In der Arktis wurde
während einer Kreuzfahrt ein Eisbär erschossen – weil das Tier seinen
Lebensraum verteidigt und ein Crew-Mitglied angegriffen hatte. Der Vorfall
sorgte weltweit für Entsetzen. Der Eisbär ist jedoch nur eines von vielen
traurigen Beispielen für Tourismus auf Kosten von Tieren. Das Kreuzfahrtschiff
MS Bremen war am Wochenende auf einer Expeditionstour in der arktischen
Polarinselgruppe Spitzbergen unterwegs. Die Crew wollte einen Landgang
vorbereiten – ein Team aus sogenannten „Eisbärwächtern“ inspizierte zunächst
die Umgebung an Land. Dabei stießen sie auf einen Eisbären, der einen der
Wächter angriff und am Kopf verletzte. Die Wächter erschossen das Tier
daraufhin – aus Notwehr, schreibt Reiseveranstalter Hapag Lloyd in einem
Statement. Aber wieso musste es überhaupt so weit kommen? Eisbären sind ohnehin
vom Aussterben bedroht, ihr Lebensraum wird unter anderem wegen dem Klimawandel
immer kleiner. Ist es dann vertretbar, Kreuzfahrten und Expeditionstouren in
diese Gebiete zu unternehmen? „Lasst uns einem Eisbären in ihrer natürlichen
Umgebung zu nah kommen, und ihn dann töten, wenn er uns zu nah kommt“,
kommentiert eine Userin auf Twitter. Leider ist der Eisbär nur ein Symbol für
die Rücksichtslosigkeit vieler Tier-Tourismus-Angebote – wenn auch ein
besonders tragisches. Immer wenn Tiere zu Touristen-Attraktionen werden, ist
das Risiko groß, dass viel Leid damit verbunden ist. So auch bei diesen fünf
Beispielen:
1. Auf Elefanten
reiten
Egal ob Thailand,
Sri-Lanka oder Myanmar – Elefantenreiten ist für viele Asienreisende der
Höhepunkt ihres Urlaubs. Viele Angebote vermitteln sogar, dass man den Tieren
etwas Gutes tut, dabei ist das Gegenteil der Fall. In Sri Lanka und Thailand
werden Elefantenbabys illegal eingefangen. Auf der Jagd nach ihnen töten die
Wilderer bis zu fünf erwachsene Tiere, die ihren Nachwuchs schützen wollen,
schreibt der Tierschutzverein Pro Wildlife. In
Gefangenschaft werden die Jungtiere brutal gezähmt, indem sie mit Ketten an den
Beinen fixiert und mit Wasser-, Nahrungs- und Schlafentzug gequält werden, bis
ihr Wille gebrochen ist. Mit spitzen Haken werden die Tiere malträtiert – der
Respekt wird ihnen buchstäblich eingeprügelt. Wer darauf achtet, entdeckt Elefanten
sind Wildtiere, die am besten in der Freiheit aufgehoben sind. Pro Wildlife rät
deshalb dazu, jegliche Touristenattraktionen zu meiden, bei denen Elefanten in
Camps oder Auffangstationen, bei Prozessionen oder Festumzügen betrachtet und
berührt werden können. Der Verein empfiehlt die Tiere nur in Freiheit unter
professioneller Führung zu betrachten. Weitere Tipps findet ihr auf der Seite des Vereins.
2. Aquarien und
Tiershows
In Aquarien und
Tiershows können Tierfans Orcas und Delfine aus nächster Nähe beobachten. Für
Urlauber ist es ein beeindruckendes Erlebnis, wenn die gigantischen Meerestiere
nur eine Hand breit entfernt vorüberschwimmen oder aus dem Becken springen. Für
die Tiere bedeutet das allerdings Stress pur: Die Haltungsbedingungen in den
Aquarien sind katastrophal, erklärt der Geschäftsführer des Wal- und
Delfinschutz-Forums (WDSF) Jürgen Ortmüller im Interview mit welt.de. In Freiheit können
Delfine bis zu 100 Kilometer weit schwimmen und bis zu 500 Meter tief tauchen.
Ein Delfinarium kommt im besten Fall auf bis zu zwölf Meter Tiefe. Während der
Shows sind Delfine und Orcas ständig dem Lärm von Musik und Applaus ausgesetzt.
