Sonntag, 6. März 2016

Nachhaltige Fischfang-Offensive für Europas Süden



Die Umweltorganisationen WWF und Marine Stewardship Council (MSC) haben den Start des großangelegten gemeinsamen Projektes MedFish bekannt gegeben. Fischbestände, Fischer und Fischereigemeinden im Mittelmeerraum sollen davon profitieren. Nach der zweijährigen MedFish Startphase werden neben Spanien und Frankreich auch Fischereien anderer Mittelmeeranrainer in das Projekt mit einbezogen. Langfristiges Ziel ist es, einen Großteil der Mittelmeerfischereien in nachhaltige Bahnen zu lenken und den langfristigen Erhalt der Fischbestände im Mittelmeer sicherzustellen.  Auch wenn es aus der Perspektive des Strandurlaubers nicht immer so aussieht: Das beliebte Ferienziel Mittelmeer ist bis heute Heimat tausender Fischarten, Meeressäuger, Schalen- und Krustentiere, Weichtiere und anderer Lebewesen. Es wundert also nicht, dass an seinen Küsten viele Menschen von und mit dem Meer leben: Allein in Frankreich und Spanien arbeiten derzeit 10.600 Fischer, knapp 4.000 Fischerboote sind registriert, je nach Region gehören 70 bis 90 Prozent davon zu kleinen, häufig familienbetriebenen Fischereien.

Fischbestände akut gefährdet

Doch das Ökosystem Mittelmeer ist bedroht und mit ihm die ansässige Fischerei. Umfassende Daten hierzu gibt es bislang kaum – und die, die es gibt, lassen Schlimmes befürchten: 88 Prozent der wenigen Bestände, die bislang überhaupt untersucht wurden, sind überfischt. „Fisch und Fischerei sind untrennbar mit dem Leben am Mittelmeer verbunden. Aber wir haben ernsthafte Bedenken, was die Nachhaltigkeit vieler örtlicher Fischereien, und damit die Zukunft der Fischbestände angeht. Um auch in Zukunft Fisch liefern zu können, müssen Fischereien Fischbestände erhalten und die Auswirkungen auf das Ökosystem Meer begrenzen“, betont Camiel Derichs, Europa-Direktor des MSC.

Systematische Kartierung von Betrieben

Genau darauf arbeitet das Projekt MedFish in den kommenden zwei Jahren hin. In einer ersten Projektphase werden 100 kleine französische und spanische Fischereibetriebe, die repräsentativ für Art und Diversität des Fischfangs im Mittelmeerraum sind, kartiert: Daten über gefangene Fischarten, Fangmengen, Fangmethoden, Beifänge, aber auch Informationen über aktuelle Bestandsgrößen werden systematisch erfasst. Anschließend werden 14 „typische“ Mittelmeerfischereien ausgewählt und anhand der bestehenden MSC-Kriterien für nachhaltige Fischerei bis ins kleinste Detail evaluiert. Nach dieser Evaluation entwickeln WWF und MSC gemeinsam mit den Fischereien konkrete Aktionspläne, um eventuelle Schwächen zu beheben. Für einige Fischereien könnte das Projekt der Einstieg in eine offizielle MSC-Zertifizierung sein, anderen wird es einen klaren Maßnahmenplan an die Hand geben, um ihre bestehenden Fischereipraktiken nachhaltiger zu gestalten. Damit das zukünftige Angebot an nachhaltig gefangenem Fisch auch auf entsprechende Abnehmer trifft, arbeitet MedFish parallel mit Unternehmen der Lieferkette zusammen. So soll im Mittelmeerraum ein tragfähiger Markt für Produkte aus nachhaltiger Fischerei entwickelt werden.
Quelle: UD/pm