Zeit und Geld sind kostbar. Beim
Einkaufen wollen wir möglichst beides sparen. Als umweltbewusste Verbraucher
wägen wir aber auch immer häufiger die Menge an Treibhausgasen ab, die wir beim
Kauf von Schuhen, Büchern oder Haushaltsgeräten produzieren. Doch was belastet
die Umwelt tatsächlich mehr – Onlineshopping oder Einkaufen vor Ort? Öffnungszeiten
rund um die Uhr, sichere Zahlungssysteme sowie verbraucherfreundliche
Lieferzeiten und Umtauschrechte: Onlineshopping macht es Kunden mit
Internetanschluss leicht, fast alle erdenklichen Produkte, angefangen bei
Tickets und Musik-CDs bis hin zu Kleidung und Möbeln, bequem per Mausklick von
zu Hause aus zu bestellen. In
Deutschland kauften 2013 fast zwei Drittel (65 Prozent) der Bürger im Internet
ein. Auch wenn es europaweit nur 45 Prozent Online-Käufer gab, ist klar, dass
Onlineshopping in den vergangenen Jahren zunehmend beliebter geworden ist.
Online-Händler preisen das Shoppen im Netz zudem als umweltfreundlicher an als das
Einkaufen im Laden. Die Argumente dafür, dass Onlineshopping umweltschonender
ist, sind auf den ersten Blick einleuchtend: Während zum Beispiel ein
Bekleidungsgeschäft das ganze Jahr über klimatisiert und mit Strom versorgt
werden muss, kann der Kunde beim Onlineshopping die neue Jacke von zu Hause
bestellen. Die Ware wird anschließend mit vielen anderen Postsendungen an die
gewünschte Adresse geliefert, sodass der Kunde selbst keinen Weg, womöglich mit
dem Auto, zurücklegen muss. Zudem kann er Verpackungsmaterial recyceln. Im
Geschäft aber wird die Ware, wenn sie nicht verkauft wird, erneut verpackt und gelagert.
Sparen wir beim Einkaufen Geld oder Zeit, dann macht sich das gleich beim Blick
ins Portemonnaie oder auf die Uhr bemerkbar.
Der ökologische
Fußabdruck im Warenkorb
Der CO2-Ausstoß ist hingegen
nicht unmittelbar spürbar. Sicher ist, dass die Höhe der Emissionen stark von unserem
eigenen Kaufverhalten abhängt. Bestellen wir etwa drei Paar Schuhe, von denen
wir nach der Anprobe zu Hause nur eins auswählen und die zwei anderen
zurücksenden, so haben wir den Schadstoffausstoß für das eine gekaufte Paar um
das Dreifache erhöht. Alleine in Deutschland wird im Durchschnitt jede dritte
Online-Bestellung zurückgeschickt. Das macht
mehr als 250 Millionen Retourpakete im Jahr – oder anders gesagt: jede
Menge Extralieferungen mit entsprechend hohem Energieverbrauch, um sie ans Ziel
zu bringen. Nicht auf dem Einkaufszettel beim Onlineshopping: der
„Rückkopplungseffekt“ Beim Beispiel der drei Paar Schuhe überragen die
negativen Effekte des Kaufverhaltens eindeutig die positiven. Heraus kommt eine
ungünstige Ökobilanz. Wissenschaftler vom Institut für Ingenieurwissenschaften
und Technologie der Universität Newcastle sprechen in ihrer Studie zum Thema „Online-Shopping und
Heimarbeit“ (2010) von sogenannten „Rückkopplungseffekten“ des veränderten
Kaufverhaltens: Ein eigentlicher positiver Anreiz zur CO2-Ersparnis –
Onlineshopping statt Autofahrt zum Geschäft – wird durch die negativen
Umwelteffekte der Rücksendungen von Paketen aufgehoben. Beim Vergleich
„Onlineshopping versus Einkaufen vor Ort“ würden diese Rückkopplungen häufig
nicht berücksichtigt. Denn auch durch den Paketversand entstehen
CO2-Emissionen. Eine Einsparung der Treibhausgase würde daher nur dann erreicht,
wenn die Online-Bestellung etwa dreieinhalb reale Einkaufsfahrten mit dem Auto
ersetzt, 25 Produkte zur gleichen Zeit ausgeliefert würden oder der Kunde durch
den Online-Kauf einen Weg von 50 Kilometern sparen würde.
Tipps fürs
umweltbewusste Online-Shopping
Wer umweltbewusster einkaufen
möchte, sollte sein eigenes Kaufverhalten kritisch unter die Lupe nehmen. Wie
viel und was bestelle ich online? Ein paar Tipps erleichtern die Entscheidung. Fragen
Sie sich, ob Sie das Produkt nicht auch in einem Geschäft in Ihrer Nähe –
vielleicht sogar zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar– bekommen können. Kaufen
Sie bei möglichst wenigen Händlern und bündeln Sie die Bestellungen. Verteilen
Sie Einkäufe nicht wegen minimaler Preisvorteile auf mehrere Anbieter. Kaufen
Sie Waren mit hoher Rücksendequote, wie zum Beispiel Schuhe, nur im Laden. Vermeiden
Sie vergebliche Lieferversuche durch Terminabsprache oder Angabe eines
Nachbarn, der das Paket annehmen kann. Bevorzugen Sie Lieferdienste mit
Pfandkisten oder Recyclingkartons. Bilden Sie Einkaufsgemeinschaften für
Sammelbestellungen. Bestellen Sie mittels Standardzustellung und keine
Expresslieferungen, damit das Paket in einem optimal ausgelasteten Lkw
transportiert werden kann. Faktoren, die zu einem umweltschonenden
Onlineshopping beitragen, sind unter anderem die Art der Verpackung der bestellten
Produkte oder die Ladekapazität der Lieferungen. Daher ist nicht nur der Kunde,
sondern auch der Händler und der Zulieferer gefragt.
Quelle: UD/Sabine Müller;Grafiken: populationboom.at, money101.co.za, sourkrauts.de