Montag, 23. Mai 2022

foodwatch: Mit Essen spielt man nicht!

Die Lebensmittelpreise steigen. Ursachen sind nicht nur die hohe Inflationsrate und der Ukraine-Krieg - Finanzspekulanten befeuern die Rohstoffpreise zusätzlich. Sie wetten auf steigende Preise und hoffen auf rasche Gewinnefoodwatch fordert: Spekulationsexzesse müssen endlich verhindert werden.

Die Lebensmittelpreise sind in den letzten Wochen weltweit massiv gestiegen. Laut den Vereinten Nationen liegen die Preise um 34 Prozent höher als vor einem Jahr und haben den höchsten Stand seit 1990 erreicht. Die Preise steigen aus zwei Gründen: Zum einen fürchten Unternehmen und Händler aufgrund des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs Russlands ein verknapptes Angebot von Weizen, Pflanzenölen und Phosphat-Dünger aus der Schwarzmeer-Region sowie von Erdöl und Erdgas aus Russland. Zum anderen befeuern Finanzwetten auf steigende Rohstoffpreise die Preise zusätzlich. foodwatch fordert: Es braucht Transparenz darüber, wer über welche Getreidereserven verfügt – nur so kann der Angst vor Knappheit begegnet werden. Und die EU muss dringend wirksame Handelsschranken, sogenannte Positionslimits, festlegen und so die Wetten auf steigende Preise beenden. Das ist jedoch bisher am Einfluss der Finanzlobby gescheitert. 

EU-Kommission und US-Regierung haben Regulierung versäumt 

Die Preissteigerungen an den Rohstoffbörsen in Paris und Chicago sind nicht zuletzt erheblichen Versäumnissen der EU-Kommission und der US-Regierung geschuldet. EU und USA haben die ihnen unterstellten Finanzmarkt-Aufsichtsbehörden seit Jahren nicht zur Durchsetzung wirksamer Spekulations-Begrenzungsinstrumente gedrängt. Im Jahr 2020 wurden sogar Deregulierungen durchgeführt. Der Rechercheverbund Lighthouse Reports veröffentlichte am Freitag den ausführlichen Bericht „The Hunger Profiteers“ zur Spekulation an den Rohstoffbörsen. Auch die Vereinten Nationen warnen aktuell vor den Folgen der Finanzwetten. Das „World Food Programme“ der UN benötigt zum Beispiel nach eigenen Angaben etwa 50 Prozent mehr Mittel als 2019. foodwatch hatte in dem Report „Die Hungermacher“ bereits 2011 ausgiebige Recherchen zur Agrarspekulation veröffentlicht und eine wirksame Regulierung der Geschäfte gefordert. Entscheidend ist insbesondere, dass die absolute Zahl der zu Spekulationszwecken geschlossenen Warenterminverträge begrenzt wird. Dafür müssen „Positionslimits“ definiert werden.

Quelle: foodwatch

Sonntag, 1. Mai 2022

Düstere Aussichten – der Atlas der Zivilgesellschaft 2022

 Nur drei Prozent der Weltbevölkerung leben in Staaten, in denen zivilgesellschaftliche Grundfreiheiten garantiert sind. Das ist der Befund des aktuellen Atlas‘ der Zivilgesellschaft. Der Atlas stuft die Freiheitsrechte weltweit in fünf Kategorien von "offen" bis "geschlossen" ein. Während sich nur für ein Land die Einstufung verbessert hat, sind 14 Länder in eine schlechtere Kategorie abgerutscht. Der Atlas der Zivilgesellschaft wird von Brot für die Welt und CIVICUS, einem weltweiten Netzwerk für bürgerschaftliches Engagement, in diesem Jahr zum fünften Mal veröffentlicht. Er dokumentiert, in welchen Ländern die Zivilgesellschaft frei handeln kann und in welchen Staaten ihre Rechte bedroht, eingeschränkt oder gar außer Kraft gesetzt sind. Nur 240 Millionen Menschen weltweit leben in "offenen" Staaten, in denen zivilgesellschaftliche Grundfreiheiten wie Meinungs- und Versammlungsfreiheit garantiert sind. Dagegen leben etwa neun von zehn Menschen in Staaten mit "beschränkter", "unterdrückter" oder "geschlossener" Zivilgesellschaft.

Das zweischneidige Schwert „Digitalisierung

Inhaltlicher Schwerpunkt des Atlas‘ ist in diesem Jahr die Digitalisierung. Sie ist für zivilgesellschaftliche Organisationen und Akteure Chance und Bedrohung zugleich. Denn Aktivistinnen können mit digitalen Tools ihre Inhalte effizienter verbreiten und sich schneller vernetzen, aber auch die Regierungen können ihre Bürger viel einfacher überwachen – häufig mit Techniken made in Europe. Weitere digitale Bedrohungen zivilgesellschaftlicher Freiheiten sind Online-Zensur und Internetsperren, die es Regierungen ermöglichen, Meinungs- und Pressefreiheit auszuhebeln. Indien führt die Rangliste der Internetsperren an. Allein 2020 wurde das Internet laut der NGO Access Now dort über 100 Mal abgeschaltet. In Tansania gab es 2020 nur einen einzigen Shutdown des Internets, der wiederum dauerte gleich mehrere Tage und begann einen Tag vor der Präsidentschaftswahl.

Quelle: Brot für die Welt

Hier kann man den Atlas der Zivilregierung downloaden