Deutsche Konzerne machen ihre dicken Gewinne oft auf Kosten
der Beschäftigten in ihren Zulieferbetrieben. Oxfam hat eine
Liste von Menschenrechtsverstößen erstellt, die von Oxfam und anderen Organisationen
aufgedeckt wurden:
Der Blog zu den Büchern "Fair einkaufen - aber wie?" , "FAIRreisen" und "Der Mächtigen Zähmung" bietet aktuelle Infos rund um den Themenbereich "Nachhaltigkeit".
Mittwoch, 27. Dezember 2017
Montag, 4. Dezember 2017
Weihnachten ohne Kinderarbeit
Ob Baum, Schoko-Nikolaus,
Smartphone oder Schmuck – viele Weihnachtsgeschenke stammen aus Kinderarbeit oder wurden unter schlimmen
Bedingungen von Arbeitern hergestellt und geerntet. Konsumenten haben jedoch
faire Alternativen.
Weihnachtsstern
Rund 40 Millionen
Christsterne werden bundesweit verkauft, viele davon zu einem Dumpingpreis im Super-
und Baumarkt. Geerntet werden die Setzlinge für den Export überwiegend in
Guatemala, El Salvador, Uganda oder Äthiopien. Die Arbeiter dort bekommen nur
Saisonverträge, sie müssen häufig Chemikalien ohne Schutzkleidung versprühen
und dürfen keine Gewerkschaften bilden, kritisiert die Christliche Initiative
Romero e.V. „Die niedrigen Löhne sind ein großes Problem“, sagt Mike Pflaum,
Mitarbeiter der Menschenrechtsorganisation. „Wenn man genau hinschaut, kann man
den Schmerz der Jungen und Mädchen sehen, die auf den Fincas arbeiten“, mahnt
auch Carlos Maroquín, Priester in San Miguel Dueñas, einem Dorf in Guatemala.
Faire Alternativen: Weihnachtssterne mit dem
Fairtrade-Siegel u.a. bei Kaufland, Rewe, Penny, Edeka, Toom, Knauber sowie
Bio-Weihnachtsterne aus Deutschland bei Dehner.
Weihnachtsbaum
Jedes Jahr werden im Advent
bundesweit 45 Millionen Tannenbäume verkauft. Über 90 Prozent der Tannensamen
für die westeuropäische Weihnachtsbaumproduktion stammen aus Georgien. Doch die
Pflücker der Samen - allesamt Saisonarbeiter, darunter viele Minderjährige, die
zur Erntezeit im Herbst keine Schule besuchen – bekommen umgerechnet 15 bis 60
Cent pro Kilo geerntete Zapfen. Dabei ist der Job sehr gefährlich: Die
Zapfenpflücker müssen bis zu 60 Meter hohe Bäume erklimmen – mangels Geld
oftmals ohne Gurte, gute Seile oder Helme. Es kommt immer wieder zu tödlichen Unfällen.
Faire Alternative: Nordmanntannen der
dänischen Baumschule Bols Forstplanteskole gibt es bei verschiedenen Anbietern (Händlerliste unter www.fairtrees.de). Fair Trees ist Mitglied der World Fair
Trade Organization, autorisiert auch von Fairtrade Danmark. Die Pflücker
erhalten 1,60 Euro pro Kilo Zapfen, Sicherheitskurse und Equipment sowie eine
Arbeits- und Gesundheitsversicherung für die Familie.
Kaffee
Kaffee und Kaffeemaschinen
landen oft auf dem Gabentisch. Die Branche verpackt das Lifestyle-Getränk gerne
in Geschichten von glücklichen Pflückern, handwerklicher Röstung und
fachsimpelnden Baristas. Die Realität: Aufgrund von Rohstoffspekulation und
gnadenlosem Preiskrieg der Supermärkte geht es für viele Kaffeebauern ums
Überleben. Die Wertschöpfung findet in Europa statt. Prekär ist auch die Lage
der Wanderarbeiter, die etwa in Guatemala den Kaffee auf den großen
Kaffee-Fincas ernten: Sie leben und arbeiten mit ihren Familien für mehrere
Monate auf dem Gelände der Plantage. Dass die Kinder bei der Ernte helfen, ist
eher Regel denn Ausnahme. Bereits Zwölfjährige schleppen für einen Hungerlohn
zentnerschwere Lasten.
Faire Alternativen: Fair gehandelter Kaffee
mit dem Fairtrade-Siegel, von Gepa (www.gepa.de), dwp (https://shop.dwpeg.de),
Ethiquable (www.ethiquable.de) oder el Puente (www.el-puente.de) gibt es u.a.
im Supermarkt (auch Discounter), Bioladen, Weltladen. Die Menge fair gehandelten
Kaffees hat sich zwar in den zurückliegenden fünf Jahren verdoppelt, doch der
Marktanteil liegt unter fünf Prozent.
