Samstag, 10. August 2019

Condor-Werbung: Ein zynisches Hello zum steigenden Meeresspiegel



Die Fluggesellschaft Condor möchte mit Bildern von Strand, Meer und Abenteuer Fernweh wecken. Doch in Zeiten der Klimakrise könnten die Motive zynischer kaum sein – das zeigen die satirischen Fake-Anzeigen von Greenpeace.

Dieses Jahr schon geflogen? Vielleicht an einem langen Wochenende nach Mallorca? Bei der Fluggesellschaft Condor geht das für 39 Euro, zumindest laut der Angabe auf den großflächigen Plakaten, die in diesem Frühling an vielen Werbetafeln und Litfasssäulen hingen. „Hello Brückentag“ stand dort, zu sehen eine Frau, die am Strand ein Yoga-Rad schlägt, hinter ihr die heranrollenden Wellen. Die Kampagne sollte laut Werbeagentur „das Glücksgefühl übermitteln, das die meisten Menschen verspüren, wenn sie in den Urlaub fahren“. Würde es sich nicht um die Werbung einer bekannten Fluggesellschaft handeln, man könnte meinen, das wäre reine Satire. Eine andere Anzeige von Condor zeigt eine junge Dame, die sich in einer Hängematte räkelt, bereits halb im Wasser versunken; auf der nächsten steht ein älteres Ehepaar, frisch vermählt und gut gelaunt, bis zum Hals im Wasser – oder steht ihnen das Wasser bis zum Halse? „Hello Lieblingsplatz“, „Hello Flitterwochen“ oder „Hello Westcoast“ heißt es dann auf den Anzeigen. Man muss Condor zugestehen, an diesen Orten ist einiges los. Allerdings meinen wir damit den steigenden Meerespiegel – und nicht den Urlaubsspaß. Letzterer ist allerdings für Ersteren verantwortlich, denn als Einzelner kann man kaum größere Mengen Treibhausgase freisetzen als mit einer Flugreise.

Urlaubsparadiese versinken im Meer

Bereits im Jahr 2016 rechneten Wissenschaftler im Fachblatt „Science“ eindrücklich vor, welch verhängnisvolle Wirkung das Fliegen hat. Ein Transatlantikflug von Frankfurt nach San Francisco und zurück etwa lässt fünf Quadratmeter Arktiseis verschwinden. Pro Passagier. Die Klimaschädlichkeit des Fliegens ist weit höher, als der reine CO2-Ausstoß. Denn die Verbrennung von Kerosin verursacht auch Schleierwolken, Kondensstreifen und mehr Ozon, die dann allesamt wie Treibhausgase wirken können – und zur Erderhitzung beitragen. Rechnet man diese Effekte zusammen, erwärmen sie die Atmosphäre rund drei mal stärker als das CO2 alleine. Die Tage, an denen die meisten Menschen vermutlich noch „Glücksgefühle“ verspüren, wenn sie mit dem Flugzeug in Urlaubsparadiese wie die Malediven, die Kanaren oder die amerikanische Westküste reisen, sind aufgrund der dramatischen Folgen des Klimawandels gezählt. Die Paradiese wird es schlicht nicht mehr geben – untergegangen in den Fluten (Strände auf den Kanaren), vermüllt durch Massentourismus (Malediven), verkohlt durch verheerende Waldbrände (Kalifornien). Besonders zynisch wirkt denn auch das von Condor abgelichtete ältere Ehepaar. Sie stehen für den Generationenkonflikt, den die Schule schwänzende Klimaschutz-Ikone Greta Thunberg mit einem einzigen Satz auf den Punkt gebracht hat: „Ich mache das, weil ihr Erwachsenen auf meine Zukunft scheißt.“ Hello Condor!
Quelle: Greenpeace; Grafiken: Greenpeace