Vor Kurzem haben die beiden größten
Zertifizierungsorganisationen im Kakaosektor - Rainforest Alliance und UTZ - verkündet,
unter dem Namen „Rainforest Alliance" zu fusionieren. Bis Anfang 2019
wollen die Zertifizierer einen neuen gemeinsamen Standard veröffentlichen.
„Für uns ist entscheidend, ob die Fusion dazu beiträgt,
die Lebenssituation von Kakaobauern und –bäuerinnen zu verbessern",
erklärt INKOTA-Referent Johannes Schorling. „Bisher leben die meisten Bauern
und Bäuerinnen, die durch Rainforest Alliance und UTZ zertifiziert sind,
unterhalb der Armutsgrenze. Die neue Organisation muss sich daran messen
lassen, ob es ihr in Zukunft gelingt, ein existenzsicherndes Einkommen für
Kakaobauernfamilien zu gewährleisten." Make Chocolate Fair! definiert
Kakao nur dann als nachhaltig, wenn die Produzenten vom Anbau sowohl die
Grundbedürfnisse ihrer Familie als auch Investitionskosten in ihre Plantagen
abdecken können. Die europäische Kampagne fordert UTZ und Rainforest Alliance
auf, Berechnungen zur Höhe von existenzsichernden Einkommen einzubeziehen, wenn
sie ihren gemeinsamen Standard ausarbeiten.
Fusion wirft Fragen auf
UTZ und Rainforest Alliance sind die beiden größten
Nachhaltigkeitssiegel für Kakao und Schokolade. Gemeinsam zertifizieren sie
fast 40 Prozent der globalen Kakaoernte. Die Zertifizierer stehen jedoch wegen
ihrer niedrigen Standards in der Kritik. Anders als zum Beispiel Fairtrade
verfügt weder Rainforest Alliance noch UTZ über einen garantierten Mindestpreis
für Kakao. In der gegenwärtigen Situation, in der der Kakaopreis innerhalb
weniger Monate um mehr als ein Drittel abgestürzt ist, bieten sie den Bauern
und Bäuerinnen daher keinen Schutz. Aus Sicht der Konsumenten sei die Fusion zu
begrüßen, da weniger Siegel zu mehr Klarheit beim Einkauf beitragen. Auch für
die Kakaobauern und –bäuerinnen biete die Vereinheitlichung der Standards eine
Chance. Denn künftig könnten sie den Aufwand und die Kosten für eine
Doppel-Zertifizierung vermeiden. „Entscheidend ist aber, dass die bisherigen
Standards nicht ausreichen, um die Armut im Kakaoanbau wirksam zu
bekämpfen", kritisiert Johannes Schorling. „Wir werden den Fusionsprozess
genau beobachten und uns dafür einsetzen, dass der neue Standard den großen
Herausforderungen im Kakaoanbau wirklich gerecht wird."
Quelle Text und Grafik: Inkota