Nach
Bio liegt nun auch Fair im Trend. Das zeigen die Umsatzzahlen, die das Forum
Fairer Handel (FFH) vor wenigen Tagen veröffentlicht hat. Bundesweit gaben die
Deutschen 2018 demnach rund 1,7 Milliarden Euro für fair gehandelte Produkte
aus - 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Und sechsmal so viel wie vor zehn Jahren.
Im Durchschnitt kauften die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland pro
Kopf für 20,50 Euro faire Lebensmittel und Handwerksprodukte. Davon profitieren mehr als 2,5 Millionen Kleinbauern und Arbeiter samt
ihrer Familien in Afrika, Asien oder Lateinamerika. Denn im Fairen Handel
werden bei der Herstellung soziale Standards eingehalten, Kinderarbeit und
Ausbeutung sind verboten. Kaffeebauern beispielsweise erhalten einen
garantierten Mindestpreis auf ihre Ernte, Pflücker auf Bananenplantagen einen
höheren Lohn – und beide eine Fair-Trade-Prämie. Weil sich faire Produkte hierzulande
immer besser verkaufen, setzen auch etliche konventionelle Unternehmen auf sie.
Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka etwa hat rund 70 Fairtrade-Produkte
im Regal, und die Discounter Lidl und Aldi entwickelten faire Eigenmarken,
unter denen sie unter anderem Schokolade oder Orangensaft verkaufen. „Das
enorme Wachstum von Fair Trade in den letzten Jahren ist bemerkenswert“, sagt
Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland. Dennoch bleibt
der Faire Handel eine Nische: am Gesamtumsatz des Lebensmitteleinzelhandels
liegt sein Anteil bei unter einem Prozent.
Faire Entlohnung angestrebt
Jeder
Produzent und Arbeiter entlang der globalen Lieferkette muss fair entlohnt werden, fordert auch Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU). „Noch immer
werden hunderte Millionen Menschen in Entwicklungsländern für unsere Produkte
ausgebeutet“, so Müller. „Auch die Unternehmen tragen dafür Verantwortung, dass
ökologische und soziale Mindeststandards eingehalten werden“. Sorgen sie nicht
freiwillig dafür, will die Bundesregierung die Firmen ab 2020 per Gesetz zum
fairen Handel verpflichten. „Menschenwürdige Arbeit weltweit durchsetzen – das
ist die soziale Frage des 21. Jahrhunderts!“, sagt Müller. Der Faire Handel müsste nun auf Produzenten
des globalen Nordens ausgeweitet werden, sagt Manuel Blendin, Geschäftsführer
des Forums Fairer Handel: „Auch unserer Landwirte haben mit niedrigen
Erzeugerpreisen zu kämpfen und sind auf faire Handelsbedingungen sowie
entsprechende Preise angewiesen".“ Das findet auch Frank Braßel von Oxfam
Deutschland: „Unsere Supermärkte können durch ihre Marktmacht einen
unerbittlichen Preisdruck auf Produzenten und Lieferanten ausüben“, so der
Kampagnenleiter. „Sie nehmen damit die wirtschaftliche Ausbeutung von Menschen
und Umwelt weltweit in Kauf.“ Die Macht der Supermärkte ist enorm: Die vier
größten Ketten – die Edeka-, Schwarz-, Rewe und Aldi-Gruppe - teilen sich 85
Prozent des inländischen Markts.
Quelle: M. Hahn, Grafiken FFH