Fast Fashion hat die Textilbranche von Grund auf verändert. Die Bekleidungsindustrie überschüttet den Planeten geradezu mit Textilien: 56 Millionen Tonnen Kleidung werden jährlich verkauft. Influencer und Neuromarketing sorgen für steigenden Absatz. Doch die Billigkleidung hat einen hohen Preis wie etwa prekäre Beschäftigungsverhältnisse und die katastrophale Umweltbilanz.
Nie zuvor wurden
so viele Kleidungsstücke hergestellt wie heute: 100 Milliarden jedes Jahr. Die
internationalen Konzerne liefern sich einen ständigen Wettlauf um neue Mode und
höhere Profite. Diese gigantische Expansion soll anhalten: Dem Industriezweig
wird bis 2030 ein Wachstum um 60 Prozent prognostiziert. Fast Fashion bedeutet
erschwingliche Mode für alle. Möglichst viele Menschen werden in immer kürzeren
Abständen mit Billigkollektionen versorgt. Vorreiter ist die Marke Zara. Jedes
Jahr bringt der spanische Mode-Gigant 65.000 neue Modelle hervor. Klamotten
shoppen ist zu einer echten Freizeitbeschäftigung geworden, gewaltig befeuert
von den sozialen Netzwerken: Die Hälfte aller Instagram-Posts dreht sich
um Fashion und Beauty. So beeinflussen die Marktführer der Fast Fashion mit
Unterstützung einschlägiger Experten des Neuromarketings das Kaufverhalten
ihrer Kunden. Fast Fashion profitiert vom E-Commerce. Keine Anprobe mehr im
Geschäft, der Kunde bestellt online, lässt sich das Kleidungsstück liefern -
und wenn es ihm nicht gefällt, schickt er es einfach zurück. Wegwerfkleidung
und Wegwerfarbeit: Dafür steht eine Armee von Boten bereit, deren Arbeitsbedingungen
mehr als prekär sind. Die Textilindustrie ist die Branche mit der
zweitschlechtesten Umweltbilanz. Die aus Holzfasern gewonnene Viskose – der
Lieblingsstoff der Fast-Fashion-Hersteller – wird als umweltfreundliche
Alternative verkauft. Doch bei der Erzeugung dieses Gewebes kommen zahlreiche
Chemikalien zum Einsatz. Dies führt zu schwerwiegenden Gesundheitsschäden bei
den Arbeitern, aber auch bei den Menschen, die in der Nähe der Fabriken wohnen,
wie beispielsweise im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh. Vier Millionen
Tonnen Textilien landen in Europa jedes Jahr in der Mülltonne. Von den
Altkleidern wird nur knapp ein Prozent recycelt. Die Modebranche will glauben machen,
dass sie nachhaltiger wird, aber tatsächlich passiert genau das Gegenteil.
Quelle: Arte