Die Investitionen der gängigen
fondsgebundenen Riesterprodukte in kontroverse Unternehmen sind nach wie vor
hoch, nehmen sogar zu. Wirklich unbelastete, nachhaltige Riesterprodukte sind
eher die Ausnahme, so das Fazit des Projektes FaireRente von Facing Finance,
welches 38 fondsgebundene Riesterprodukte (inkl. 809 in Deutschland zugelassene
Fonds) von 27 Anbietern in Bezug auf die Beachtung sozialer und ökologischer
Kriterien erneut überprüft hat. Geprüft
wurden Beteiligungen (Aktien und Anleihen) an 315 Unternehmen, die im Konflikt
mit sozialen und ökologischen Kriterien stehen (Methodik). „Besonders die Investitionen
in Unternehmen die extrem zur Klimaerwärmung beitragen oder in Kriegsgebiete
Waffen liefern, profitieren von Geschäftsmodellen, die die derzeitigen
Hauptfluchtursachen zu verantworten haben“, kritisiert Thomas Küchenmeister, geschäftsführender Vorstand von Facing
Finance. Zu diesen Unternehmen gehören Ölfirmen wie Shell, BP oder Chevron, die
hauptverantwortlich sind für CO2 Emissionen, aber auch diverse Waffenhersteller
wie z.B. Airbus/MBDA, BAE oder Rheinmetall, die an aktuell kriegführende Länder
Waffen liefern oder Atomwaffen herstellen. Laut Kriterien von Facing Finance
erwiesen sich Fonds, die z.B. vom Anbieter MyLife als Bestandteil seines
Riester-Produktes angeboten werden, als erheblich belastet (zwischen 48% und
37%). Doch auch ein Deka-Fonds der Sparkassen (DekaLux-GlobalResources CF)
weist hohe Belastungen auf, ebenso Produkte (TopRente Balance / Dynamik) der
DWS (Deutsche Bank). Als zum Zeitpunkt der Untersuchung und laut Facing Finance
Kriterien wenig belastet erwiesen sich u.a. die Fonds ERSTE WWF STOCK
ENVIRONMENT T, Pictet - Global Environmental Opportunities-P EUR oder Generali
IS SRI European Equity D Cap EUR.
Auch „saubere“ Fonds
belastet
Doch auch bei laut Anbieter als
nachhaltig bezeichneten Fonds lassen sich kontroverse Unternehmen im Portfolio
finden. Auffällig sind insbesondere 2 Fonds (F&C Responsible Global Equity
Fund & Lyxor ETF New Energy), die bislang keine Belastungen aufwiesen,
jetzt allerdings zu ca. 10 bzw. ca. 20% in kontroverse Unternehmen (wie z.B.
Apple, AIRBUS, Bayer oder Shell) investiert sind. „Fehlende gesetzliche Vorgaben und eine vom
Gesetzgeber reduzierte Informationspflicht seitens der Anbieter führt dazu,
dass VerbraucherInnen jetzt erst nach Vertragsabschluss erfahren, ob ihr
Anbieter soziale und ökologische Kriterien beachtet“, beklagt Julia Dubslaff,
Leiterin des Projektes FaireRente von Facing Finance. Die Organisation
kritisiert zudem, dass auch der aktuelle Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD
die Kopplung staatlicher Förderung von Altersvorsorgeprodukten an soziale und
ökologische Mindeststandards ignoriert. „Deutschland verpflichtet sich völkerrechtlich
Streubomben und Kinderarbeit zu verbieten, das Klima zu retten oder
Waffenexporte in Kriegsgebiete zu untersagen, erlaubt aber nach wie vor
steuerbegünstigte Investitionen in Unternehmen, die genau davon profitieren,
was ein Skandal ist“, sagt Thomas Küchenmeister. Ebenso kritisch wird die Rolle
von Verbraucherorganisationen wie der Stiftung Warentest und wissenschaftlichen
Instituten (Institut für Vorsorge und Finanzplanung / IVFP) bewertet, die
ökologischen und sozialen Standards bei der staatlich geförderten
Altersvorsorge viel zu wenig oder gar keine Beachtung beimessen und damit zur
Intransparenz beitragen.
Mehr Informationen unter: www.faire-rente.de & www.facing-finance.org
Quelle: Fair Finance/PM