Ob im Supermarkt, im Kaufhaus oder im Netz:
Wer ethisch konsumieren will, bewegt sich durch ein Labyrinth aus Siegeln und
Standards. Doch was genau verbirgt sich hinter den bunten Logos und den
wohlklingenden Versprechen? Was wird durch die gängigen Siegel, Standards und
Initiativen eigentlich verbessert? In dieser vollständig überarbeiteten
Neuauflage des Wegweisers der Christlichen Initiative Romero (CIR) wurden die
bekanntesten Label aus den Bereichen Lebensmittel und Textilien genauer unter
die Lupe genommen. Das Handbuch hilft das kritische Urteilsvermögen zu schulen
und führt durch das unübersichtliche Label-Labyrinth.
Der Blog zu den Büchern "Fair einkaufen - aber wie?" , "FAIRreisen" und "Der Mächtigen Zähmung" bietet aktuelle Infos rund um den Themenbereich "Nachhaltigkeit".
Mittwoch, 26. April 2017
Samstag, 15. April 2017
Fusionen stoppen, Konzernmacht begrenzen
Wenige
Tage nach der Bekanntgabe der EU-Kommission, auch die zweite Mega-Fusion der
Agrarchemie- und Saatgutkonzerne zu genehmigen, rufen 24
Nichtregierungsorganisationen und Netzwerke dazu auf, das Wettbewerbsrecht
schärfer zu fassen. In der Erklärung heißt es: „Große, international tätige
Konzerne haben vielfältige Möglichkeiten, Preise für Verbraucher*innen
anzuheben, Löhne zu senken und mit Patenten sowie anderen Formen geistigen
Eigentums den Zugang zu landwirtschaftlichen Produktionsmitteln wie Saatgut und
genetischen Ressourcen zu blockieren. Mit der Marktmacht steigt auch der
direkte und indirekte Einfluss der Konzerne auf nationale und internationale
Politik.“
Konzernmacht hat Auswirkungen auf die Länder des globalen Südens
Anlässlich
der aktuellen Fusionswelle im Agribusiness fordern die Organisationen im Forum
Umwelt und Entwicklung, die gesetzlichen Rahmenbedingungen heutiger
Fusionskontrolle dringend zu reformieren, um Mega-Fusionen wie die jüngst
genehmigten von Dow und DuPont sowie ChemChina und Syngenta in Zukunft
verhindern und rückgängig machen zu können. Sie erklären: „Seit den 1970er
Jahren hat sich die Zahl der Fusionsanmeldungen verdoppelt und das Volumen der
einzelnen Fusionen deutlich vergrößert. Gleichzeitig werden immer weniger
Fusionen untersagt. Von den jährlich nahezu 1000 angemeldeten Fusionen stoppt
das Bundeskartellamt weniger als 10. Das ungebrochene Wachsen und Fusionieren
der großen Konzerne wird seit Jahrzehnten von der Öffentlichkeit zwar
wahrgenommen – die Regeln dahinter werden aber viel zu wenig diskutiert.“ Im
Jahr 2015 hatte das Europäische Wettbewerbs-Kommissariat von über 300
Fusionsanträgen keinen einzigen abgelehnt, nur in 18 Fällen erteilte es
Auflagen für die Unternehmen. Dabei kritisiert der Aufruf auch die blinden
Flecken des Wettbewerbsrechts: „Obwohl die Macht der großen Konzerne
gravierende Auswirkungen auf die Länder des globalen Südens hat, verharrt
Wettbewerbspolitik auf nationaler Ebene und betrachtet vor Entscheidungen die
Folgen von Fusionen in Drittstaaten nicht.“
Quelle: gen-ethisches-netzwerk
Quelle: gen-ethisches-netzwerk
Sämtliche unterzeichnenden Organisationen:
Forum Umwelt und Entwicklung
Aktion Agrar
Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt (ASW)
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)
Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall
BUNDjugend
Christliche Initiative Romero (CIR)
Coordination gegen Bayer-Gefahren CBG
Die Bäcker – Zeit für Geschmack e.V.
