In fast jedem sechsten Produkt im Schweizer
Detailhandel steckt Palmöl. Auch in den Produkten des Schweizer
Nahrungsmittelriesen Nestlé ist Palmöl omnipräsent. Eine neue Recherche von Solidar Suisse zeigt, wie Arbeiter und Arbeiterinnen auf Plantagen in Malaysia,
von denen Nestlé Palmöl bezieht, ausgebeutet werden. Auch Kinder- und
Zwangsarbeit ist weit verbreitet.
Die Schweiz bezieht
ein Drittel des Palmöls aus Malaysia. Ein großer Teil davon stammt aus dem
Bundesstaat Sabah, im Nordosten der Insel Borneo. Die schwere und gefährliche
Arbeit auf den Plantagen machen hauptsächlich Arbeitsmigranten aus Indonesien.
Obwohl die Industrie auf sie angewiesen ist, leben von den insgesamt 1,2
Millionen Arbeitsmigranten in Sabah 70 Prozent ohne gültige Papiere in der
Illegalität. Aufgrund regelmäßiger Polizeirazzien sind sie gezwungen, sich auf
den abgelegenen Plantagen versteckt zu halten. Ohne jeglichen rechtlichen
Schutz sind sie der Willkür der Plantagenbesitzer ausgeliefert, welche ihnen
nicht nur die Arbeitsbewilligung vorenthalten, sondern häufig auch den
indonesischen Pass entziehen. Bei Fehlverhalten wird mit der Polizei oder der
Entlassung gedroht und die Löhne reichen oft nicht zum Leben. "Mein Einkommen
hängt von der Ernte ab. Wenn es nur wenige Früchte gibt, ist mein Einkommen
niedrig. Manchmal ist es nicht einmal genug fürs Essen." sagt Abduh, ein
Pflücker. Zwischen 50.000 und 200.000 Kinder leben mit ihren Eltern auf diesen
Plantagen und unterstützen sie bei der Arbeit. Auch die Jugendliche Ati ist
eines dieser Kinder: "Ich bin auf der Plantage geboren und aufgewachsen
und konnte nie zur Schule. Seit ich mich erinnern kann, helfe ich meinen Eltern
beim Sammeln der Früchte." Kinder, die auf den Plantagen geboren wurden,
sind häufig sogar staatenlos, denn Malaysia stellt keine Geburtsurkunden für
Kinder von Arbeitsmigranten aus. Diese Kinder haben keinen Zugang zu
öffentlichen Schulen oder zu medizinischer Versorgung und somit kaum Chancen
auf ein Leben außerhalb der Palmölplantage.
Nestlé kauft Palmöl aus den untersuchten Plantagen
Der weltweit größte
Nahrungsmittelkonzern Nestlé bezieht Palmöl aus Sabah im großen Stil, auch aus
jenen Mühlen, die von den untersuchten Plantagen beliefert werden. Nestlé und
andere Lebensmittel- und Agrarkonzerne profitieren damit indirekt von den
Tiefstlöhnen, dem mangelnden Schutz der Arbeiter sowie der Kinder- und
Zwangsarbeit auf den Palmölplantagen. Die tiefen Arbeitskosten sind Mitursache
für den billigen Weltmarktpreis, der die Verwendung des Rohstoffs weiter
befeuert: Ein Teufelskreis, der auf Kosten von Mensch und Umwelt geht. Von
einem Leisi-Blätterteig von Nestlé für 3.20 Franken gehen nur 0.02 Rappen an
die gesamten Arbeitskosten auf den Plantagen. Obwohl Nestlé beteuert, keine
Zwangs- und Kinderarbeit in der Lieferkette zu dulden, sind diese schlimmsten
Formen der Ausbeutung in den Lieferketten des Konzerns weit verbreitet. Dies
zeigt einmal mehr, dass Themen wie Menschen- und Arbeitsrechte immer noch zu weit
unten auf der Prioritätenliste grosser Konzerne stehen. Um das zu ändern,
braucht es gesetzliche Regeln, wie dies beispielsweise die Konzernverantwortungsinitiative
fordert. Simone Wasmann, Co-Autorin der Palmölrecherche, sieht
Handlungsbedarf bei Nestlé: "Wenn Nestlé es wirklich ernst meint mit
sozialer Verantwortung und Nachhaltigkeit, dann muss der Konzern nun auf seine
Zulieferer und Geschäftspartner in Sabah Einfluss nehmen. Nestlé muss
sicherstellen, dass Arbeiter regulär beschäftigt und keine Kinder ausgebeutet
werden." Solidar
Suisse steht in Kontakt mit Nestlé und fordert vom Konzern vollständige
Transparenz über die Palmöl-Lieferkette und weitergehende Maßnahmen, welche die
Ausbeutung beenden sollen. Nestlé muss sich bei seinen Zulieferern und bei der
Regierung von Sabah aktiv und vehement für eine Verbesserung der Situation der
Arbeiter in den Plantagen einsetzen.
Das sagt
Nestlé dazu:
Der Bericht von Solidar Suisse geht Nestlé zufolge auf ein Human Rights Impact Assessment von 2017 zurück, das der Lebensmittelkonzern gemeinsam mit dem Dänischen Institut für Menschenrechte durchführte. Nestlé lagen nämlich Hinweise vor, dass in Teilen der Palmöl-Lieferkette die Rechte der Arbeiter nicht angemessen respektiert werden. Infolgedessen arbeitete das Unternehmen mit dem Dänischen Institut für Menschenrechte und der Earthworm Foundation einen Aktionsplan aus. Dieser ist öffentlich einsehbar, die Maßnahmen werden bereits seit einiger Zeit umgesetzt. Diese Informationen sollen Solidar Suisse auch vorgelegen haben.
Der Bericht von Solidar Suisse geht Nestlé zufolge auf ein Human Rights Impact Assessment von 2017 zurück, das der Lebensmittelkonzern gemeinsam mit dem Dänischen Institut für Menschenrechte durchführte. Nestlé lagen nämlich Hinweise vor, dass in Teilen der Palmöl-Lieferkette die Rechte der Arbeiter nicht angemessen respektiert werden. Infolgedessen arbeitete das Unternehmen mit dem Dänischen Institut für Menschenrechte und der Earthworm Foundation einen Aktionsplan aus. Dieser ist öffentlich einsehbar, die Maßnahmen werden bereits seit einiger Zeit umgesetzt. Diese Informationen sollen Solidar Suisse auch vorgelegen haben.