foodwatch fordert Limo-Steuer und Beschränkung von Junkfood-Werbung. Julia Klöckners Strategie der freiwilligen Selbstverpflichtungen ist ein Irrweg.
Die
Verbraucherorganisation foodwatch hat im Kampf gegen Fehlernährung eine Limonaden-Steuer
und eine Beschränkung des Junkfood-Marketings an Kindern gefordert. Besonders
Erfrischungsgetränke und vermeintliche Kinderlebensmittel seien noch immer
maßlos überzuckert. Der von Bundesernährungsministerin Julia Klöckner
eingeschlagene Weg der freiwilligen Selbstverpflichtungen verhindere dringend
notwendige gesundheitspolitische Maßnahmen, so foodwatch. Am Mittwoch stellt
Bundesernährungsministerin Julia Klöckner Zwischenergebnisse ihrer
Reduktionsstrategie von Zucker, Fett und Salz in Lebensmitteln vor.
„Die Lebensmittelindustrie
trägt eine Mitverantwortung an der globalen Adipositas-Epidemie. Julia Klöckner
muss die Branche mit verbindlichen Maßnahmen in die Pflicht nehmen anstatt nur
höflich um ein paar Gramm weniger Zucker in Fertigprodukten zu bitten. Die
Zuckerlobby ist nicht Teil der Lösung, sondern Kern des Problems – doch für
Frau Klöckner ist sie ein Partner im Kampf gegen Adipositas. Die Strategie der
Ministerin ist ein Irrweg: Programme zur Tabak-Prävention entwickelt man auch
nicht gemeinsam mit Philip Morris“, erklärte Oliver Huizinga,
Leiter Recherche und Kampagnen bei foodwatch.
foodwatch forderte eine Limo-Steuer nach dem Vorbild Großbritanniens. Dort
haben Getränkehersteller den Zuckergehalt ihrer Produkte deutlich heruntergeschraubt
– seit Einführung der Steuer 2015 um etwa 35 Prozent. In Deutschland ist nach
wie vor etwa jedes zweite Erfrischungsgetränk mit mehr als fünf Gramm pro 100
Milliliter überzuckert. Während in Großbritannien eine Fanta von Coca-Cola 4,6
Gramm Zucker pro 100 Milliliter enthält, liegt der Anteil einer deutschen Fanta
bei knapp 8 Gramm.
Keine ungesunden Lebensmittel für Kinder!
Die Verbraucherorganisation forderte darüber hinaus eine gesetzliche Beschränkung des Kindermarketings. Nur ausgewogene Lebensmittel sollten demnach an Kinder beworben werden dürfen. Die Industrie vermarkte ungesunde Lebensmittel mit Comic-Figuren auf Süßwaren-Verpackungen, mit Werbespots im Fernsehen und mit Social-Media-Stars auf Youtube oder Instagram direkt an Millionen von jungen Fans. Damit torpediere sie die Bemühungen vieler Eltern, ihren Kinder eine gesunde Ernährung beizubringen. Bundesministerin Klöckner setzt im Kampf gegen Adipositas und Typ-2-Diabetes fast ausschließlich auf freiwillige Selbstverpflichtungen – obwohl weltweit führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schon vor Jahren vor dieser Strategie gewarnt haben. Eine von der medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ einberufene Expertenkommission hatte bereits 2019 gefordert, dass der Einfluss der Lebensmittelindustrie auf die Präventionspolitik weltweit eingedämmt werden muss und freiwillige Selbstverpflichtungen als „ineffektiv“ bewertet. Auch der wissenschaftliche Beirat des Bundesernährungsministeriums hat Selbstverpflichtungen in seinem Gutachten „Politik für eine nachhaltigere Ernährung“ als „nicht ausreichend“ beschrieben. Stattdessen empfiehlt der Beirat verbindliche Maßnahmen wie eine gesetzliche Beschränkungen des Kindermarketings, eine Zuckersteuer auf Süßgetränke sowie eine verpflichtende Nährwertkennzeichnung mit der französischen Ampelkennzeichnung Nutri-Score, um eine gesunde Ernährung effektiv zu fördern.
Quelle: foodwatch