Mittwoch, 21. Oktober 2015

WWF-Palmöl-Check 2015: mehr Intransparenz als Fortschritt



Selbst minimalste Nachhaltigkeitsstandards und Transparenz bei Palmöl scheinen bei rund 40 Prozent der großen, deutschen Unternehmen, die auf den Rohstoff angewiesen sind, kein Thema zu sein. Das ist das zentrale Ergebnis der nationalen Palmöl-Scorecards des WWF Deutschlands. Offenbar ist es einigen Unternehmen immer noch egal woher ihr Palmöl kommt - oder sie wissen es schlichtweg nicht. Die Intransparenz ist laut  WWF auch nach Jahren der öffentlichen Diskussion gravierend und das, obwohl die ökologischen und sozialen Auswirkungen des Palmölanbaus den Unternehmen bekannt sind. Laut der  Palmöl-Scorecard haben sechs von 200 befragten Unternehmen gerade einmal einen Punkt, während 75 Unternehmen eine Auskunft verweigerten oder keine genauen Angaben machen konnten. Beides bewertet der WWF als grundlegendes Versagen in Sachen Nachhaltigkeit und Transparenz. „Wer seine Lieferkette hingegen im Griff hat, konnte die abgefragten Angaben leicht machen. Und wer Nachhaltigkeit propagiert, der sollte wissen woher sein Palmöl kommt“, kritisiert die zuständige WWF-Referentin Ilka Petersen.

Pharmaunternehmen und Futtermittelhersteller in der Kritik

Besonders kritisch betrachtet WWF-Referentin Petersen die deutschen Pharmaunternehmen und Futtermittelhersteller. Alle befragten Unternehmen, darunter Bayer, Boehringer Ingelheim, Merck sowie die großen Futtermittelhersteller Deutsche Tiernahrung, Cremer, Agravis Raiffeisen und Mega verweigerten eine Auskunft. Nach einer aktuellen Marktanalyse verbraucht der pharmazeutisch-chemische Bereich etwa 155.000 Tonnen Palmöl, wovon gerade einmal 12 Prozent zertifiziert sind, die Futtermittelindustrie nutzt noch einmal rund 160.000 Tonnen. Hier liegt der Anteil aus nachhaltigeren Quellen sogar bei nur einem Prozent. „Positiv ist, dass immer mehr Unternehmen zertifiziertes Palmöl nutzen und sich mit ihrer Lieferkette auseinander setzen“, lobt Petersen. Das auch die volle Punktzahl erreicht werden kann, machen die Unternehmen Daabon und Agrarfrost vor. Insgesamt decken inzwischen mehr als 50 Prozent der befragten Unternehmen ihren Palmölbedarf zumindest teilweise mit zertifizierter Ware. Und während 2013 nur 29 Unternehmen ausschließlich, dass heißt zu 100 Prozent, zertifiziertes Palmöl nutzen, waren es diesmal bereits 62. Wichtige Zusatzkriterien, die über die Mindestanforderungen des  RSPO hinausgehen, wie etwa ein Verbot der Umwandlung von Torfböden oder der Einsatz hochgefährlicher Pestizide, fordern allerdings nur 46 Unternehmen bei ihren Lieferanten ein. Diesem Beispiel müssten jedoch, so die WWF-Forderung, unbedingt mehr Unternehmen folgen. Initiativen wie  FONAP oder  POIG könnten dabei helfen.
Quelle: UD/pm