Dorfkäserei Geifertshofen
Ecoland e.V.
FIAN - FoodFirst Informations- & Aktions-Netzwerk
Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika (FDCL)
Gen-ethisches Netzwerk e.V. (GeN)
Goliathwatch (i.G.)
INKOTA-netzwerk e.V.
Konsum rEvolution Berlin
Naturfreunde Deutschlands
Netzwerk Solidarische Landwirtschaft
Save our Seeds (SOS)
Slow Food Deutschland
Stiftung Haus der Bauern
Stop Bayer-Monsanto
Züchtervereinigung Schwäbisch Hällisches Schwein
Samstag, 8. April 2017
Deutsche Bahn stellt die Weichen auf Fairen Handel
Seit April serviert die Deutsche
Bahn (DB) in ihren ICE- und IC-Zügen nur noch Fairtrade-zertifizierten Kaffee
aus dem Hause Dallmayr. Auch die übrigen Heißgetränke (Trinkschokolade der
Marke Cocoya und Teesorten der Marke Eilles, beide von Darboven) wurden auf
fair gehandelte Rohstoffe umgestellt. Damit verpflichtet sich die DB zu einem
ethisch vertretbaren Handel und wird einer der größten gastronomischen Anbieter
von fair gehandeltem Kaffee in Deutschland. Allein im Jahr 2016 wurden an Bord
von ICE und IC 174 Tonnen Kaffee verbraucht. Das sind über zehn Millionen
Tassen. Hinzu kamen 2,2 Millionen Teebeutel und 25 Tonnen Trinkschokolade. Im
Bordbistro gibt es zudem 20 Cent Preisnachlass pro Heißgetränk für einen
mitgebrachten Mehrwegbecher. „Es ist uns wichtig, dass wir als einer der
größten Kaffeeabnehmer Deutschlands auch soziale Standards setzen und damit
unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden“, erklärt Verena
Händel, Leiterin Produktmanagement Bordgastronomie von DB Fernverkehr. „Unsere
Gäste können so Premiumkaffee genießen und gleichzeitig etwas Gutes für die
Kaffeebauern in den Anbauregionen tun.“
Informationen
zum aktuellen Speise- und Getränkeangebot im Fernverkehr der DB unter bahn.de/bordgastronomie.
Quelle: Fairtrade Deutschland; Foto: Deutsche Bahn
Samstag, 1. April 2017
Buchtipp: „Imperiale Lebensweise"
Im Buch
„Imperiale Lebensweise“ stellen der Politikwissenschaftler Markus Wissen
und sein Kollege Ulrich Brand so ziemlich alles infrage, was unseren
Alltag in der Wirtschaftsnation Deutschland ausmacht – unter anderem
die Liebe zum Auto. Ein Interview über private Pkws und wie sie die Welt
zerstören.
In Ihrem
Buch gehen Sie mit unserer Lebensweise hart ins Gericht. Was ist so
schlimm am deutschen Lebensstil?
Markus
Wissen: Erinnern Sie sich an den verheerenden Dammbruch vor zwei Jahren in
Brasilien? In einem Eisenerzbergwerk in Mariana brachen zwei Rückhaltebecken,
sechzig Millionen Kubikmeter schwermetallhaltigen Schlamms begruben ein Tal
unter sich und verseuchten den Fluss Rio Doce. 16 Menschen starben, das ganze
Ökosystem wurde zerstört. Diese Umweltkatastrophe hängt direkt mit unserer
Lebensweise in Deutschland zusammen. Denn Deutschland importiert Eisenerz im
großen Stil aus Brasilien – insbesondere für die Herstellung von deutschen
Autos.
Sie sagen
also, dass wir Deutschen eine Mitschuld an dem Unglück tragen?
