Donnerstag, 13. Oktober 2022

Textilsiegel Grüner Knopf 2.0 - was ist neu?


Das staatliche Siegel „Grüner Knopf“, das auf immer mehr Textilien zu sehen ist, steht für sozial und ökologisch nachhaltig produzierte Textilien. Es soll Verbraucher*innen sowie öffentlichen Vergabestellen beim Kauf von nachhaltig produzierten Textilien Orientierung geben. Im September 2019 wurde das Siegel vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) eingeführt. Der Grüne Knopf verbindet erstmals als staatliches Siegel Anforderungen an die textilen Produkte und an das gesamte Unternehmen. Drei Jahre nach der Einführung des Grünen Knopf sind aktuell 94 Unternehmen zertifiziert und ca. 200 Millionen Textilien dürfen das Siegel tragen. Das Textilsiegel findet man auf Produkten wie T-Shirts, Hosen, Mützen, textilen Schuhen, aber auch auf Bettwäsche, Rucksäcken oder Berufsbekleidung. Seit Mitte 2020 wurde der bisherige Standard 1.0 mithilfe eines unabhängigen Beirats und in zwei öffentlichen Konsultationen überarbeitet und weiterentwickelt. Am 1. August 2022 ist der Grüne Knopf 2.0. in Kraft getreten.

Neue Kriterien

Durch die Überarbeitung des Standards zum Grünen Knopf 2.0 konnten einige Verbesserungen erzielt werden, die in der textilen Lieferkette eine zentrale Rolle spielen. Dazu zählen mehr Transparenz in der Lieferkette, teils höhere Anforderungen an Unternehmen in Bezug auf die Sorgfaltspflichten entlang der Kette sowie die Ausweitung der Überprüfungen auf der Produktionsstufe der Rohstoffgewinnung. Dennoch gibt es auch beim Grünen Knopf 2.0 noch Verbesserungspotenzial: Die Anforderungen an die Unternehmen und an das Produkt reichen oftmals nicht an die Mindestkriterien des Fairen Handels (wie Fair-Handels-Prämie, Vorfinanzierung) heran und Teile der textilen Lieferkette sind auf der Produktebene gar nicht oder nur rudimentär abgedeckt. Auch die Zahlung von existenzsichernden Löhnen ist nicht verpflichtend.

Auf dem richtigen Weg - aber das Ziel ist noch nicht erreicht

Durch den Grünen Knopf werden Verbraucher*innen beim Einkauf von Textilien stärker für soziale Kriterien und Umweltschutz sensibilisiert. Als staatliches Siegel hat der Grüne Knopf mittlerweile eine breite Bekanntheit erreicht. Viele Konsument*innen können so noch mehr auf das Thema sozial und ökologisch nachhaltige Textilien aufmerksam gemacht werden. Anders als andere Textilsiegel werden die Anforderungen beim Grünen Knopf nicht nur an das Produkt selbst gestellt, sondern an das gesamte Unternehmen und dessen Einkaufspolitik. Dies ist begrüßenswert, da die Unternehmen durch die unternehmensbezogenen Kriterien ihre Lieferketten und die damit verbundenen Risiken besser kennen müssen. Dennoch gibt es nach wie vor einige Schwachpunkte beim Grünen Knopf und die Anforderungen, die an die verschiedenen Produktionsstufen innerhalb der textilen Lieferkette gestellt werden, sind noch nicht ausreichend und umfassend genug. Somit kann nicht sichergestellt werden, dass soziale und ökologische Kriterien bei allen Akteuren in der Lieferkette umgesetzt werden. Deshalb ist es erfreulich, dass eine erneute Überarbeitung und damit Weiterentwicklung des Standards in den nächsten Jahren geplant ist.

Quelle: Forum Fairer Handel