Selbst minimalste
Nachhaltigkeitsstandards und Transparenz bei Palmöl scheinen bei rund 40
Prozent der großen, deutschen Unternehmen, die auf den Rohstoff angewiesen
sind, kein Thema zu sein. Das ist das zentrale Ergebnis der nationalen Palmöl-Scorecards
des WWF Deutschlands. Offenbar ist es einigen Unternehmen immer noch egal woher
ihr Palmöl kommt - oder sie wissen es schlichtweg nicht. Die Intransparenz ist
laut WWF auch nach Jahren der
öffentlichen Diskussion gravierend und das, obwohl die ökologischen und
sozialen Auswirkungen des Palmölanbaus den Unternehmen bekannt sind. Laut
der Palmöl-Scorecard haben sechs von 200
befragten Unternehmen gerade einmal einen Punkt, während 75 Unternehmen eine
Auskunft verweigerten oder keine genauen Angaben machen konnten. Beides
bewertet der WWF als grundlegendes Versagen in Sachen Nachhaltigkeit und
Transparenz. „Wer seine Lieferkette hingegen im Griff hat, konnte die
abgefragten Angaben leicht machen. Und wer Nachhaltigkeit propagiert, der
sollte wissen woher sein Palmöl kommt“, kritisiert die zuständige
WWF-Referentin Ilka Petersen.
Pharmaunternehmen und
Futtermittelhersteller in der Kritik
Besonders kritisch betrachtet
WWF-Referentin Petersen die deutschen Pharmaunternehmen und
Futtermittelhersteller. Alle befragten Unternehmen, darunter Bayer, Boehringer
Ingelheim, Merck sowie die großen Futtermittelhersteller Deutsche Tiernahrung,
Cremer, Agravis Raiffeisen und Mega verweigerten eine Auskunft. Nach einer
aktuellen Marktanalyse verbraucht der pharmazeutisch-chemische Bereich etwa
155.000 Tonnen Palmöl, wovon gerade einmal 12 Prozent zertifiziert sind, die
Futtermittelindustrie nutzt noch einmal rund 160.000 Tonnen. Hier liegt der
Anteil aus nachhaltigeren Quellen sogar bei nur einem Prozent. „Positiv ist,
dass immer mehr Unternehmen zertifiziertes Palmöl nutzen und sich mit ihrer
Lieferkette auseinander setzen“, lobt Petersen. Das auch die volle Punktzahl erreicht
werden kann, machen die Unternehmen Daabon und Agrarfrost vor. Insgesamt decken
inzwischen mehr als 50 Prozent der befragten Unternehmen ihren Palmölbedarf
zumindest teilweise mit zertifizierter Ware. Und während 2013 nur 29
Unternehmen ausschließlich, dass heißt zu 100 Prozent, zertifiziertes Palmöl
nutzen, waren es diesmal bereits 62. Wichtige Zusatzkriterien, die über die
Mindestanforderungen des RSPO hinausgehen,
wie etwa ein Verbot der Umwandlung von Torfböden oder der Einsatz
hochgefährlicher Pestizide, fordern allerdings nur 46 Unternehmen bei ihren Lieferanten
ein. Diesem Beispiel müssten jedoch, so die WWF-Forderung, unbedingt mehr
Unternehmen folgen. Initiativen wie
FONAP oder POIG könnten dabei
helfen.
Quelle: UD/pm