Erneuerbare
Energien sind nicht geeignet, um das Nachhaltigkeitsproblem der Kryptowährung
Bitcoin zu lösen. Diese Ansicht vertritt Alex de Vries, Analyst bei PwC und
Gründer des Blogs Digiconomist. Er warnt auch, dass Bitcoin nicht nur ein
unglaublicher Energiefresser ist. Die Kryptowährung sei auch unmittelbar für
einen wachsenden Berg an E-Müll verantwortlich.
Forscher haben schon vor Bitcoin als Klima-Killer
gewarnt, was de Vries mit einer Analyse im Journal "Joule" zu bestätigen scheint. Denn seiner
Schätzung zufolge verbraucht eine Transaktion auf der Bitcoin-Blockchain bis zu
1.200 Mal mehr Energie als eine Einzeltransaktion im Bankwesen.
"Verfechter dieser digitalen Währungen haben das Argument vorgebracht,
dass Bitcoin zwar viel Strom verbraucht, das aber nicht schadet, weil
Bitcoin-Mining-Einrichtungen hauptsächlich überschüssige erneuerbare Energie
nutzen", so der Analyst. Eben das hat er näher hinterfragt. Ein Problem
ist laut de Vries, dass die Produktion erneuerbarer Energien teils starken
Schwankungen unterliegt. So sei in der chinesischen Provinz Sichuan, wo es
viele Bitcoin-Schürfer gibt, die Wasserkraftproduktion im feuchten Sommer
dreimal so hoch wie im trockenen Winter. Die Notwendigkeit, solche Schwankungen
auszugleichen, stellt massiv infrage, wie "grün" die
Mining-Einrichtungen überhaupt sein können. "Es könnte sogar einen Anreiz
für den Bau neuer Kohlekraftwerke darstellen", warnt der Analyst.
Blanke
Schrott-Maschinerie
Zum Energieproblem kommt aus ökologischer Sicht zudem
ein wachsendes Schrott-Problem. Denn die beliebtesten Geräte fürs
Bitcoin-Schürfen nutzen anwendungsspezifische integrierte Schaltkreise, die nur
für diesen Zweck geeignet sind. Am Ende ihres Lebenszyklus sind sie jedenfalls
Elektroschrott. In seiner Analyse kommt de Vries zu dem Schluss, dass auch der
entsprechende Müllberg gewaltig ist - das Bitcoin-System produziert etwa so
viel Elektroschrott wie ganz Luxemburg. "Der Energiebedarf und der Ausstoß
an Elektroabfall sind derzeit sicher nicht vernachlässigbar", meint de
Vries. Sollte Bitcoin tatsächlich breitere Verwendung finden, werde das schnell
eskalieren. Um die Nachhaltigkeit des Bitcoin-Systems zu verbessern, sei eine
Änderung am Mining-Mechanismus selbst nötig. Eine von den Kryptowährungen Dash und NXT genutzte Alternative würde den Energiebedarf der Bitcoin wohl
um 99,99 Prozent senken und auch Spezial-Hardware überflüssig machen. Technisch
wäre das machbar. "Die Herausforderung ist, dass das ganze Netzwerk der
Änderung zustimmen muss", unterstreicht der Analyst.
Quelle:
UD/pte, Grafik: Cointelegraph