Trotz massiver Menschenrechts- und
Umweltvergehen fördern europäische TOP-Banken kontroverse Rohstoffunternehmen
uneingeschränkt mit 100 Mrd. Euro.

Anlässlich der Vorstellung des neuen Dirty Profits 6 MINING Berichts
beklagt Facing Finance, dass europäischen Top Banken, darunter auch die
Deutsche Bank und die DZ-Bank, trotz gravierender Verstöße von
Bergbauunternehmen gegen Umweltauflagen, Arbeits- und Menschenechte in diese
investieren und sie weiterhin umfassend finanzieren. „Obwohl Facing Finance und viele weitere NGOs
seit fast 10 Jahren auf die anhaltenden Verstöße von Bergbauunternehmen
hinweisen, wurden und werden deren problematische Geschäftsmodelle von
europäischen Banken mit zweistelligen Milliardensummen gefördert",
kritisiert Thomas Küchenmeister, geschäftsführender Vorstand von Facing
Finance. Banken müssen endlich transparenter werden, mehr Verantwortung
übernehmen und sicherstellen, dass auch das Geld ihrer Kunden nicht zur Finanzierung
von verantwortungslosen Rohstoffunternehmen missbraucht wird", so
Küchenmeister. Der Bericht dokumentiert Verstöße von Bergbauunternehmen wie die
Kontaminierung von Land, Wasser und Luft, aber auch Gewalt, Drohungen und
Einschüchterung der lokalen Bevölkerungen, Verstöße gegen Arbeitsrechte oder
Zwangsarbeit. Hinzu kommen mangelnde Entschädigungen für von der Industrie
verursachte Umweltkatastrophen, wie im Falle des Dammbruches der Samarco Mine
(Brasilien) im Jahr 2015.
Verantwortungslose Banken finanzieren
verantwortungslose Unternehmen

„Die
Dammbrüche von Mariana (Brasilien) oder Buenavista del Cobre (Mexiko) zeigen,
wie wenig die Rohstoffindustrie Menschen- und Umweltrechte achtet. Selbst bei
der schwersten Bergbaukatastrophe der Geschichte drücken sich die Unternehmen
um ihre Verantwortung, die Opfer angemessen zu entschädigen", sagt Susanne
Friess, Co-Autorin des Dirty Profits Berichtes und Bergbau-Expertin bei
Misereor. Verantwortlich für diese beiden Mega- Katstrophen sind die
Bergbauunternehmen Vale, BHP Billiton bzw. Grupo Mexico. Entgegen der
Behauptungen der Banken, zunehmend ihre ökologischen und sozialen
Unternehmensführungs-Richtlinien zu verbessern und auf Vorfälle und Verstöße
von Unternehmen zu achten, zeigt der Bericht, dass die zehn ausgewählten Banken
nicht davor zurückschreckten, die verantwortungslosesten Unternehmen umfassend
zu finanzieren. „Fast ein Drittel (32 Mrd. Euro) des gesamten Kapitals, welches
die Banken zwischen 2010 und 2017 den ausgewählten Rohstoffunternehmen zur
Verfügung gestellt haben, ging nachweislich an Unternehmen, die über sehr
schlechte Umwelt- und Sozialstandards verfügen und die auch nicht zu den
Vorwürfen Stellung nahmen", beklagt Lesley Burdock von Facing Finance,
Projektleiterin und Autorin des „Dirty Profits" Berichtes. Zu diesen sehr
schlecht bewerteten Unternehmen gehören Grupo Mexiko, Gazprom, Barrick Gold,
Goldcorp und Eni.
Viel Geld für globale Verschmutzer

Die Deutsche Bank stellte im Untersuchungszeitraum fast 4 Milliarden Euro
für die Aktivitäten der Unternehmen Gazprom und Eni zur Verfügung. Beide
Unternehmen beteiligen sich an hochriskanten Ölbohrungen in der Arktis. Die
Deutsche Bank hält zudem die umfassendsten Beteiligungen an den untersuchten
Rohstoffunternehmen. Die umfangreichte Versorgung mit Kapital entfiel auf die
französischen Banken BNP Paribas und Credit Agricole und auf die englische
Barclays, die niedrigste auf die DZ Bank und die niederländische Rabobank. Zwischen
2010 und 2017 stellten die Deutschen Bank und die DZ Bank dem umstrittenen
Bergbaugiganten Glencore fast 3,4 Milliarden Euro zur Verfügung. Das
Unternehmen Vale, mitverantwortlich für den Dammbruch der Samarco Mine, erhielt
sogar 2017 und nach der Umweltkatstrophe noch 111 Millionen Euro von der
Deutschen Bank. Die DZ Bank hingegen stellte für die untersuchten Unternehmen
die geringsten Mittel zur Verfügung (1,3 Mrd. Euro). In einer begleitenden Untersuchung zum
Rohstoffsektor allgemein stellte Facing Finance zudem fest, dass auch insgesamt
21 der von Kirchenbanken angebotenen Fonds in Wertpapiere von
Rohstoffunternehmen investieren, die wiederholt wegen
Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung in die Kritik geraten sind.
"Auch Kirchenbanken sollten die von Ihnen angebotenen Fonds genau prüfen
und hohe Maßstäbe an Unternehmen und deren Respekt für Menschenrechte sowie
Klima- und Umweltschutz anwenden", sagt Thomas Küchenmeister. Insgesamt
wurden 31 Fonds untersucht, 21 davon sind belastet. Der Dirty Profits 6 Bericht fordert
eine verbesserte Rechenschaftspflicht und Kontrolle von im Rohstoffsektor
operierenden Finanzinstitutionen sowie eine deutliche Verbesserung der
Unternehmens-Selbstverpflichtungen zu Menschen-, Arbeitsrechten sowie Umweltstandards
und Klimazielen.
Quelle: facing-finance.org, Foto: © Rogério Alves/TV Senado