In den letzten Monaten war immer wieder von El Niño
und seinen verheerenden Folgen im südlichen und östlichen Afrika die Rede. Das
Phänomen wird fast ausschließlich für die akute Hungerkrise dort verantwortlich
gemacht. Ein Blick in Tabakanbauländer zeigt, dass es auch auf die Wahl der
Anbaupflanze ankommt. In Malawi werden laut FAO über acht Millionen Menschen in
diesem Jahr unter Hunger leiden. Und dennoch wird auf 1.666 km² Land Tabak
angebaut. In Simbabwe werden es nach Angaben des UN Welternährungsprogramms
etwa vier Millionen Menschen sein. Dort werden auf 904 km² Land Tabak angebaut.
Doch Tabak kann man nicht essen.
Tabakanbau und Hunger
Mehr als 17 Millionen Menschen arbeiten im Tabakanbau
weltweit, vor allem in Niedrig- und Mitteleinkommensländern. Viele
kleinbäuerliche Betriebe haben Schwierigkeiten, vom Tabakanbau zu leben: Die
Einnahmen sind häufig so gering, dass kein Geld für die Bezahlung der Arbeiterinnen
und Arbeiter bleibt und deshalb Kinderarbeit eingesetzt wird. Außerdem besteht
in einigen Ländern ein Zusammenhang zwischen Tabakanbau und
Ernährungsunsicherheit. Malawi beispielsweise leidet unter Landknappheit.
Deshalb wird jeder Quadratkilometer, der für den Tabakanbau genutzt wird, zur
Gefahr für eine gesicherte Ernährung. Unter den Top 10 der Tabak
produzierenden Länder haben sechs einen bedeutenden Bevölkerungsanteil, der
unterernährt ist. Würden in diesen Ländern statt Tabak
Nahrungsmittel angepflanzt, könnten mehr als zehn Millionen
Menschen ernährt werden.
Was ist zu tun?
Um Armut und Hunger unter Tabakbäuerinnen und -bauern zu
bekämpfen, müssen die Strukturen im Tabakhandel verändert werden, um die
Machtasymmetrie zwischen ihnen und den multinationalen Großkonzernen zu
verringern. Langfristig müssen jedoch alternative
Einkommensmöglichkeiten geschaffen werden, um eine nachhaltige Landwirtschaft und
Ernährungssicherheit zu erreichen. Dies ist auch im Artikel 17 der WHO-Tabakrahmenkonvention
(FCTC) enthalten. Im SDG-Factsheet Nr. 1: Tabak | Armut |
Hunger formuliert die Kampagne unfair Tobacco konkrete Vorschläge. Darin wird auch erklärt, was die Nachhaltigen Entwicklungsziele sind, wieso
Tabakkonsum und Armut zusammenhängen und wo es weitere Informationen gibt.
Quelle: unfair tobacco / blue 21 e. V., Fotos: Frank Herrmann (2)
Quelle: unfair tobacco / blue 21 e. V., Fotos: Frank Herrmann (2)