Am 11. Mai findet zum 18. Mal der
World Fair Trade Day statt. Sein Initiator, die World Fair Trade Organization
(WFTO), möchte mit ihm bewusst machen, wie Fairer Handel die Lebensgrundlagen
gerade in ärmeren Regionen verbessern kann. Und dass mehr Informationen
dringend nötig sind, zeigt eine Umfrage des Verbraucherforums mydealz. Zwar
haben 83,2 Prozent der Konsumenten bereits ein Fair-Trade-Produkt gekauft. 63,1
Prozent fühlen sich aber "nicht ausreichend" über Fair Trade
informiert.

Wer im Internet
nach Informationen sucht, erfährt auf den ersten Blick viel über Fair Trade
oder - deutsch ausgedrückt - Fairen Handel. Die meisten Informationen sind
allerdings recht theoretisch. Wikipedia definiert den Fairen Handel
beispielsweise als "kontrollierten Handel, bei dem den Erzeugern für die
gehandelten Produkte oder Produktbestandteile meist ein von den einzelnen Fair-Trade-Organisationen
unterschiedlich bestimmter Mindestpreis bezahlt wird", um "den
Produzenten auch bei niedrigeren Marktpreisen ein höheres und verlässlicheres
Einkommen als im herkömmlichen Handel" zu ermöglichen. So komplex die
Definitionen klingen, so wenig fühlten sich die befragten Verbraucher auch über
Fairen Handel informiert. Nur jede dritte Frau (34,9 Prozent) und vier von zehn
Männern (38,9 Prozent) erklärten Mitte April bei einer vom Verbraucherforum
mydealz durchgeführten Umfrage mit 2.047 Teilnehmern, sie fühlten sich
"ausreichend über Fair Trade informiert". Jeweils sechs von zehn
Frauen (65,1 Prozent) und Männern (61,1 Prozent) erklärten hingegen, sie würden
sich mehr Informationen wünschen. Dabei standen die meisten Verbraucher dem
Fairen Handel nicht einmal ablehnend gegenüber. Drei von vier Frauen (75,4
Prozent) und 73,8 Prozent der Männer erklärten, sie fänden Fair Trade gut. Nur
0,9 Prozent der Frauen und 1,7 Prozent der Männer lehnten den Fairen Handel ab.
Jede vierte Frau (23,7 Prozent) und jeder vierte Mann (24,5 Prozent) erklärten
jedoch, sie hätten sich noch keine Meinung zum Fairen Handel gebildet.
Die meisten Verbraucher haben bereits ein Fair-Trade-Produkt gekauft

Auf den ersten
Blick wirken sich der Mangel an Informationen beziehungsweise das fehlende
Wissen nicht nachteilig aus: 83,1 Prozent der Frauen und 83,2 Prozent der
Männer haben bereits ein Fair-Trade-Produkt gekauft. Auf den zweiten Blick wird
aber deutlich, dass nur wenige Verbraucher regelmäßig auf fair gehandelte
Produkte zurückgreifen. Nur jeder sechste Verbraucher gab an, "sehr
oft" (2,5 Prozent) oder "oft" (12,5 Prozent) Fair-Trade-Produkte
zu kaufen. Jeder Dritte (30,0 Prozent) kaufte fair gehandelte Produkte
wenigstens "gelegentlich". Bei jedem vierten Verbraucher standen
Fair-Trade-Produkte aber "eher selten" (13,8 Prozent),
"selten" (5,8 Prozent) oder sogar "sehr selten" (4,4
Prozent) auf dem Einkaufszettel. Frauen griffen etwas häufiger zu Fair-Trade-Produkten
als männliche Verbraucher. Bei Männern fiel der Anteil der Verbraucher, die
"sehr oft" fair gehandelte Produkte kaufen, mit 2,6 Prozent zwar
etwas größer aus als bei Frauen (2,4 Prozent). Wenigstens
"gelegentlich" oder öfter griffen 60,4 Prozent der von mydealz
befragten Frauen und nur 58,2 Prozent der Männer zu Fair-Trade-Produkten. 11,5
Prozent der Männer und nur 8,8 Prozent der Frauen kauften fair gehandelte
Produkte indessen "selten" oder sogar "sehr selten".
Wer kauft was und wie oft?