Mit unserer
Haltung als selbsternannte Auto-Nation, die jederzeit zu günstigen Bedingungen
auf die nötigen Rohstoffe zugreifen möchte, fordern wir so etwas heraus. Aber
es ist nicht nur die Herstellung von Autos, die massiven Schaden anrichtet,
sondern natürlich auch deren Nutzung. Die CO2-Emissionen der
Deutschen liegen bei etwa neun Tonnen pro Kopf und Jahr – es dürften aber nur
zwei bis drei Tonnen sein, um den Klimawandel zu stoppen. Rechnet man unseren
CO2-Ausstoß auf die gesamte Weltbevölkerung um, muss man sagen: Wenn
alle so leben würden wie wir, dann wäre die Erde schon längst kollabiert.
Sollten wir
also ganz aufs Auto verzichten?
Auf lange
Sicht ja. Ich denke, dass der private Pkw-Besitz zurückgedrängt werden muss.
Stattdessen sollten wir die öffentlichen Verkehrsmittel und die Infrastrukturen
für Fahrräder ausbauen. Sehen Sie sich doch mal in Ihrer Stadt um! Die Straßenränder
sind zugepflastert mit Automobilen, die 23 Stunden am Tag einfach nur
rumstehen. Das sind Räume, die für Kinder zum Spielen genutzt werden könnten.
Für Straßenfeste oder schlicht für ein angenehmes Leben in der Stadt! Darüber
denkt nur niemand nach, weil wir uns so an den Alltag mit Autos gewöhnt
haben.
Ihr
Vorschlag klingt vorbildlich. Aber halten Sie ihn für realistisch? Schließlich
sind laut Zahlen von 2015 rund 792.000 Menschen in der deutschen
Automobilindustrie beschäftigt.
Ich weiß
natürlich, dass das eine provokante These ist. Aber die Umstellung kann
funktionieren. Das belegt der Fall des britischen Rüstungsunternehmens „Lucas
Aerospace“, das in den 1970er Jahren in eine tiefe Krise geriet: Damals setzten
die Beschäftigten sich zusammen und dachten sich neue Projekte aus. Anstelle
von Rüstungsgütern entwickelten sie gesellschaftlich sinnvolle Produkte wie
Sehhilfen für Blinde, Solarzellenmotoren oder Wiederbelebungsgeräte. So etwas
wäre sicherlich auch für die Automobilindustrie denkbar. Wichtig ist, dass die
Beschäftigten einbezogen werden.
Ich kann mir
vorstellen, dass es trotzdem Autofahrer gibt, die absolut nicht auf ihren Wagen
verzichten wollen.
Ja,
sicherlich verzichten Menschen nur ungern. Aber ich halte diesen Verzicht für
unabdingbar. „Verzicht“ heißt in diesem Fall nichts anderes, als dass
einer privilegierten Gruppe von Menschen die Möglichkeit genommen wird, auf
Kosten anderer und der Natur zu leben. Für viele bedeutet er einen Zugewinn an
Lebensqualität. Lassen Sie mich ein Beispiel bringen: Die Menschenrechte sind
eine relativ neue Erfindung. Ihre Durchsetzung bedeutete vor langer Zeit auch
einen Verzicht – für Feudalherren und absolutistische Herrscher, die von
bestimmten Formen der Ausbeutung ihrer Untertanen ablassen mussten. Heute sind
die Menschenrechte in vielen Verfassungen verankert. Daran sieht man:
Umfassender Wandel ist möglich.
Was müssen
wir tun, um einen solchen Wendepunkt zu erreichen?
Das ist
nichts, was einfach von selbst geht. Wir müssen dafür kämpfen, dass Einstellungen
überdacht werden und eine Veränderung unserer Lebensweise stattfindet. Dafür
müssen wir uns politisch einsetzen – in Umweltverbänden, Gewerkschaften oder
Initiativen wie der „Critical Mass“. Auf diese Weise können wir auf Politik und
Wirtschaft einwirken und letztlich eine rücksichtsvollere Lebensweise
erreichen, die weder die Umwelt noch andere Menschen ausbeutet.
Quelle Greenpeace
Magazin; Interview: Julia Huber
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