Donnerstag, 20. Juni 2013

Nährwertampel – Großbritannien macht es vor

Bitte auch unbedingt diesen Kurzfilm von foodwatch anschauen: 
https://www.foodwatch.org/de/informieren/werbeluegen/e-mail-aktion/

Seit dem 19. Juni 2013 können Konsumenten in Großbritannien mittels der Farben Rot, Gelb und Grün auf einem Blick erkennen, wie viel Zucker, Fett, gesättigte Fettsäuren und Salz ein Lebensmittel enthält. Möglich macht dies die freiwillige einheitliche Ampelkennzeichnung von Lebensmitteln - ein wichtiger Schritt im Kampf gegen Übergewicht und Fettleibigkeit. Mit im Boot sind neben den großen Supermarktketten auch bekannte Hersteller wie PepsiCo UK, Mars UK und Nestlé.  

Was macht Deutschland?

Die gemeinsame Initiative von Regierung, Handel und Herstellern in Großbritannien stellt für Gerd Billen, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) einen Durchbruch dar: „Deutschland muss diesem Beispiel folgen“. Der vzbv fordert seit Jahren eine Ampellösung für Deutschland. Doch Handel und Lebensmittelhersteller wehren sich gegen eine einheitliche Kennzeichnung nach Farben auf der Produktvorderseite. Dass der Handel und eine Reihe von Produzenten in Großbritannien nun gemeinsam am Ampelsystem teilnehmen, zeige, dass die Weigerung, in Deutschland eine verbraucherfreundliche Nährwertkennzeichnung einzuführen, nicht länger akzeptabel sei. „Die Unternehmen müssen auch in Deutschland ihre Verantwortung ernst nehmen und eine führende Rolle einnehmen. Die Verbraucher wollen die Ampel“, so Billen.

Ampel verständlicher als bisherige Kennzeichnung


Untersuchungen, wie beispielsweise von der Verbraucherorganisation foodwatch, haben immer wieder gezeigt, dass die Ampelkennzeichnung auf der Vorderseite von Lebensmittelverpackungen die für Verbraucher am besten verständliche Nährwertkennzeichnung ist. Die von der Industrie bevorzugte und heute üblichere GDA-Kennzeichnung (GDA= Guideline daily amount) gibt lediglich mit Hilfe von Prozentzahlen Auskunft darüber, wie viel des täglichen Richtwerts für Energie, Fett, Zucker und Salz in einer Portion enthalten ist. Verbraucher bewerten sie als weniger gut verständlich. 

Breite Front für die Ampel

Mit ihrer Meinung stehen der vzbv und foodwatch nicht alleine da. Auch Verbraucherzentralen, Elternvertreter, Ärzte und Krankenkassen empfinden die Farbkennzeichnung weniger als Bevormundung, denn als dringend nötige Einkaufshilfe. Bereits 2009 sah Ulrich Fegeler, Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, in einem Artikel auf Spiegel online eine Mitschuld durch unverständliche Nährwertkennzeichnungen an ernährungsbedingten Krankheiten wie Fettleibigkeit und Diabetes. 70 Milliarden Euro pro Jahr fallen als Folgekosten ernährungsbedingter Krankheiten an.

Widerstand der Industrie trotz fettleibiger Bevölkerung

Doch die Lebensmittellobby wehrt sich mit Händen und Füßen sowie fadenscheinigen Argumenten gegen die Einführung der Nährwertampel. Angeblich diskriminiere die Ampel bestimmte Lebensmittel, der Handelsverband Deutschland nannte die Ampellösung gar „Gängelung per Farbenspiel“ und unterstellt Verbrauchern, sie würden aufhören Produkte wie Käse und Apfelsaft zu kaufen, nur weil sie einen roten oder gelben Punkt tragen könnten. Auf EU-Ebene wurde die Einführung der Nährwertampel mit Rücksicht auf die Lebensmittelproduzenten 2010 offiziell abgelehnt. Und dies obwohl laut EU-Kommission jeder zweite Europäer übergewichtig oder fettleibig ist. In Deutschland leiden 13,6 Prozent der Erwachsenen an Fettsucht, knapp zwei Millionen Kinder und Jugendliche sind übergewichtig. 

Wie sehen Produkte mit Nährwertampel aus? Hier kann man es sich für ausgewählte Lebensmittel anschauen: http://das-ist-drin.de/glossar/specials/ampel/