Doch das schlimmste: Tausende Wale und Delfine sterben in den Aquarien.
Die traurige Ursachen: Die Tiere vereinsamen in Gefangenschaft. Das schwächt
ihr Immunsystem, was wiederum zu Krankheiten wie Lungenentzündungen,
Magengeschwüren und Blutvergiftungen führt, an denen die Tiere schließlich
verenden. Laut Ottmüller sind sogar Fälle von Selbstmord bei Delfinen bekannt,
bei denen die Tiere einfach bewusst aufhörten zu atmen.
3. Haie, Wale und
Delfine in freier Wildbahn beobachten
Nicht nur Aquarien
sind problematisch – sondern auch solche Angebote, bei denen man Haie, Wale,
Delfine oder auch Rochen in ihrer natürlichen Umgebung beobachten kann. Ob auf
den Malediven, in Sansibar oder auf Bali – beim Tauchen, Schnorcheln oder auf
Booten können Touristen die Tiere aus nächster Nähe beobachten, füttern oder
gar berühren. Je mehr Touristen auf einmal kommen, desto mehr Stress bedeutet
das für die Tiere. Die Folge sind Verletzungen und Verhaltensänderungen: Die
Tiere flüchten aus Angst und werden so dauerhaft aus ihrem Lebensraum
vertrieben. Auf Sansibar etwa zeigt der Delfintourismus, dass die Anwesenheit
von Menschen bei den Tieren dazu führt, dass sie sich weniger um ihren
Nachwuchs kümmern, nicht zur Ruhe kommen und weniger Zeit für die Futtersuche,
zum Schmusen und Spielen aufbringen.
4. In Griechenland auf
Eseln reiten
Jüngst haben
Tierschützer den Missbrauch von Eseln auf der griechischen Insel Santorin
angeprangert. Wie die Tierschutzorganisation Network for Animals
berichtet, müssten Esel dort teilweise ohne Pause sieben Tage die Woche
arbeiten, in der prallen Hitze Touristen, die teils viel zu schwer für die Tiere
sind, über steile Wege und Treppen transportieren. Ein Foto der
Tierschutzorganisation zeigt eine übergewichtige Urlauberin auf einem
abgemagerten Tier. Ein anderes Bild zeigt einen Esel mit aufgeriebenem,
blutendem Widerrist. Die Organisation berichtet, dass die Tiere nicht genügend
Wasser bekommen und teils so erschöpft sind, dass sie häufig nicht mehr
aufstehen können.
5. Schnappschüsse mit
Tigern, Haien oder Baby-Alligatoren
Für die Urlauber ein
riesen Spaß – für die Tiere die reine Qual: An vielen Urlaubsorten können
Touristen gegen Geld Wildtiere streicheln, hochnehmen und sich mit ihnen
fotografieren lassen. Selfies mit Tierbabys sind dabei besonders beliebt. Die
Tiere sind dabei Stress und Misshandlungen ausgesetzt, doch es kommt noch
dicker: Primaten werden laut Peta oftmals die Zähne gezogen oder abgeknipst,
damit sie die Touristen nicht verletzen können. Aus demselben Grund werden
Baby-Alligatoren in den Everglades (US-Bundesstaat Florida, USA) die Mäuler
zugeklebt. Laut PETA können Touristen in
einem Restaurant in Mexiko sogar mit einem Ammenhai schwimmen und Selfies
machen – natürlich gegen Geld. Das Tier lebt unter unwürdigen Bedingungen in
einem winzigen Becken und erleidet jedes Mal Todesqualen, wenn Touristen sich
mit ihm fotografieren lassen wollen. Peta rät von solchen Touristenattraktionen
abzusehen. Weil man damit nur die Jagd auf die Wildtiere, deren Gefangenschaft
und katastrophalen Haltungsbedingungen unterstützt.
Quelle: utopia.de
Ausführliche Infos zur Ausbeutung von Tieren im Tourismus (darunter auch
Jagdtourismus, „Canned Lion Hunting“, Kutschpferde, Besuch von Menschenaffen,
Delfinarien in Deutschland uvm.) im Buch FAIRreisen