Sonntag, 23. Juni 2013

Kinderarbeit – es gibt noch viel zu tun


Wohl von den meisten unbemerkt, wurde am 12. Juni der Internationale Tag gegen Kinderarbeit begangen. Die Zahlen, veröffentlicht von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), stimmen traurig. Weltweit arbeiten immer noch rund 215 Millionen Kinder, davon mehr als die Hälfte unter ausbeuterischen Verhältnissen. Die ILO vermutet außerdem, dass jährlich 22.000 Kinder bei der Arbeit umkommen oder getötet werden. Wie viele durch die Arbeit krank werden oder sich bei der Arbeit verletzten, darüber gibt es keine Angaben.


Hartes Leben für Kinder als Haushaltshilfe

Von der ILO besonders erwähnt wurden die etwa 10,5 Millionen Kinder, überwiegend Mädchen, die in privaten Haushalten arbeiten müssen. 6,5 Millionen von Ihnen sind zwischen fünf und 14 Jahre alt. Die Aufgaben der Kinder gehen vom Führen des Haushalts über Gartenarbeit bis hin zur Versorgung der Kinder des Arbeitgebers oder von Pflegebedürftigen. Viele werden am Arbeitsplatz physisch, psychisch oder sexuell missbraucht. Durch die Abschottung von der Außenwelt sind die Kinder vollkommen abhängig von ihrem Arbeitgeber. Manche dürfen nur zum Einkaufen das Haus verlassen und arbeiten bis zu 15 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Die Löhne sind extrem niedrig, Sozialleistungen unbekannt und Arbeitgeber, die eine Schulbildung ihrer Haushaltshilfe unterstützen, die Ausnahme.  

Armut erzeugt Kinderarbeit

Natürlich liegt die Wurzel des Problems Kinderarbeit tiefer. Eltern verkaufen ihre Kinder nicht aus Spaß an Menschenhändler in der Elfenbeinküste, oder verkrüppeln Sie in Indien absichtlich, um bessere Chancen beim Betteln zu haben. Es ist Armut, die Kinderarbeit hervorbringt und verhindert, dass Kinder in die Schule gehen. Stattdessen müssen sie Pflastersteine in Steinbrüchen klopfen, Spielzeug bauen oder Kleidung nähen. Daher sind neben Konsumenten und Unternehmen auch die Regierungen und Eliten der Länder gefordert, in denen Kinderarbeit vorkommt. Leider sind es oftmals diese privilegierten Schichten, die von Kinderarbeit am Meisten profitieren.

Kinderrechte – Deutschland muss nachbessern

Doch jeder einzelne von uns ist aufgefordert etwas gegen Kinderarbeit zu unternehmen. Denn nach Angaben des katholischen Hilfswerks Misereor ist Kinderarbeit wieder auf dem Vormarsch. Sie sei, so Misereor, beispielsweise bei der Produktion von Orientteppichen in Indien in den 90er Jahren  aufgrund starker internationaler Proteste die Kinderarbeit stark zurückgegangen, nehme nun aber wieder zu. Doch auch in Deutschland ist Verbesserung nötig. Hier gilt zwar die UN-Kinderrechtskonvention seit 1992. Sie ist aber immer noch nicht vollständig umgesetzt. Zudem fehlt die Aufnahme von Kinderrechten ins Grundgesetz.

Initiative ergreifen

Wenn wir Produkte haben möchten, die frei von Kinderarbeit sind, müssen wir uns engagieren. Gerade im Wahljahr 2013 sollten wir die Möglichkeit nutzen, und von den Vertreter unserer Städte im Bundestag mehr Einsatz der Bundesregierung gegen Kinderarbeit zu fordern. Ein wichtiger Hebel ist auch das Vergaberecht, mit dem Kommunen  öffentliche Auftraggeber Unternehmen bevorzugen, die soziale Standards einhalten. Fragen Sie in Ihrer Stadt nach, ob soziale Kriterien im Vergaberecht aufgenommen wurden und verweisen Sie auf die zahlreichen deutschen Städte, die das Vergaberecht schon geändert haben. Denn dort bekommt man bereits faire Kaffee bei Konferenzen, faire Blumen bei Empfängen, faire für Kindergärten oder Pflastersteine und Uniformen ohne Kinderarbeit. Und vergessen Sie nicht mit Freunden, Verwandten und Bekannten über menschenunwürdige Arbeitsbedingungen und Kinderarbeit weltweit zu sprechen. Denn jeder von uns kann mit dem Kauf fairer Produkte zu bessern Lebensbedingungen in Ländern des Südens beitragen und so helfen, Kinderarbeit zu verringern.

Natursteine ohne Kinderarbeit: www.xertifix.de, www.fairstone.win--win.de

Teppiche ohne Kinderarbeit: www.goodweave.de, www.label-step.org 

Kleidung ohne Kinderarbeit: http://www.weltlaeden.de/ www.fairwear.org/36/brands