Mittwoch, 11. November 2015

Buchtipp: Schutz vor Gewalt - das vergessene Menschenrecht



Schätzungen zufolge leben weltweit etwa vier Milliarden Menschen, die von den Rechtssystemen ihrer Länder nicht vor Gewalt wie Sklaverei, Menschenhandel, Landraub, sexueller Ausbeutung oder Korruption geschützt werden. Sie gehören zu den Ärmsten der Armen und nur deswegen widerfährt ihnen tagtägliche und willkürliche Gewalt. Der Menschenrechtsanwalt Gary Haugen und frühere Chefermittler für die Aufklärung des Völkermordes in Ruanda hat seine Erfahrungen als UN-Chefermittler und als Menschenrechtler in dem Buch "Gewalt - die Fessel der Armen" aufgeschrieben.

Gewalt gegen Menschen ohne Lobby

„Wenn Sie Menschen aus sehr armen Gebieten fragen, wovor sie sich am meisten fürchten, werden sie Ihnen antworten: Vor Gewalt“ erläutert Haugen während einer Pressekonferenz zum Erscheinen des Buches. „Gut dachte ich, dann müssen wir die Gesetze ändern und Gewaltverbrechen illegal machen. Doch dann stellte ich fest, sie sind illegal. Es gibt Gesetze, doch sie setzen sich für die Armen nicht durch“. Basierend auf zahlreichen Einzelschicksalen gibt Gary Haugen im Buch erschütternde Einblicke in den grausamen Alltag von Menschen ohne Lobby. Er fordert zu einer neuen Diskussion zur Armutsbekämpfung auf, an der sich weltweit Regierungen und Menschrechtsorganisationen einbringen müssten. Seinem eindringlichen Appell in den USA mit der englischen Ausgabe The Locus Effect – Why the End of Poverty Requires the End of Violence stellt er damit eine deutschsprachige Ausgabe zur Seite. Mit Blick auf die vor allem in Europa tagtägliche Flüchtlingsproblematik möchte er zusammen mit seinen deutschsprachigen Ko-Herausgebern Dietmar Roller und Rabea Renschler hierzulande ein Bewusstsein schaffen für Verbrechen, die tagtäglich und fern unserer zivilisierten Welt geschehen. Nur der Anfang einer konstruktiven Diskussion kann zum Stopp der Gewalt gegen diese Menschen und zu einem Leben in Ordnung, Sicherheit und vor allem in Freiheit führen.

Über die Autoren

Gary A. Haugen ist Gründer und Präsident von International Justice Mission – einer internationalen Menschenrechtsorganisation, die Arme vor Gewalt, Sklaverei und Menschenhandel schützt. IJM arbeitet mit lokalen Behörden zusammen, um Opfer von Gewalt zu befreien, Täter vor Gericht zu bringen, Betroffene zu stärken und Rechtssysteme zu verbessern. IJM ist die größte Organisation, die sich diese Aufgabe zum Ziel ihrer Arbeit gemacht hat.
Victor Boutros  ist Bundesstaatsanwalt in den Vereinigten Staaten von Amerika. Er leitet eine Strafverfolgungseinheit, die große Menschenhandelsnetzwerke identifiziert und verfolgt. Außerdem deckt sie schwerwiegende Vergehen von polizeilichem oder staatlichem Fehlverhalten auf wie beispielsweise Korruption oder Amtsmissbrauch.
Quelle: UD/pm