Wenn
Verbraucher fair gehandelte Produkte kauften, dann meistens Kaffee, Süßwaren,
Obst und Tee. Diese vier Warengruppen wurden jedenfalls bei der mydealz-Umfrage
von Frauen wie Männern jeweils am häufigsten genannt. Fair gehandelten Kaffee
hatten demnach bereits 61,6 Prozent der Frauen und 60,6 Prozent der Männer
gekauft. Für fair gehandelte Süßwaren hatten sich 44,2 Prozent der weiblichen
und 41,7 Prozent der männlichen Käufer entschieden. Obst, das unter Fair-Trade-Bedingungen
angebaut wurde, hatten 40,2 Prozent der Frauen und 36,0 Prozent der Männer
gekauft. Und für fair gehandelten Tee hatten sich 39,9 Prozent der Frauen und
29,5 Prozent der Männer entschieden. Nüsse (23,4 Prozent) vervollständigten bei
den Frauen die Top-5 der meistgekauften Produkte, Saft (23,6 Prozent) bei den
Männern. Der Blick auf die zweite Hälfte der Top-10 macht deutlich: Fair Trade
ist vor allem ein Phänomen des Lebensmittelhandels. Bei den Frauen fanden sich
fair gehandelte Blumen als erster Non-Food-Artikel hinter Brotaufstrichen (21,7
Prozent) und gleichauf mit Saft auf Rang sieben der meistgekauften
Fair-Trade-Produkte: 18,5 Prozent der weiblichen Käufer hatten sich für Blumen
aus "fairem" Anbau entschieden. Und während es bei Frauen mit
Kosmetik (18,2 Prozent, Rang 10) wenigstens noch ein anderer Non-Food-Artikel
in die Top-10 schaffte, lag bei Männern mit "fairer" Mode (11,8
Prozent) das erste Nicht-Nahrungsmittel auf Rang 14.
Neun von zehn Käufern sind zufrieden mit der Qualität von
Fair-Trade-Produkten

Dass so wenige
Verbraucher regelmäßig fair gehandelte Produkte kauften, dürfte weniger an
ihrer Qualität liegen. Von dieser waren jedenfalls die meisten von mydealz
befragten Verbraucher überzeugt. So gaben jede dritte Frau (32,7 Prozent) und
jeder vierte Mann (24,5 Prozent) an, mit dem von ihnen gekauften Produkt
"sehr zufrieden" gewesen zu sein. Rund jede zweite Frau (48,6
Prozent) und 51,2 Prozent der Männer waren "zufrieden" und 6,9
Prozent der Frauen sowie 11,1 Prozent der Männer wenigstens noch "eher
zufrieden". Über schlechte Erfahrungen mit Fair-Trade-Produkten klagten
die wenigsten Befragten. Zwar gaben 0,6 Prozent der Frauen und 0,7 Prozent der
Männer an, mit dem von ihnen gekauften Produkt "eher unzufrieden"
gewesen zu sein. Wirklich schlechte Erfahrungen hatten jedoch die wenigsten
gemacht. Keine einzige Frau und nur 0,1 Prozent der Männer gaben an, "sehr
unzufrieden" gewesen zu sein. "Unzufrieden" waren jeweils 0,3
Prozent der weiblichen und männlichen Käufer eines Fair-Trade-Produkts. Woran -
wenn nicht an der Qualität - liegt es also, dass fair gehandelte Produkte nicht
öfter gekauft werden? Auch dieser Frage ist mydealz in seiner Umfrage
nachgegangen und dabei zu einer mehrschichtigen Antwort gekommen. Tatsächlich
waren viele der befragten Verbraucher, die bislang noch kein Fair-Trade-Produkt
gekauft hatten, prinzipiell bereit, dies nachzuholen: 91,5 Prozent der
weiblichen und immerhin noch 79,6 Prozent der männlichen Nicht-Käufer
erklärten, sich durchaus vorstellen zu können, ein Fair-Trade-Produkt zu
kaufen. Nur 8,5 Prozent der weiblichen und 20,4 Prozent der männlichen
Nicht-Käufer übten also einen aktiven Verzicht auf Fair-Trade-Produkte.
Kommt der Mehrpreis auch bei den Bauern an?

