Mehr
als eine Milliarde Euro setzt der Faire Handel in Deutschland inzwischen jährlich
um. Eine Erfolgsgeschichte also? Die Einschätzungen dazu fallen höchst
unterschiedlich aus – je nachdem, welche Kriterien den verschiedenen
Akteur*innen wichtig sind. Die Szene verändert sich und damit auch ihre Ziele.
Da stellt sich die Frage: Was ist heute
noch fair?
In den letzten
zehn Jahren hat
sich der Faire Handel
weiterentwickelt und ausdifferenziert.
Die Vielfalt fair
gehandelter Produkte ist enorm: Neben Lebensmittelnsind inzwischen auch
faire Kosmetik, Klamotten und selbst
Kondome erhältlich. Mehr als 400
Städte, fast 300 Schulen und sieben Universitäten erfüllen deutschlandweit
Kriterien des Fairen Handels. Während etablierte Akteure wie etwader
Weltladen-Dachverband oder die Gepa, Deutschlands größter
Importeur fairer Waren, stolz auf
eine über 40-jährige Geschichte zurückblicken, bereichern neue Player die
Szene: Zu ihnen zählen der Bioanbauverband
Naturland, bei dem
sich auch deutsche Unternehmen fair zertifi zieren lassen können, das
Fair-Siegel SPP, das den Kleinbauern gehört, die Genossenschaft Ethiquable,
deren Produkte zu 100 Prozent fair und
bio sind, und
der Zusammenschluss von mehr als
30 kleineren Importeuren fair gehandelter Waren zum Fair-Band.
Kritik an zu niedrigen Löhnen und Einkommen
Für Diskussionsstoff sorgt regelmäßig die Siegelorganisation
Fairtrade International und ihr deutscher Ableger TransFair – sei es durch ihre
Kooperation mit dem Dis- counter
Lidl, die Herabsetzung
der Prozentzahlen bei
Mischprodukten, die Einführung des Mengenausgleichs oder auch durch die
Rohstoff-Programme für Kakao, Zucker oder Baumwolle. Nach immer lauter werdender
Kritik an den
ungleichen Lohnbedingungen für Wanderarbeiter auf Fairtrade-Plantagen, reagierte
Fairtrade 2014 mit einem neuen Standard für lohnabhängige Beschäftigte. Die
schrittweise Einführung existenzsichernder
Löhne, wichtiger Bestandteil des neuen
Fairtrade-Textilstandards, ist auch
Thema bei der World Fairtrade Organization
(WFTO). Sie hat
2014 mit dem »Guarantee System«
ein neues Monitoring-Verfahren eingeführt, das es ermöglicht nicht
nur Unternehmen, sondern auch deren Produkte fair zu
zertifizieren. ...
Quelle: Frank Herrmann im Südlink 178 von Inkota (Dez. 2016)
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