Sonntag, 26. Juni 2022

Greenwashing: Aldi's umstrittenes Klima-Label

Aldi vermarktet Milch als klimaneutral. Doch von ernsthaftem Klimaschutz kann keine Rede sein. Stattdessen will der Discounter die Emissionen mit fragwürdigen Projekten im Globalen Süden ausgleichen. Das zeigen Recherchen von foodwatch und dem ZDF-Magazin frontal.

Eukalyptus-Plantagen, in denen mit dem Ackergift Glyphosat Artenvielfalt zerstört wird. So sieht das Projekt zur CO2-Kompensation in Uruguay aus. Von einem natürlichen Wald kann keine Rede sein. Stattdessen benötigen die Eukalyptus-Bäume viel Wasser, Dünger und sind in Hitzeperioden besonders brandgefährlich. Mit Projekten wie diesem rechnet der Discounter Aldi seine "Landmilch" klimaneutral. Die Idee: Die Bäume sollen die Treibhausgasemissionen ausgleichen, die bei der Produktion der Milch entstanden sind. Doch es ist fraglich, ob überhaupt zusätzliches CO2 durch das Projekt gebunden wird. Zudem ist Milch per se kein klimafreundliches Produkt. foodwatch fordert: Aldi muss die irreführende Klimawerbung auf der Milch sofort stoppen! Die als „klimaneutral“ beworbene FAIR & GUT Landmilch 3,8 % Fett Milch wird als Eigenmarke bei Aldi Nord und Süd vertrieben und von der Molkerei Gropper hergestellt. Obwohl die Aldi-Milch bereits seit November 2020 als „klimaneutral“ verkauft wird, stellt Aldi keine effektive Reduktion der Treibhausgas-Emissionen sicher. Die Molkerei Gropper, und damit auch Aldi, hat nach eigenen Angaben noch nicht einmal einen Überblick darüber, wie hoch der CO2-Ausstoß der Milchlieferbetriebe tatsächlich ist. Erst bis Oktober 2022 sollen die genauen Emissionswerte der Rohmilch vorliegen. Verbindliche Reduktionsmaßnahmen für die Landwirt:innen fehlen bisher. Dabei sind die Einsparungen auf den Höfen entscheidend, denn 89% der Emissionen für die Aldi-Milch stammen nach Angaben von der Molkerei aus den Rohstoffen, also der Milchproduktion.

Quelle: Foodwatch

Ergänzung: Bereits 2021 hatte sich Aldi Süd als »erster klimaneutraler Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland« bezeichnet, handelte sich aber wie auch drei weitere Unternehmen prompt eine Unterlassungsklage der Wettbewerbszentrale ein. Denn Aldi hatte die CO 2 -Emissionen »klimaneutraler« Produkte wie Milch und Sneaker lediglich mit CO 2 -Zertifikaten ausgeglichen, erwähnte dies aber nicht in seiner Werbung.  Das sei irreführend und intransparent, so die Wettbewerbszentrale.

Quelle: Frank Herrmann, „Der Mächtigen Zähmung“, S. 53