Schmuck und Kunsthandwerk
Unter welchen Bedingungen
der Rohstoff für die Goldkette oder den Silberreif beschafft oder verarbeitet
wurde, ist für viele Schenkende kein Thema. Doch für Edelmetalle werden
Menschen ausgebeutet, in Kriege verwickelt, und ihre Natur zerstört. In Peru
hat die Goldwäsche zahlreiche Flüsse mit Quecksilber und Zyanid verseucht, und
laut Human Rights Watch schuften mehr als 20.000 Kinder in Kleinminen in Mali,
dem drittgrößten afrikanischen Goldproduzenten. Weiterverarbeitet wird
das Gold überwiegend in China und Indien – unter teils
katastrophalen Bedingungen, ähnlich denen der Textilbranche. Und im
bolivianischen Potosí wühlen Kinderarbeiter in Gestein, um Silber zu gewinnen;
ihre Lebenserwartung liegt unter 40 Jahren.
Faire Alternativen: Weltladen, Contigo,
www.faire-edelsteine.de, www.janspille.de, www.tbschmuck.de, www.südsinn.de.
Nüsse
„Apfel, Nuss und Mandelkern,
essen fromme Kinder gern“, sagt Theodor Storms Knecht Ruprecht – leider steckt
in ihnen viel Ausbeutung und sogar Kinderarbeit. Etwa in der Türkei, dem
größten Lieferanten von Haselnüssen: Hier ernten Minderjährige, oft Kinder
kurdischer Wanderarbeiter und syrische
Flüchtlinge, an steilen Hängen die Nüsse, wie die GEW seit langem kritisiert.
Weltweit leiden Nusssammler an niedrigen Löhnen, schlechten Arbeitsbedingungen
und fehlenden Verarbeitungsanlagen.
Faire Alternative: Nüsse aus Fairem Handel
mit dem Fairtrade-Siegel im Supermarkt sowie im Weltladen, bei dwp, El Puente,
Gepa und Rapunzel.
Urlaub
Viele Deutsche vereisen
übers Fest in die Ferne oder verschenken einen Reisegutschein. Die
Schattenseite: Besonders bei Fernreisen bleibt vom Geld der Reisenden nur wenig
im Land. Die meisten Jobs im Tourismus sind zudem mies bezahlt, saisonal,
voller Überstunden. Auch Minderjährige sind betroffen: Millionen von Kindern
putzen Touristen die Schuhe, bedienen sie, führen sie zu Sehenswürdigkeiten, stellen
Souvenirs her, waschen Teller - und werden auch sexuell ausgebeutet. Allein auf
den Philippinen arbeiten laut UNICEF rund 60.000 Minderjährige als
Prostituierte.
Faire Alternativen: Wer seine Reise bei einem
Anbieter des forum anders reisen (www.forumandersreisen.de) bucht, kann
Kinderarbeit ausschließen. Dafür steht auch das TourCert-Siegel
(www.tourcert.org). Konkrete Reise-Tipps: Frank Herrmann: „FAIRreisen“, oekomVerlag, 2016 (ITB-Award).
Elektronik
Hersteller von Akkus für
Smartphones und Laptops profitieren von Kinderarbeit, kritisiert nicht nur
Amnesty International. Minderjährige, manche gerade einmal sieben Jahre alt,
schuften in Kobaltminen im Süden des Kongos ungesichert und für einen
Hungerlohn von ein bis zwei Dollar pro Tag. Auch in der Produktion der Geräte
können die Hersteller Kinderarbeit nicht ausschließen. Der Apple-Konzern etwa
hat in seinem Fortschrittsbericht 2017 einen Fall von Kinderarbeit in China und
Schuldknechtschaft eingeräumt.
Faire Alternativen: Das Fairphone (www.fairphone.org),
die Maus von NagerIT (www.nager-it.de), das Siegel TCO certified
(www.tcodevelopment.de).
Schokolade
In Westafrika sollen immer
weniger Kinder im Kakaoanbau arbeiten - das versprechen Konzerne und
Regierungen seit vielen Jahren. Doch eine Studie der Tulane University von Ende
2015 belegte: Die Zahl der arbeitenden Kinder ist sogar gestiegen. Laut der
Kampagne Aktiv gegen Kinderarbeit sind die meisten gerade 5 bis 14 Jahre alt.
Zur Schule geht kaum eines dieser Kinder. Der aktuelle Preisverfall bei
Rohkakao verschärft die Situation noch.
