Sonntag, 5. Januar 2014

Nachhaltiger Tourismus – auch Elefanten mögen es fair



Der Besuch eines Elefantencamps steht bei Besuchern Nordthailands ganz oben auf der Beliebheitsskala. Doch die Lebensbedingungen der Dickhäuter variieren ganz erheblich. Der Elefant Nature Park nördlich der Großstadt Chaing Mai geht einen anderen Weg als die meisten Camps.

Elefanten gehen betteln

Noch  immer kann man sie abends sehen: Überall wo Touristen auftauchen, müssen sich asiatische Elefanten ihr Brot im wahrsten Sinn des Worts auf der Straße verdienen. So auch in Chiang Rai, einer thailändischen Provinzhauptstadt, ganz im Norden, unweit des berühmten „Goldenen Dreiecks“, dem einst verrufenen Dreiländereck bestehend aus Thailand, Laos und Myanmar. Mitten auf der Hauptstraße laufen sie, geführt von ihrem Mahout, dem Treiber, vorbei an dichtem Autoverkehr und hektischen Passanten, die unbedingt ein Foto machen wollen. Warum sind die Elefanten auf der Straße? Weil sie arbeitslos sind.

Neuer Trend: Elefantencamps

Ihren Job haben sie schon 1989 Jahren verloren, als der illegale Holzeinschlag in Thailands Wäldern verboten wurde. Rund 3000 zahme Elefanten standen von heute auf morgen auf der Strafe und mussten sich fortan ihren Lebensunterhalt im Zirkus, in Elefantencamps oder eben bettelnd verdienen. Zurück in die Wälder konnten sie nicht, da sie an Menschen gewöhnt waren und in der Wildnis nicht überlebt hätten. Mit dem rapiden Anstieg des Tourismus in Thailand in den vergangenen Jahtzehnten landeten immer mehr Elefanten in Touristencamps. Zu diesem Trend hat auch beigetragen, dass das Betteln von Elefanten in der Öffentlichkeit offiziell verboten ist, aber bis auf die Städte Bangkok und Chiang Mai immer noch geduldet wird.

Selbstsüchtige Touristen

Doch ein Leben im Touristencamp heißt noch lange nicht, dass es den Tieren besser als früher geht. Viele haben weiter einen harten Arbeitstag vor sich, der mehrere Ausritte und das Vorführen von Tricks beinhaltet. Weigern sich die Tiere, werden sie oftmals mit Schlägen und Tritten gezwungen. Die Misshandlungen erfolgen meist versteckt, damit die Touristen nicht vergrault werden. Artgerechte Haltung sieht anders aus. Das wissen die meisten Touristen allerdings nicht und wählen den Besuch ihres Elefantenamps eher zufällig aus. Für viele steht eher die eigene Person im Vordergrund als das Tier. Schließlich „braucht“ man ja das Beweisfoto auf dem Elefanten. Ob das Tier einen 12-Std. Tag hat, Wunden vom schlechtsitzenden Tragegestell davonträgt oder unzureichend ernährt wird, davon erfahren die meisten Besucher wenig.

Ein sanfterer Weg ist möglich

Ganz anders geht es im Elephant Nature Park zu, dem ersten Schutzgebiet für Elefanten, nördlich von Chiang Mai gelegen. Hier haben 36 Elefanten eine dauerhafte Zuflucht gefunden haben. Hier reitet niemand auf den Tieren und erwartet auch keine Tricks von ihnen. Das könnten einige der Tiere auch gar nicht mehr leisten, denn sie sind blind, zum Teil verstümmelt von ihren ehemaligen Besitzern, zum Teil altersbedingt. Um so beeindruckender ist es zu beobachten, wie sich andere Elefanten um ihre benachteiligten Artgenossen kümmern. Im Elefant Nature Camp haben die Tiere Platz und sie haben keinen Druck. Wenn sie mal keine Lust auf Touristen haben, dann eben nicht. Doch zum Füttern kommen sie natürlich gerne, um Unmengen an Kürbissen, Melonen oder Bananen zu verdrücken. Nachmittags geht es dann zum Baden im nahe liegenden Fluss – ein Riesenspaß für alle Beteiligten.

Mehr als nur Schutzgebiet für Elefanten

Doch das Elephant Nature Camp, Teil der Save Elephant Foundation, ist mehr als nur ein Refugium für gequälte Arbeitselefanten. Es bietet vielen Einheimischen in der Umgebung eine sichere Einnahmequelle. Bauern versorgen Mensch und Tier mit frischem Obst und Gemüse, Frauen aus den Nachbardörfern betreiben einen unabhängigen Souvenirshop im Camp und zahlreiche Menschen haben einen festen Job im Camp gefunden. Inzwischen betreibt die Save Elephant Foundation neben weiteren Camps in Thailand weitere  Camps auch ein Camp im benachbarten Kambodscha mit ähnlichem Anspruch. Somit kann jeder Tourist seinen Beitrag dazu leisten, dass immer mehr südostasiatische Elefanten eine argerechte Heimat finden.

Hier geht es zur Webseite der Save Elephant Foundation: www.saveelephant.org