Nicht wenige
Verbraucher zweifelten aber am Sinn des Fairen Handels. So erklärten 50,0
Prozent der Frauen und 32,5 Prozent der Männer, sie würden deshalb kein
Fair-Trade-Produkt kaufen, weil sie sich nicht sicher seien, ob das Geld
wirklich "bei den Menschen" ankomme. Jede dritte Frau (33,3 Prozent)
und jeder dritte Mann (35,0 Prozent) sahen vom Kauf ab, weil sie "keinen
Vorteil" für sich erkennen konnten. Und jede sechste Frau (16,7 Prozent)
sowie gut jeder vierte Mann (27,5 Prozent) erklärten, deshalb keine fair
gehandelten Produkte, zu kaufen, weil sie nicht überzeugt seien, dass es
Menschen durch Fair Trade besser gehe. Auch aus
finanziellen Gründen entschieden sich manche Befragte gegen den Kauf eines
Fair-Trade-Produkts. So erklärten jede dritte Frau (33,3 Prozent) sowie 30
Prozent der Männer, sie könnten sich den Kauf von Fair-Trade-Produkten
"finanziell nicht leisten". Und jeweils 50 Prozent der Frauen und
Männer, die einen Kauf ausschließen, bekundeten, sei seien "nicht bereit,
den Aufpreis zu zahlen", um ein Fair-Trade-Produkt statt eines nicht fair
gehandelten Vergleichsprodukts zu kaufen.
Fair-Trade-Produkte dürfen bis zu zehn Prozent teurer als
Vergleichsprodukte sein

Dabei waren die
befragten Verbraucher durchaus bereit, für Fair-Trade-Produkte tiefer in die
Tasche zu greifen. Auf die Frage "Könntest Du Dir vorstellen, ein
Fair-Trade-Produkt zu kaufen, wenn es nicht wesentlich teurer als ein
vergleichbares, nicht fair gehandeltes Produkt ist?" antworteten immerhin
87,5 Prozent der Frauen und 66,4 Prozent der Männer mit einem klaren
"Ja". Allzu teuer sollten Fair-Trade-Produkte allerdings nicht sein.
Nur 4,3 Prozent der Befragten zeigten sich bereit, einen Aufpreis von 25
Prozent oder mehr zu zahlen. Jeder Zehnte würde für ein Fair-Trade-Produkte
immerhin noch zwischen 15 und 25 Prozent mehr bezahlen als für ein nicht fair
gehandeltes Produkt. Und rund jeder Sechste (16,3 Prozent) zeigte sich bei der
Umfrage bereit, zwischen zehn und 15 Prozent mehr zu bezahlen. Das Gros der
Befragten bewegte sich aber im unteren Prozentbereich. 28,9 Prozent der
befragten Verbraucher gaben an, für ein Fair-Trade-Produkt fünf bis zehn
Prozent mehr bezahlen zu wollen. Und 17,4 Prozent der Befragten wären sogar nur
mit einem Aufpreis von weniger als 5 Prozent einverstanden. Männer waren eher
bereit, mehr für Fair-Trade-Produkte zu bezahlen. Zwar war der Anteil der
Männer, die einen Aufpreis nur dann zahlen würden, wenn er weniger als fünf
Prozent beträgt, mit 18,0 Prozent größer als der Anteil der Frauen mit 16,8
Prozent. Männer waren dafür aber auch in den höheren Stufen deutlich stärker
vertreten. So erklärten sich jeder zwanzigste Mann (5,0 Prozent), aber nur 4,1
Prozent der von mydealz befragten Frauen prinzipiell bereit, einen Aufpreis von
mehr als 25 Prozent zu bezahlen. Und mehr als 50 Prozent "on-top"
wollten immerhin noch 1,3 Prozent der Männer, aber keine einzige Frau bezahlen.
Quelle: mydealz.com