Fair
einkaufen-aber wie?“-Autor Frank Herrmann berichtet in unregelmäßigen Abständen
von den Eindrücken und Erlebnissen auf seiner „Fairen Biketour 2015“
Nach einem Frühvortrag (1.+2.
Stunde) am Max-von-Laue-Gymnasium in Koblenz vor rund 100 Schülern und einigen
Lehrern zum Thema Fairer Tourismus, erwartete mich einer der bisher schönsten Tage der Fairen Biketour. Bei
besten Bedingungen (Sonne, nicht zu warm, wenig Wind) radelte ich die Mosel
aufwärts auf sehr gut beschilderten und so gut wie durchgehend asphaltierten
Radwegen. Noch nie habe ich eine Region gesehen, in der so viel Wein (und so
gut wie nichts anderes) angebaut werden. Leider ist die Monokultur Wein auf
Pestizide angewiesen, die hier angesichts der großen Flächen oftmals mit dem
Helikopter aufgebracht werden. Das nimmt natürlich der romantischen Radroute
ein wenig vom Reiz, ebenso wie die Unmengen an Campingplätzen und die oft sehr
trostlos wirkenden Stellplätze für Wohnmobile. In jedem Fall ist die Mosel fest
in Seniorenhand.
Kein Wein an der Mosel
Auch im weiteren Verlauf der
heutigen Etappe fragte ich mich immer wieder, wer denn den ganzen Wein trinkt.
Und würde ich mich nur auf die Namen verlassen, würde ich mir tendenziell eher ein
„Piesporter Goldtröpfchen“ als einen „Kröwer Nacktarsch“ bestellen. Doch ich
bin wahrscheinlich der erste und einzige Moselradler, der keinen lokalen Wein während
seines Besuchs probiert hat. Denn leider habe ich keinen Biowein gefunden, den
ich definitiv dem konventionell angebauten vorziehe.
Die bislang längste Etappe
Da für den morgigen Tag
schlechtes Wetter vorher gesagt war, entschied ich mich so weit wie möglich zu
radeln. Gegen 18 Uhr erreichte ich nach rund 124 Kilometern Bernkastel-Kues und
machte mich auf die Suche nach einer Pension, was noch fast eine Stunde
dauerte. Schließlich fand ich eine nette Bleibe im Ortsteil Kues und nach einer
Pizza bei einem nahe gelegenen Italiener hatte ich für heute außer schlafen
nichts mehr im Sinn.
Ein Fluss, der sich windet
Der Wetterbericht stimmte und
bereits in der Nacht begann es zu regnen. Ich wartete daher bis 11 Uhr, bevor
ich in leichtem Nieselregen aufbrach. Der hörte dann nach rund einer Stunde
komplett auf und es entwickelte sich noch ein recht angenehmer Tag. Auch auf
der heutigen Etappe begleiteten mich neben Burgen, schnuckeligen Dörfern wieder
endlose Weinberge, die auch noch an den unmöglichsten Stellen angelegt worden
waren. Während der Ernte muss hier die Hölle los sein. Erstaunlich auch wie
sich die Mosel windet. Während Koblenz und Trier nur knapp 100 Kilometer
Luftlinie voneinander entfernt sind, brauchte ich für die gleiche Strecke 200
Kilometer dem Lauf der Mosel folgend. Der Vorteil ist, dass der Wind auch mal
dreht (ja, ich hatte wirklich auch mal Rückenwind) und einen die Sonne mal von
links und mal von rechts bescheint. Schließlich erreichte ich Trier, wo in den
kommenden Tagen zwei Vorträge anstehen. Und ein wenig Erholung kann nach den vier
Tagen nonstop Radelns und 320 Kilometern im Sattel auch nicht schaden.
Fortsetzung folgt ...