Samstag, 29. Juni 2013

Tourismus – die Müllberge werden immer größer



Die Sommerferien nahen und mit Ihnen auch die Lust auf Meer, Sandstrand und Palmen. Aber egal, wo wir unseren Urlaub auch verbringen, wir hinterlassen Spuren in Form von Abfällen. Touristen erzeugen in der Regel mehr Müll als die Einheimischen. Denn in der schönsten Zeit des Jahres verhalten wir uns weniger ökologisch als zu Hause und greifen verstärkt zu Wegwerfprodukten, deren Entsorgung vielen Orten auf der Erde inzwischen ernsthafte logistische und finanzielle Schwierigkeiten bereitet.

Eine Traumlagune wird zur Müllhalde


Wer hat noch nicht von einem Besuch der Malediven geträumt, dem Inselparadies im Indischen Ozean nahe der Südspitze Indiens. Der Tourismus ist innerhalb weniger Jahrzehnte zum wichtigsten Wirtschaftszweig geworden und trägt nach Angaben von Wikipedia inzwischen 30 % zum Bruttoinlandsprodukt der Inselrepublik bei. Rund 800.000 Touristen (darunter knapp 10 % alleine aus Deutschland) jährlich besuchen die mehr als 80 touristisch genutzten  Eilande. Doch neben Devisen  hinterlassen die Besucher auch beträchtliche Mengen Müll, Umweltorganisationen zufolge etwa 7,2 Kg pro Tag und Person (der Durchschnitt der OECD-Staaten liegt bei 2,1 Kilogramm pro Kopf und Tag). Was passiert mit den gewaltigen Müllmengen?


Thilafushi – eine grenzwertige Erfahrung

Ein Großteil des Mülls landet auf Thilafushi, einer rund sieben Kilometer langen und 200 Meter breiten mit Müll aufgeschütteten Lagune, bis zu Beginn der 1990er Jahre ein unberührtes Korrallenriff. Mit einem idyllischen Tropenatoll hat das rund 6,8 Kilometer westlich der Hauptstadt Malé gelegene Thilafushi heute nichts mehr zu tun. Täglich landen auf der größten Müllinsel der Erde rund 400 Tonnen Abfall, von Hotels aber auch von den Bewohnern Malés. Um die Entsorgung des Unrats kümmern sich 150 Bengalen mit Hilfe von drei Landungsbooten, 20 LKW, sechs Baggern, vier Radladern, einer Müllpresse und einem Bulldozer. Ein Aufenthalt auf Thilafushi ist eine Grenzerfahrung, wie Videos von der BBC und Al Jazeera eindrucksvoll belegen.

Weltweit steigen die Müllberge

Doch nicht nur die Malediven leiden unter den riesigen Müllbergen, auch in anderen Urlaubsregionen drohen die Menschen wortwörtlich im Müll zu ertrinken. In Indien macht der Müll aus dem Tourismus 36 Prozent des gesamten Abfalls aus, in der Dominikanischen Republik sind es gar 70 Prozent. Aber auch in Europa steigen die Abfallmengen während der Reisesaison stark an. Viele Hotelstrände wären voller Plastikmüll, würden sie nicht ständig gereinigt. Denn in den Weltmeeren treiben Millionen Tonnen von Müll, die sich nur langsam zersetzen und viele Tiere töten, die qualvoll am Plastikmüll zugrunde gehen.

Kosten- und Umweltproblem für Entwicklungsländer

Besonders Entwicklungsländer sind mit der Entsorgung des Mülls völlig überfordert. Dieser landet meist auf wenig fachgerecht angelegten Deponien, die oftmals lecken, das Grundwasser kontaminieren und treibhauswirksame Methangase ausstoßen. Teure Müllverbrennungsanlagen mit Filtern können sich die meisten Länder nicht leisten. Daher wird ein Teil des Mülls offen verbrannt, wobei toxische Gase freigesetzt werden. Die Asche enthält hohe Konzentrationen an giftigen Schwermetallen. Einer Weltbankstudie zufolge wird sich die Produktion von Abfall in Staaten mit niedrigen Einkommen bis 2025 verdoppeln. Dort werden sich die Kosten für die Müllentsorgung verfünffachen. Schon jetzt kostet die weltweite Abfallbeseitigung jährlich mehr als 200 Milliarden US-Dollar.

Mit gutem Beispiel voran

In diesem Bewusstsein sollten gerade Touristen mit gutem Beispiel voran gehen. Sie erzeugen zwar nur einen Teil des Mülls auf der Erde, dafür aber pro Person überproportional viel. Wenn wir reisen, sollten wir die besuchten Regionen und Länder daher nicht unnötig zumüllen. Einfach nur bezahlen und wieder wegfliegen reicht heutzutage nicht mehr aus. Die gesamte Branche, die Regierungen der betroffenen Länder aber auch die Touristen müssen stärker in die Pflicht genommen werden. Ein umweltbewusstes Reiseverhalten vor Ort sollte selbstverständlich sein.

Was kann man konkret tun? Auf der Webseite von fairunterwegs finden sich konkrete Tipps zum Umgang mit Abfall vor, während und nach der Reise: http://www.fairunterwegs.org/aktuell/aktionen/augen-auf-beim-ferienkauf/aktiv-werden-abfall.html