Faire Alternativen: Fair gehandelte Schokolade
mit dem Fairtrade-Siegel, von Gepa, dwp, el Puente, Ethiquable gibt es u.a. im
Supermarkt (auch Discounter), Bioladen, Weltladen. Infos:
https://de.makechocolatefair.org
Feuerwerkskörper
133 Millionen Euro
verpulverten die Deutschen Silvester 2016; auch 2017 wird wieder kräftig
geballert werden. Die Ware stammt meist aus Indien, China und Osteuropa. In
Indien sind nach Schätzungen rund 6.000 Kinder in die lebensgefährliche a
Produktion beteiligt, viele von ihnen unter 14 Jahren, es kommt immer wieder zu
Unfällen.
Die Alternative: Die Aktion „Brot statt
Böller“ (www.brot-statt-boeller.de) gibt es seit 1982. Der Erlös kommt
Straßenkindern in Simbabwe und Kenia zugute.
Quelle: Martina Hahn, Frank
Herrmann; Bilder/Grafiken: Fairtrade Deutschland, Frank Herrmann (4x), Wikipedia, Brot für die Welt
Montag, 20. November 2017
Neue Mode-App: Welches Label zahlt den Existenzlohn?
Die Textilindustrie ist nicht gerade für ihre fairen Arbeitsbedingungen bekannt. Viele Arbeiter in den Textilfabriken können trotz zwölf Stunden Arbeit am Tag ihre Existenz und die ihrer Familien nicht gewährleisten. Eine Veränderung ist dringend notwendig. Doch wer setzt sich für Existenzlöhne ein? Und wer nicht? Eine App beantwortet diese Fragen übersichtlich.
Immer schneller, immer mehr und immer billiger – das
Motto unseres kapitalistischen Systems lässt Unternehmen buchstäblich um die
Wette produzieren. Das gilt insbesondere für die weltweite Modeindustrie. Der
Konkurrenzkampf in der Branche wird dabei auf dem Rücken der Entwicklungsländer
wie Kambodscha, Bangladesh und Vietnam ausgetragen. Den einzigen Vorteil, den
sich die dortigen Unternehmen verschaffen können, sind niedrige Löhne und
Produktionskosten. Meist sind es Frauen, die für gerade einmal ein bis zwei
Euro pro Tag arbeiten. Trotz Überstunden und unmenschlichen Arbeitsverhältnissen
können sie damit nicht ihre Existenz, geschweige denn die ihrer Familie
sichern. Doch genau das sollte ein Lohn den Arbeitern bieten – dafür setzt sich
die Fair-Fashion-Bewegung ein. Mit fairen Löhnen, naturschonender Produktion
und dem Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit bieten die Modelabels der Bewegung eine
gute Alternative. So lobenswert diese Entwicklung ist, Fair Fashion
ist weiterhin nur eine Nische – große Modeunternehmen dominieren weiterhin den
Markt.
Die App „Fair Fashion?“
Nur welche der großen Marken bezahlen wenigstens
Existenzlöhne – also das absolute Minimum, das Menschen zum Überleben brauchen?
Genau darüber soll die App „Fair Fashion?“ den Konsumenten einen Überblick
geben. Die App basiert auf einer Umfrage der Clean Clothes Campaign (CCC) unter unterschiedlichen Marken –
mit dabei sind zum beispiel H&M, Decathlon, Gucci oder Aldi. 100 Modelabels
beantworteten Fragen, wie sie ihre Arbeiter stärken und mit ihnen zusammenarbeiten.
Die wichtigste Frage jedoch: Gibt es Strategien zur Umsetzung eines
Existenzlohnes? Die App stellt eine gute Übersicht über die Antworten der
Modelabels dar – und ergänzt die Selbstauskünfte um fachliche Einschätzungen
von CCC sowie deren Ableger „Erklärung von Bern“. Beide setzen sich seit fast
30 Jahren für Verbesserungen in der Textilindustrie ein. Übersichtlich wird es
dann durch eine Skala, die das Engagement zwischen einem lila „ungenügend“ bis
zum grünen „gut“ bewertet. Nicht viele Unternehmen schneiden dabei wirklich gut
ab – keine Marke landet im grünen Bereich. Lediglich Zara, Bershka und Massimo
Dutti befinden sich im gelben Mittelfeld, da sie sich „auf dem Weg“ befinden.
Hier wurden schon erste konkrete Schritte hin zu einer faireren Bezahlung
eingeleitet, es muss jedoch noch einiges getan werden. Die App stärkt bei jedem
Kunden das Bewusstsein für den dringend nötigen Wandel. Neben einer
nachhaltigen Shopping-Beratung kann man durch ein Kontaktformular mit der
jeweiligen Marke einen Dialog starten. Denn wenn die Unternehmen nicht von sich
aus existenzsichernde Löhne zahlen, liegt es letztlich auch an den Konsumenten,
entsprechenden Druck aufzubauen – oder die Marken sogar ganz zu boykottieren.
Die App „Fair Fashion?“ gibt es
kostenlos für iOS im App Store sowie für Android im Google Play Store.
Quelle: enorm-magazin.de / Giersdorf
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