Der Umsatz mit Fairtrade-Produkten ist 2018 um 22 Prozent auf gut 1,6 Milliarden Euro gestiegen. "Viele der Produkte, die wir täglich konsumieren, kommen aus Entwicklungsländern", sagte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU). "Aber am Anfang der Lieferkette sind Zwangsarbeitsverhältnisse und Hungerlöhne oftmals noch an der Tagesordnung. Fairtrade ist unser strategischer Partner auf dem Weg für einen gerechteren Handel." Noch ist fairer Konsum nicht Alltag: "Der faire Handel wächst, aber er wächst nicht schnell genug", erklärte Dieter Overath, Vorstandsvorsitzender von TransFair e.V. "Produzenten leiden massiv unter niedrigen Börsenpreisen. Junge Leute wenden sich von der Landwirtschaft ab, weil sie nicht von ihr leben können. Wenn wir Kakao, Bananen und Kaffee in Zukunft genießen möchten, brauchen wir daher dringend mehr Unternehmen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und eine Politik, die fairen Handel stärker fördert."
Weiterhin
nur niedriger Pro-Kopf-Konsum fair gehandelter Produkte
19 Euro gaben Verbraucher in Deutschland im vergangenen Jahr für
Fairtrade-Produkte aus. Rund 20.000 Tonnen fairer Röstkaffee gingen 2018 über
die Ladentheken, 11 % mehr als im Vorjahr. Damit erreicht Fairtrade-Kaffee
einen Marktanteil von 4,5 %. Der Absatz von Kakao, der nach Fairtrade-Standards
gehandelt wurde, stieg um 48 % auf 55.000 Tonnen – ein Marktanteil von 10 %. Bananen
sind mit Abstand die beliebteste Südfrucht. Rund 92.000 Tonnen kauften
Verbraucher 2018 ein, 6 % mehr als im Vorjahr. Damit erreichen
Fairtrade-Bananen 13,5 % Marktanteil. 90 % der gelben Früchte sind zusätzlich
Bio-zertifiziert. Lidl hat als erster Anbieter in Deutschland begonnen, sein
Sortiment schrittweise komplett auf Fairtrade umzustellen – ein Meilenstein für
den fairen Handel mit Bananen. Doch starke Preiskämpfe erschweren die
Umstellung. Mit einem Absatzplus von 5 % bleiben Fairtrade-Rosen beliebt. 427
Mio. Stiele wurden hierzulande verkauft, das sind 28 % aller Rosen. Verkäufe
von Textilien aus fairer Baumwolle legten um 14 % zu: Knapp 14 Millionen
Kleidungsstücke und Accessoires kauften Verbraucher im vergangenen Jahr. Neben
Baumwolltaschen und Freizeitkleidung spielt Berufskleidung eine immer wichtigere
Rolle.
Fairtrade-Prämie bewirkt viel Gutes
Trotz positiver Marktentwicklung verkaufen Kooperativen und
Plantagen immer noch zu geringe Anteile ihrer Ernte unter
Fairtrade-Bedingungen, so TransFair. Nachhaltige Entwicklung im globalen Süden
braucht neben verbesserten Marktzugängen deshalb veränderte politische
Rahmenbedingungen: "Ganz am Anfang von globalen Lieferketten müssen
ökologische und soziale Mindeststandards eingehalten werden, die in Europa
längst selbstverständlich sind", forderte Entwicklungsminister Gerd
Müller. "Dafür tragen auch Unternehmen Verantwortung. Viele tun das
bereits. Es geht aber darum, dass alle deutschen Unternehmen ihren
menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten nachkommen." TransFair unterstützt
diese Forderung und vertritt sie aktiv; unter anderem in Bündnissen für
nachhaltige Textilien, Kakao und Bananen. Die Fairtrade-Standards setzen den
Rahmen für einen Handel auf Augenhöhe. 2018 erwirtschafteten Produzenten im
globalen Süden 29 Millionen Euro Prämiengelder durch Fairtrade-Verkäufe nach
Deutschland. "Es ist spannend zu sehen, wie dieses Geld eingesetzt wird
und konkret etwas bewirkt", sagte Thilo Hoppe, stellvertretender
Aufsichtsratsvorsitzender von TransFair. Hoppe hatte bei einer Keniareise im
April Fairtrade-zertifizierte Kaffee-, Blumen- und Teeorganisationen besucht.
"Wir standen in Klassenräumen, die durch Prämiengelder finanziert wurden.
Und mit größerem Marktzugang würden noch viel mehr Projekte möglich."
Neben Bildung sind Maßnahmen gegen den Klimawandel und Ernteausfälle wichtige
Bereiche, in die Prämiengelder investiert werden.
Quelle: EPO/Fairtrade Deutschland