Höhenmeter anging. Das
Wetter zeigte sich nach einem Vortrag in Stuttgart-Wangen und einem Gewittermorgen an meinem Übernachtungsort in Stuttgart-Birkach weiterhin von seiner
besten Seite. Zunächst fuhr ich auf einer altbekannten Strecke zwischen dem
DuMont Reiseverlag in Ostfildern, dem ich einen Besuch abstattete und alten
Kollegen "Hallo" sagte, bis nach Neuhausen auf den Fildern, wo ich einige Jahre
lebte. Nach einer Stippvisite bei meiner alten Vermieterin wurde es ernst: Nach
Nürtingen begann der Aufstieg auf die schwäbische Alb, der von einem 2,5
Kilometer langen und 17 Prozent steilen Anstieg gekrönt wurde. Diesen
bewältigte ich zwar am Stück, aber im absoluten Kriechtempo – sehr zur Freude
des motorisierten Verkehrs ... (: Die Belohnung waren einsame Strecken und schöne
Naturlandschaften auf der Alb bis zu meinem Etappenziel in der Nähe von Ulm.
Morgens lag die Welt in dichten
Nebel gehüllt vor mir. Ich überquerte die Donau und fuhr parallel zur Iller bis
Memmingen, wo ich nach 60 Kilometern Mittagpause bei strahlendem Sonnenschein
machte. Das Stück zwischen Memmingen und Kempten legte ich aus Zeitgründen im
Zug zurück – eine weise Entscheidung, denn sonst hätte ich meinen Vortrag in
Sonthofen wohl in verschwitzten Radklamotten halten dürfen. Auch so legte ich
an diesem Tag knapp 100 Kilometer zurück – von Kempten dann wunderschön an der Iller
entlang. Als ich am nächsten Morgen nach einem „Fairen Frühstück“ mit den
Veranstaltern des Vortrags mein Rad aus dem Keller holte, war der
Hinterrradreifen platt. Zum Glück mussten nur Schlauch und Felgenband gewechselt
werden, was ein lokaler Fahrradhändler zügig erledigte. Dennoch startete ich
mit rund 90 Minuten Verspätung auf die lange, anstrengende Etappe von Sonthofen
nach Ravensburg.
Die schönen Landschaften des
Allgäus ließen mich die Anstrengungen fast vergessen. Nach meiner Ankunft in
Ravensburg stand noch der Besuch bei Miller Reisen an, einem Veranstalter für
Lateinamerikareisen, der das durch die Trips verursachte CO2 mit
Baumpflanzungen in Paraguay kompensiert. Interessantes Projekt! Am nächsten Tag
wartete die Hammeretappe von Ravensburg nach Rottweil auf mich, bei der ich
mehr als sieben Stunden im Sattel saß und reichlich Höhenmeter fressen durfte.
Eine Stunde nach Ankunft stand dann der letzte Vortrag in Rottweil an, der mit
einer längerem Diskussion um das neue Tourismusprojekt des Orts endete: Es geht
um die Auswirkungen einer Aussichtsplattform an einem bereits gebauten Turm, in
dem Hochgeschwindigkeitsaufzüge getestet werden, und einer noch zu bauende
Fußgängerbrücke, die vom Turm in die Stadt führen soll.
Da sich das Wetter
verschlechterte und ein geplanter Besuch bei einer ehemaligen Studienkollegin
in Waldkirch ins Wasser fiel, beschloss ich die Tour am 1.10. zu beenden. Ich
fuhr 30 Kilometer nach Villingen-Schwenningen und nahm von dort den Zug zurück
nach Offenburg, wo ich gegen 14 Uhr eintraf. Damit endete die Faire Biketour
2016, bei der ich in 33 Tagen von der Nordsee unfall- aber nich pannenfrei (2 kaputte Reifen und 3 Schläuche) an
den Bodensee geradelt bin, rund 15 Vorträge/Lesungen gehalten und zahlreiche
Höhenmeter bewältigt habe. Wie immer kam es zu vielen netten Begegnungen mit
Freunden und Menschen, die ich noch nie zuvor oder seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. All
denjenigen, die mich auf irgendeine Weise auf der Radtour unterstützt haben –
sei es mit Unterkunft/Verpflegung oder mit der Organisation einer
Vortragsveranstaltung – möchte ich an dieser Stelle ganz herzlich für ihr
Engagement danken. Mein Dank gilt aber auch den Besuchern meiner Vorträge, die
nicht nur aufmerksam zugehört haben, sondern mit ihren Spenden von insgesamt 559
Euro einen Beitrag dazu geleistet haben, dass guatemaltekischen Kindern aus
sozial benachteiligten Familien der Besuch einer weiterführenden Schule
ermöglicht wird. DANKE und bis zum nächsten Mal!
Bilder: Frank Herrmann (alle)
Bilder: Frank Herrmann (alle)