Sonntag, 12. Juni 2016

Tabakanbau: arm, hungrig, abhängig



In den letzten Monaten war immer wieder von El Niño und seinen verheerenden Folgen im südlichen und östlichen Afrika die Rede. Das Phänomen wird fast ausschließlich für die akute Hungerkrise dort verantwortlich gemacht. Ein Blick in Tabakanbauländer zeigt, dass es auch auf die Wahl der Anbaupflanze ankommt. In Malawi werden laut FAO über acht Millionen Menschen in diesem Jahr unter Hunger leiden. Und dennoch wird auf 1.666 km² Land Tabak angebaut. In Simbabwe werden es nach Angaben des UN Welternährungsprogramms etwa vier Millionen Menschen sein. Dort werden auf 904 km² Land Tabak angebaut. Doch Tabak kann man nicht essen.

Tabakanbau und Hunger

Mehr als 17 Millionen Menschen arbeiten im Tabakanbau weltweit, vor allem in Niedrig- und Mitteleinkommensländern. Viele kleinbäuerliche Betriebe haben Schwierigkeiten, vom Tabakanbau zu leben: Die Einnahmen sind häufig so gering, dass kein Geld für die Bezahlung der Arbeiterinnen und Arbeiter bleibt und deshalb Kinderarbeit eingesetzt wird. Außerdem besteht in einigen Ländern ein Zusammenhang zwischen Tabakanbau und Ernährungsunsicherheit. Malawi beispielsweise leidet unter Landknappheit. Deshalb wird jeder Quadratkilometer, der für den Tabakanbau genutzt wird, zur Gefahr für eine gesicherte Ernährung. Unter den Top 10 der Tabak produzierenden Länder haben sechs einen bedeutenden Bevölkerungsanteil, der unterernährt ist. Würden in diesen Ländern statt Tabak Nahrungsmittel angepflanzt, könnten mehr als zehn Millionen Menschen ernährt werden.

Was ist zu tun?

Um Armut und Hunger unter Tabakbäuerinnen und -bauern zu bekämpfen, müssen die Strukturen im Tabakhandel verändert werden, um die Machtasymmetrie zwischen ihnen und den multinationalen Großkonzernen zu verringern. Langfristig müssen jedoch alternative Einkommensmöglichkeiten geschaffen werden, um eine nachhaltige Landwirtschaft und Ernährungssicherheit zu erreichen. Dies ist auch im Artikel 17 der WHO-Tabakrahmenkonvention (FCTC) enthalten. Im SDG-Factsheet Nr. 1: Tabak | Armut | Hunger formuliert die Kampagne unfair Tobacco konkrete Vorschläge. Darin wird auch erklärt, was die Nachhaltigen Entwicklungsziele sind, wieso Tabakkonsum und Armut zusammenhängen und wo es weitere Informationen gibt.
Quelle: unfair tobacco / blue 21 e. V., Fotos: Frank Herrmann (2)