Dienstag, 12. Juni 2018

Fleisch- und Milchkonsum: Größter negativer Einfluss auf den Planeten


Eine neue Studie zeigt: Würden wir keine Tierprodukte mehr essen, bräuchten wir gerade mal ein Viertel aller landwirtschaftlich genutzten Flächen – und die Menschheit würde immer noch satt werden.

Eine umfassende neue Studie der englischen Oxford Universität zeigt, welchen Schaden die Landwirtschaft unserem Planeten zufügt – und kommt zu einem eindrucksvollen Ergebnis: Ohne Fleisch- und Milchprodukte könnten die Agrarflächen weltweit um bis zu 75 Prozent reduziert werden: eine Fläche so groß wie die USA, China die EU und Australien zusammen. Der Studie zufolge habe der Verzicht auf Fleisch und Milch den größten Einfluss auf unseren ökologischen Fußabdruck. Fleisch- und Milchprodukte lieferten nur 18 Prozent aller Kalorien und 37 Prozent der Proteine – benötigten für die Produktion aber den meisten Platz, nämlich 83 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen. Ihre Produktion macht außerdem mehr als die Hälfte (60 Prozent) der Treibhausgas-Emissionen in der Landwirtschaft aus. Sogar die Tierprodukte, die am wenigsten Einfluss auf die Umwelt hätten, verursachten der Studie zufolge immer noch mehr Umweltzerstörung, als die unnachhaltigsten Gemüse- und Getreidearten. Die Ergebnisse basieren auf einem äußerst umfangreichen Datensatz: Untersucht wurden 40.000 Agrarbetriebe in 119 Ländern. Zudem analysierten sie alle möglichen Arten von Lebensmitteln, die 90 Prozent unserer Nahrungsmittel ausmachen. Dabei bewertet die Studie den kompletten Umwelteinfluss dieser Lebensmittel vom Erzeuger bis zum Verbraucher: von der Landnutzung über die produzierten Klimagase, die Frischwassernutzung, die verursachte Wasser- und Luftverschmutzung.Veröffentlicht wurde die Untersuchung in der Fachzeitschrift Science, sie gilt als eine der wichtigsten Wissenschaftszeitschriften weltweit.

Nicht nur die Treibhausgase zerstören die Umwelt

„Eine vegane Ernährung ist wahrscheinlich die effektivste Weise unseren ökologischen Fußabdruck zu verringern. Denn es geht nicht nur um die verursachten Treibhausgase, sondern auch um die weltweite Übersäuerung der Böden, die Überdüngung der Gewässer und die Land- und Wassernutzung“, sagt Joseph Poore gegenüber der britischen Tageszeitung The Guardian. Er ist der Leiter der Studie an der Oxford Universität in Großbritannien. Sich vegan zu ernähren hätte „einen weitaus größeren Einfluss, als wenn man sich ein Elektroauto kauft oder weniger fliegt. Diese Faktoren reduzieren lediglich Treibhausgase, berücksichtigen andere Umwelteinflüsse aber nicht.“ Und weiter: „Die Landwirtschaft ist der Sektor, der eine Vielzahl an Umweltproblemen vereint.“ In Wahrheit sei die Produktion von Fleisch und Milchprodukten verantwortlich für viele dieser Probleme. „Auf Tierprodukte zu verzichten bringt deshalb weit mehr, als der Versuch nur nachhaltig produzierte Fleisch- und Milchprodukte zu erwerben.“ Das zeigt der Vergleich der Produktion von Rindfleisch mit pflanzlichem Protein wie etwa Bohnen: Sogar das Rindfleisch mit dem niedrigsten Umwelteinfluss verursache laut Studie sechs Mal mehr Treibhausgas und bräuchte 36 Mal mehr Fläche als die gleiche Menge Bohnen. Dennoch geht aus der Studie hervor, dass die Art und Weise wie tierische Produkte produziert werden, ebenfalls eine Rolle spielt. So verursache die Haltung von Rindern auf abgeholzten Flächen zwölf Mal mehr Treibhausgase und benötige 50 Mal mehr Fläche als die Haltung auf natürlichem Weideland.

Wir müssen nicht alle gleich vegan werden

Die großen Schwankungen der unterschiedlichen Produktionsmethoden zeigt: Wir können unseren ökologischen Fußabdruck auch reduzieren, ohne dass die gesamte Weltbevölkerung vegan werden muss. Dazu müsste die Hälfte an Fleisch- und Milchprodukten, die den meisten Schaden anrichten, durch pflanzliche Produkte ersetzt werden, so Poore. Das würde immer noch zwei Drittel des Effekts ausmachen, den man hätte, wenn wir komplett auf tierische Produkte verzichten würden. Um das umzusetzen fordert Poore ein Siegel, an dem Verbraucher erkennen, welche Lebensmittel am wenigsten Schaden anrichten. Zudem seien Zuschüsse für die Produktion nachhaltiger und gesunder Lebensmittel nötig. Auch eine Steuer auf Fleisch und Milchprodukte sei empfehlenswert. Unter Experten erntet die Studie großes Lob. Durch den großen Datensatz seien die Schlussfolgerungen viel robuster. Dr. Peter Alexander, von der University of Edinburgh in Großbritannien meint gegenüber dem Guardian aber auch, man müsse wegen der Ergebnisse nicht über Nacht zum Veganer werden, sondern sie als Anlass nehmen unseren Fleisch- und Milchkonsum zu mäßigen.
Quelle: utopia.de, Bild (Vegan): meinefitness.com